Es war der Aufreger des Großen Preises von Brasilien: Felipe Massa bekam in Runde 32 eine Drive-Through-Penalty, weil er die Linie unmittelbar vor dem Boxeneingang mit allen vier Reifen überquerte. Zu diesem Zeitpunkt lag der Brasilianer bei seinem letzten Heim-GP für Ferrari auf Rang vier hinter Fernando Alonso. "Ich finde die Strafe ein bisschen zu extrem und übertrieben", kritisierte Ferrari Teamchef Stefano Domenicali das Strafmaß später.

"Ich glaube nicht, dass Felipe dadurch einen Vorteil hatte. Und mit den Punkten, die er hätte holen können, hätte die Konstrukteursweltmeisterschaft anders ausgehen können", gab er zu bedenken. Ferrari fehlten am Ende sechs Punkte auf Platz zwei und somit zu Mehreinnahmen von kolportierten zehn Millionen Dollar. Wären Alonso und Massa auf den Plätzen drei und vier ins Ziel gefahren, hätte Ferrari 27 Punkte - und somit sechs Punkte mehr - geholt. Gleichzeit hätte Mercedes zwei Punkte und somit auch Platz zwei bei den Konstrukteuren verloren.

"Ja es gab eine Warnung", gestand Domenicali, "aber es war trotzdem sehr hart. Es gab keinen Sicherheitsaspekt und es wurde auf keine Weise irgendein Vorteil dadurch erschlichen." Felipe Massa äußerte seinen Unmut bereits gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Ich habe noch nie erlebt, dass jemand für so etwas bestraft wird", klagte der Brasilianer. "Ich verstehe das auch wirklich nicht was die Sportkommissare da entschieden haben, ich war unglaublich sauer." Auch Pat Fry trauert der vertanen Chance hinterher:"Es wäre absolut verdient gewesen, weil wir heute ohne Zweifel das zweitbeste Team im Feld waren."

Für Felipe Massa war die Strafe besonders ärgerlich, da ihm somit ein mögliches Podium bei seinem letzten Rennen mit Ferrari verbaut wurde. "Wie auch immer... Ich möchte nicht, dass dieser Zwischenfall ein so ein spezielles Wochenenden für mich und für alle im Team ruiniert. In ihren Augen bin ich ein Weltmeister und ich werde sie niemals vergessen. Ich werde niemals irgendetwas von meiner Zeit mit Ferrari vergessen."

Worte zählen nicht mehr

Der letzte Ferrari-Sieg geht auf den Spanien GP zurück, Foto: Sutton
Der letzte Ferrari-Sieg geht auf den Spanien GP zurück, Foto: Sutton

Auch Domenicali wollte sich von der Strafe und dem verpassten zweiten Rang nicht das komplette Wochenende verhageln lassen. "Wir haben eine schwierige Saison erhobenen Hauptes beendet. Wir waren wieder in der Spitze bei einem Grand Prix mit einem bittersüßen Ende." Speziell die Reaktion des Teams stimmt den Italiener zuversichtlich. "Das muss für uns ein Ansporn sein, uns für die nächste Saison so gut wie möglich vorzubereiten und unsere Ingenieure wissen, wo wir hinwollen."

Schönreden wollte er die Ferrari-Saison aber nicht, schließlich könne es nicht der Anspruch von Ferrari sein, nur um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM zu fahren. "Worte zählen nicht mehr, nur die Arbeit, die wir nun Zuhause leisten: Ich glaube, dass alle Entscheidungen, die getroffen und alle Änderungen, die gemacht wurden uns in die richtige Richtung bringen, um in der nächsten Saison so gut wie möglich angreifen zu können", gab sich der Teamchef der Mythosmarke kämpferisch.