Christian, man hat länger nichts gehört von Dir. Viele Beobachter wissen im Moment auch gar nicht, in welche Schublade sie dich stecken sollen. Formel-Pilot? Tourenwagen-Fahrer? Langstrecken-As?
Christian Klien: Hauptsache nicht 'Pensionist'. Die letzten 12, 13 Monate war ich recht umtriebig. Am Anfang habe ich viel Zeit zum Testen und Fahren in Australien verbracht. Die Rennen in der Australischen V8 Supercars Meisterschaft haben enorm Spaß gemacht, da ich auf Rennstrecken zum Einsatz kam, die ich vorher nicht kannte. Gerade der Langstreckenklassiker 1000-Kilometer-Bathurst, wo wir auf Anhieb einen Top 10 Platz erreichen konnten war eines der Highlights.

Fehlt dir die Formel 1?
Christian Klien: Irgendwann muss man einen Schlussstrich ziehen. Auch wenn ich vom Alter her noch gut 10 Jahre fahren könnte. Ich war von 2004 bis 2010 immer dabei. Ich dachte am Ende, der finanzielle Zustand der Teams muss wohl am absoluten Tiefpunkt sein. Aber scheinbar war das lange noch nicht alles. Geld hat bei der Cockpitvergabe immer eine gewisse Rolle gespielt. Aber wie man am Beispiel Hülkenberg sieht: Talent alleine reicht nicht mal für ein ordentliches Auto und ein Gehalt, das auch wirklich ausbezahlt wird. So gesehen muss sich keiner heute schämen, der kein Cockpit mehr bekommt. Was mir aber sehr wohl manchmal fehlt, ist das Fahren dieser Rennmaschinen auf höchstem Niveau. Die Power, der Druck, das Adrenalin, das hast du in dieser Form nur in der Königsklasse. Aber das Leben geht weiter, auch ohne Formel 1. Ich bin dankbar, lange Jahre einer dieser Zirkusartisten gewesen zu sein.

Auch für deinen ehemaligen Teamkollegen Mark Webber beginnt ja gerade ein neues Leben.
Christian Klien: Unglaublich, wie der dem Zirkus jetzt schon zu fehlen scheint. Mit wie viel Wehmut der verabschiedet wurde! Aber Mark ist der beste Beweis, dass Titel und Rekorde nicht alles sind. An den wird man sich auch in 30 Jahren noch erinnern. Wir haben immer gut zusammengearbeitet. Er war der Routinier, ich der Grünschnabel bei Jaguar. Ich glaube, er hat es sich gegen den Neuankömmling deutlich leichter vorgestellt. Leider hatten wir beide nicht das Material, um ganz vorne mitzufahren. Aber er ist ein super Typ, immer gerade heraus. Fast ein bisschen wie ein Vorarlberger…