1. S - wie Startaufstellung

Standesgemäß sicherte sich Weltmeister Sebastian Vettel die letzte Pole Position des Jahres und wies seinen ersten Verfolger Nico Rosberg mit einem Vorsprung von rund sechs Zehnteln gehörig in die Schranken. Den dritten Startplatz sicherte sich Fernando Alonso, der es damit 2013 kein einziges Mal in die erste Reihe schaffte und den Grand Prix unmittelbar vor seinem aus der Formel 1 scheidenden Freund Mark Webber aufnehmen wird. Die dritte Startreihe teilen sich Lewis Hamilton sowie Romain Grosjean, von dem einmal mehr ein guter Auftakt ins Rennen zu erwarten ist.

Und täglich grüßt der Seb, Foto: Red Bull
Und täglich grüßt der Seb, Foto: Red Bull

Hervorragend präsentierten sich im Qualifying die Toro-Rosso-Piloten Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne und eroberten die Plätze sieben beziehungsweise acht. Enttäuschung herrschte hingegen bei Felipe Massa vor, der wegen eines Fahrfehlers nicht über Rang neun hinauskam und sich wohl ziemlich strecken wird müssen, will er beim Abschied von Ferrari seinen dritten Heimsieg feiern. Beschlossen werden die Top-10 von Nico Hülkenberg, der seine gute Form prolongierte und den Sauber-Boliden zum sechsten Mal in Folge in Q3 pilotierte.

2. - S wie Schlussstrich

Wenn am Sonntag die Zielflagge fällt, dann hat Mark Webber seine letzten Kilometer in der Formel 1 hinter sich. Nach 217 Rennen und neun Siegen verlässt der 37-jährige Australier die Königsklasse in Richtung Langstrecken-WM mit Porsche. Seit 2007 war er für Red Bull Racing unterwegs, wo er in Sao Paulo im Jahr 2008 als Teamkollege David Coulthard in den Ruhestand verabschieden durfte. Webber muss aber auf einen besseren Abgang als DC hoffen: Für diesen war schon im Senna-S nach einer Kollision Schluss.

Mach's gut, Mark, Foto: Red Bull
Mach's gut, Mark, Foto: Red Bull

Abschied nimmt auch Felipe Massa. Der Brasilianer bleibt zwar der Formel 1 bei Williams erhalten, doch die Ehe mit Ferrari geht am Sonntag nach acht Jahren zu Ende. Vor heimischem Publikum könnten beim emotionalen Brasilianer durchaus Tränen kullern, so wie 2008, als er sich bereits als Weltmeister wähnte, den Titel letztlich aber Lewis Hamilton überlassen musste. Mit Webber/Red Bull (seit 2007) und Massa/Ferrari (seit 2006) enden am Sonntag übrigens die beiden längsten Fahrer-Team-Partnerschaften im aktuellen Starterfeld. Außerdem verabschieden wir uns vom altgedienten V8-Motor, der in Rente geht und für den V6-Turbo Platz macht.

3. - S wie Sonntagswetter

Brasilien präsentiert sich beim Saisonfinale alles andere als von seiner sonnigen Seite. Auf den Tribünen des Autodromo Jose Carlos Pace wird zwar weiterhin Samba getanzt, doch ist für die meisten Zuschauer der Regenschirm ein unverzichtbarer Begleiter. Auch am Rennsonntag wird der Himmel über Sao Paulo seine Schleusen öffnen, wenn man den Wettermodellen Glauben schenkt, doch die Regenschauer dürften weniger intensiv als noch am Freitag und Samstag ausfallen. Sollte der Rennstart nach hinten verschoben werden oder es zu einer Unterbrechung kommen, könnte es jedoch mit dem Tageslicht eng werden. Zwar geht die Sonne in Sao Paulo erst um 19:34 Uhr unter, doch gerade bei Regenwetter wird es bereits zwei Stunden vorher ziemlich düster.

Echter Klassiker: Autodromo Carlos Pace, Foto: Sutton
Echter Klassiker: Autodromo Carlos Pace, Foto: Sutton

4. - S wie Seb

Dieser Sebastian Vettel - das Nonplusultra der Formel 1. Acht Siege in Folge, der neunte vor der Tür. In Interlagos sollte der Regen die Hierarchie durchspülen und auch anderen Teams eine Chance geben, doch was war nach dem überaus nassen Qualifying? Red Bull und Mercedes an der Spitze - und Vettel thronte über allem. Wieder einmal deutlich. "Regen könnte uns die Chance geben, ihn ein bisschen zu ärgern. Im Trockenen wird er so schnell sein", probte Nico Rosberg innerlich schon einmal den Regentanz.

