Michael Schumacher ringt kurz vor Jahresende mit seinem Leben. Der schreckliche Ski-Unfall des Rekordweltmeisters versetzt die Welt in einen Schockzustand. Mit großer Sorge fällt der Blick auf das Krankenhaus in Grenoble, in dem Schumacher auf der Intensivstation liegt und nach der Notfall-Operation am Sonntagabend in ein künstliches Koma versetzt wurde. Unzählige Genesungswünsche machen die Runde, die Resonanz auf das Drama ist überwältigend. Ein Schlagwort begleitet uns seit dem Bekanntwerden des Unfalls: Kämpfer. Auf Twitter macht sogar der hashtag #kaempfenschumi prominent die Runde.

Bei all der Ungewissheit, wie es mit dem 44-Jährigen weitergeht, verbindet doch ein Begriff alle Betroffenen. Jeder weiß, dass Schumacher einer war, der niemals aufgegeben hat - egal, wie aussichtslos die Situation gewesen sein mag. 'Kämpfernatur', das bedeutet auch ein Stück weit Hoffnung. "Werde bald wieder gesund, Michael! Zeit zum kämpfen, wie in Spa 1995, Ungarn 1998 oder Suzuka 2000", twitterte etwa sein früherer Formel-1-Wegbegleiter Karun Chandhok.

Schumachers Motorsportkarriere ist durchzogen von großen Erfolgen, doch dafür musste er immer wieder hart kämpfen und sich jedes Mal aufs Neue beweisen. Der Kampf mit dem Leben ist nicht mit einem Streckenduell zu vergleichen, zeigt aber immerhin den ungeheuren Willen des siebenmaligen Champions. Motorsport-Magazin.com nennt einige eindrückliche Beispiele für die Kämpfernatur Schumacher.

Spa 1995: Geburt des Regengottes, Foto: Sutton
Spa 1995: Geburt des Regengottes, Foto: Sutton

Großer Preis von Belgien 1995: Von Startplatz 16 glaubt nur einer, dass er in Spa etwas reißen kann: Schumacher selbst. Im belgischen Regen prescht er im Slick bereiften Benetton nach vorn und geboren war der Mythos des Regengotts Schumacher. Er gewinnt das Rennen am Ende sogar und sichert sich später die Weltmeisterschaft vor Damon Hill.

Großer Preis von Ungarn 1998: Eigentlich führt auf dem Hungaroring kein Weg an David Coulthard im McLaren-Mercedes vorbei. Ferrari und Schumacher wissen das. Teamchef Ross Brawn sagt mit leichter Verzweiflung, dass Schumacher schon 20 Qualifying-Runden benötige, um eine reale Chance zu haben. Was eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist, macht Schumacher tatsächlich wahr: Er spult 20 Bestzeiten ab und gewinnt das Rennen mit neun Sekunden Vorsprung auf Coulthard.

Sieg in Ungarn 1998, Foto: Sutton
Sieg in Ungarn 1998, Foto: Sutton

Großer Preis von Großbritannien 1999: Schumachers schwerste Verletzung während seiner F1-Karriere. Eine Entlüftungsschraube an den Bremsen seines Ferraris ist defekt, beim Anbremsen auf die Stowe-Kurve fällt bei 306 km/h das Pedal durch. Schumacher schlägt mit 107 km/h in einen Reifenstapel ein und bricht sich das rechte Bein. Kämpfer Schumacher: Sechs Rennen später sitzt er wieder im Cockpit und hilft Teamkollege Eddie Irvine im WM-Kampf gegen Mika Häkkinen.

Großer Preis von Japan 2000: In Suzuka und nach Jody Scheckter 1979 ist es wieder soweit: Ferrari gewinnt die Fahrerweltmeisterschaft mit Schumacher. Der Anfang einer dominanten roten Ära. Fünf Jahre lang musste Schumacher auf seinen dritten Titelgewinn warten, nachdem er sich im Alter von 26 Jahren dazu entschieden hatte, Ferrari zurück zu alten Erfolgen zu führen. Wo nicht wenige schon dachten, dass das Experiment gescheitert sei, bewies Schumacher wieder einmal den nötigen Biss und prägte ein ganzes Jahrzehnt. Der Kämpfer hatte sich wieder einmal durchgesetzt.

Schumacher in Suzuka 2000, Foto: Sutton
Schumacher in Suzuka 2000, Foto: Sutton

Cartagena 2009: Am 11. Februar 2009 erleidet Schumacher den schlimmsten Unfall seiner gesamten Rennsportkarriere. Im spanischen Cartagena stürzt er vom Motorrad und erleidet eine Fraktur des siebten Halswirbels sowie im Bereich der Schädelbasis und Halswirbelsäule. Damit verabschiedet sich auch das mögliche Ferrari-Comeback, als ein Nachfolger für den verletzten Felipe Massa gesucht wird. Doch 2010 der große Paukenschlag: Mercedes reaktiviert Schumacher - von seinem schweren Unfall im Vorjahr ist nichts mehr zu spüren. Anders bei Massa, der nach dem Federn-Vorfall in Ungarn nie wieder zu alter Stärke fand. Im Alter von 42 Jahren hatte sich Schumacher wieder einmal zurückgekämpft - entgegen vieler Erwartungen und Vorhersagen.

Nicht umsonst schrieb Mercedes an diesem Montag in seinem Genesungswunsch an Schumacher: "Jeder im Team weiß, wie groß Michaels Kampfgeist ist und wir wünschen ihm für diesen Kampf all die Stärke, die er benötigt, um auch diesen zu gewinnen. Wir hoffen sehr, dass er bald wieder gesund wird und bei uns sein kann." Wer einmal gegen Schumacher auf der Strecke gefahren ist, kennt den Willen des Rekord-Weltmeisters. "Die Stärke, die du auf der Strecke bewiesen hast, wird dir auch diesmal helfen, mein Freund", sagte sein alter Weggefährte Johnny Herbert. Timo Glock, der nicht umsonst den Spitznamen "Kampfdackel" trägt, gibt die Devise für Michael Schumacher aus: "Kämpfen Schumi!!!"