Marussia wird die Saison 2013 wohl als Erfolg feiern, denn erstens sind sie noch im Geschäft, was zu Beginn des Jahres keinesfalls sicher schien, und außerdem ist es ihnen gelungen, Caterham zu schlagen. Zwar keimten im Team unangenehme Erinnerungen an das letzte Jahr auf, als es zum Brasilien GP ging, doch es sollte kein Déjà-vu geben. Marussia fuhr Platz zehn bei den Konstrukteuren, den sie bereits beim zweiten Saisonrennen in Malaysia durch den 13. Platz von Jules Bianchi eingenommen hatten, ins Ziel.

"Dass wir auf dieser Strecke trotz des Rückstandes auf Caterham seit dem Sommer wieder konkurrenzfähig waren und sie geschlagen haben, ist nur der hervorragenden Arbeit im Team geschuldet", streute Bianchi Marussia Rosen. "Es gibt keine Änderungen in Bezug auf unseren Arbeitsaufwand, da er seit wir begonnen haben maximal ist", stellte Sportdirektor Graeme Lowdon klar. "Aber nun haben wir auch eine kleine Belohnung und das ist wirklich schön für jeden."

Das Team: Platz zehn in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft war allerdings weniger aus sentimentalen Gründen wichtig, sondern weil er schlicht und ergreifend Bares bedeutet. Nachdem Marussia im vergangenen Jahr beim Saisonfinale den letzten finanziell honorierten Platz in der Herstellerwertung an Caterham verlor, musste das Team mit einem kleinen Budget in die Saison 2013 gehen. Zudem schwebte das Damoklesschwert des Concorde Agreements über der Mannschaft aus Banbury. Erst Ende Oktober unterschrieb Marussia als letztes Team die kommerzielle Vereinbarung bis Ende 2020.

Pat Symonds packte während der Saison seine Sachen., Foto: Sutton
Pat Symonds packte während der Saison seine Sachen., Foto: Sutton

Unruhe gab es jedoch nicht nur bei den Finanzen, sondern auch beim Personal. Pat Symonds, auf den das Team seit 2011 zunächst als Berater vertraute, räumte mitten in der Saison seinen Posten als technischer Direktor. Das Team kündigte an, sich bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger Zeit zu lassen - und gab bis zum Ende der Saison keinen Kandidaten bekannt.

Das Auto: Das zentrale Thema in der Saison 2013 war die Balance. Die Piloten hatten über die gesamte Saison hinweg immer wieder Probleme. Eine Lösung konnte offensichtlich nicht gefunden werden. Hinzu kamen Probleme bei der Zuverlässigkeit, wie etwa Aussetzer von KERS und DRS. Das kurioseste Problem hatte wohl Bianchi in Singapur. Nachdem er zunächst einen Getriebeschaden vermutet hatte, stellte sich heraus, dass sein Lenkrad nicht mehr funktionierte und er dementsprechend keine Gangwechsel mehr vornehmen konnte.

Ein weiterer Schwachpunkt des MR02 war das Reifenmanagement. Beide Piloten klagten immer wieder, wie schnell die Reifen abbauten und wie oft sie ihrer Crew einen Besuch abstatten mussten. Daran änderte sich selbst mit den neuen Pneus ab Ungarn nichts.

Die Fahrer: Bianchi war trotz der geringen Testzeit vor der Saison auf Anhieb schnell und hatte nicht nur seinen Teamkollegen, sondern auch die beiden Caterham-Piloten klar im Griff. Mit Platz 13 in Malaysia sicherte er seinem Team Millionen - eine wahre Goldgrube für Marussia, fügt man die Sponsorengelder, die er mitbrachte, hinzu. "Er hat die Herausforderungen seiner Debütsaison außergewöhnlich gut bestanden und seine Fähigkeiten sowie sein Potenzial deutlich unter Beweis gestellt", lobte Marussia-Teamchef John Booth bei der Vertragsverlängerung für 2014. In der Bewertung von Motorsport-Magazin.com erhielt Bianchi einen Notendurchschnitt von 3,65.

Die Highlights bei Max Chilton waren dagegen dünner gestreut. Sein bestes Ergebnis war der 14. Platz in Monaco, wo allerdings sieben Fahrer nicht die schwarz-weiß-karierte Flagge sahen. Die beste Startposition sicherte er sich bei wechselhaften Bedingungen in Belgien. Seine wohl größte Leistung in dieser Saison, in der er von Motorsport-Magazin.com im Schnitt die Note 4,32 erhielt, war, dass er als erster Rookie überhaupt und als einziger Fahrer in dieser Saison alle Rennen beendete.

Fazit: Platz zehn bei den Herstellern kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Saison 2013 für Marussia glanzlos war. Das Ziel, das öffentlich kundgetan wurde, nämlich wenigstens einen WM-Zähler einzufahren, hat Marussia deutlich verpasst. So chaotisch konnte 2013 kein Rennen sein, dass das geklappt hätte. Marussia kann sich also keinesfalls zufrieden zurücklehnen, auch wenn Hauptkonkurrent Caterham ebenfalls punktelos blieb und die Saison hinter dem Team aus Banbury beendete. Wenn Marussia jemals aus der Rolle des Hinterbänklers herauskommen will, muss für 2014 einiges getan werden.