Schnappt sich Super-Seb am Sonntag den neunten Sieg in Serie, stellt er einen weiteren Rekord ein: Er würde mit dem legendären Alberto Ascari gleichziehen, dem dieses Kunststück vor 60 Jahren saisonübergreifend 1952/53 gelang. Rekorde, Rekorde, Rekorde - als ob die Ascari-Marke noch nicht reichte, würde Vettel noch ein weiteres Husarenstück gelingen: Er hätte dann mit 13 Saisonsiegen genauso viele wie Michael Schumacher in der Saison 2004.

5. - S wie Strategie

Klar ist, dass nichts klar ist. Sao Paulo hat bereits am Samstag seinem Ruf unvorhersehbarer Bedingungen alle Ehre gemacht. Sollte es am Sonntag regnen, können die Teams auf ihre Erfahrungen der Freien Trainings und des Qualifyings bauen. Ist es aber trocken, gibt es keinerlei verwertbare Daten. Die Strategie ist also: Nicht agieren, sondern reagieren. "Es wird entscheidend sein, die perfekte Strategie zu haben und die Fähigkeit, sehr schnell zu reagieren", so Fernando Alonso.

Vorsicht bei Regen, Checo..., Foto: Sutton
Vorsicht bei Regen, Checo..., Foto: Sutton

Knifflig wird vor allem eine abtrocknende Strecke, wie Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery erklärte. "Die Teams haben einige Informationen zum richtigen Wechselzeitpunkt von Regenreifen auf Intermediates gewonnen, aber sie haben keine Informationen zum Wechselzeitpunkt von Intermediates auf Slicks", schilderte Hembery. In wechselhaften Bedingungen womöglich ein entscheidender Faktor. Sebastian Vettel ist bewusst: Bei den strategischen Entscheidungen wie Boxenstopps oder Reifenwahl kann man am Sonntag in Brasilien viel falsch machen. "Wir werden heute noch lange zusammensitzen und alle möglichen Szenarien durchsprechen, dass im Rennen keine großen Überraschungen auf uns zukommen können", sagte der Weltmeister.

6. - S wie Super Silly Season

Dank Dominator Sebastian Vettel rückt der sportliche Aspekt der Formel 1 seit Monaten in den Hintergrund. Aktuelles Thema - neben Kimi Räikkönen, um den jetzt aber Ruhe herrscht - ist der völlig verrückte Fahrermarkt. Da wird täglich ein Fahrer in ein anderes Cockpit geschrieben und inzwischen thront über allem die alles entscheidende Frage: Wie viel Geld bringt der Fahrer mit? Auch in Interlagos sorgt die Cockpit-Causa wieder für Gesprächsstoff. Nico Hülkenberg soll bei Force India unterschrieben haben, Adrian Sutil habe auch irgendwo seine Unterschrift drunter gesetzt, Pastor Maldonado wird wie der Goldesel durchs Fahrerlager geschrieben, dann wäre da noch Sergio Perez und natürlich die unendliche Lotus-Quantum-Geschichte.

Nicht den Hülk wütend machen, Foto: Sutton
Nicht den Hülk wütend machen, Foto: Sutton

Seit Wochen wird herumdiskutiert und hin und her gewechselt und trotzdem stehen so viele Cockpits zur Debatte wie selten zuvor. Formel verrückt! Experten rechnen damit, dass bald alles ganz schnell gehen wird. Sobald der erste Wechsel fix ist, wird er wahrscheinlich eine Paddock-Lawine auslösen und dann könnte es Teamwechsel am Stück hageln. Immerhin: Dadurch bleibt es auch nach dem Saisonende spannend. Aber: Interessiert eigentlich noch jemanden, was die Fahrer sportlich geleistet haben?

7. - S wie Saisonfinale

18 Rennen sind gefahren, das 19. und letzte dieses Jahres sehen die Fans am Sonntag. Es könnte das vorerst letzte Finale in Sao Paulo sein, denn für 2014 ist wieder Abu Dhabi, bereits Finalort 2009 und 2010, als letztes Rennen der Saison eingeplant. Die Titelentscheidung ist 2013 längst gefallen - für die brasilianischen Fans durchaus ungewohnt. In den Jahren 2005 bis 2009 sowie im Vorjahr fixierten die jeweiligen Weltmeister ihre Gesamtsiege in Sao Paulo.