Viele im Paddock schütteln verwundert den Kopf, wenn sie sehen, wie schwer sich Nico Hülkenberg jedes Jahr tut, ein Cockpit zu finden. Denn niemand würde ihm das Talent absprechen. Hülkenberg selbst hat eine Vermutung, woran das liegen könnte. "Das hat vermutlich etwas mit der finanziellen Situation zu tun. Einige Fahrer haben 'gute' Argumente, was das Geld angeht, daher denken die Teams zwei Mal darüber nach, was sie tun", meinte er gegenüber der offiziellen Formel-1-Webseite.

Hülkenberg bringt für diese Taktik - so sehr sie zu seinen Ungunsten ist - Verständnis auf. "Sie müssen sichergehen, dass sie überleben und das macht jemandem wie mir, der keine finanzielle Unterstützung hat, das Leben etwas schwerer", sagte er. Als Fahrer wolle man stets, dass die Leistung das einzige Argument ist, in letzter Zeit sei das allerdings anders gewesen. Das sei zwar frustrierend, aber die Lage sei eben, wie sie ist. "Vielen Teams geht es zu schlecht, sodass sie auf Paydriver zurückgreifen müssen, Talent zählt nicht. Sonst wäre ich ja schon längst unter der Haube", stellte er gegenüber Sky klar.

Hülkenberg machte in seiner erst vier Jahre dauernden Formel-1-Karriere mehrere unliebsame Erfahrungen. Die bitterste, die - wie er gestand - Narben hinterließ, war die Entlassung bei Williams ausgerechnet nach seiner Pole Position in Brasilien. "Es war definitiv eine schlechte Erfahrung, wie das alles passiert ist. Natürlich behält man das im Hinterkopf und man wird misstrauischer, wenn einem jemand etwas erzählt, denn mir haben Leute ins Gesicht gelogen", offenbarte er. Er könne Menschen nun nur noch schwer so trauen, wie dem früher der Fall war. "Jede Karriere verläuft anders und meine Karriere ist so, wie es jetzt aussieht, mit einigen verschiedenen Teams, mit etwas Bewegung, mit etwas Nägelkauen."

Dennoch weigert er sich, schwarzzumalen, denn mit seinen Leistungen gebe es Leute, die ihn gerne haben wollen. "Jetzt müssen wir schauen, wie wir das verpacken können", erklärte Hülkenberg. "Talent sollte immer Priorität haben und nicht anders herum. Aber es ist, wie es ist, und wir müssen darum herum arbeiten." Selbst wenn Lotus ihm grünes Licht geben sollte, würde er nicht ohne zu zögern wechseln. "Die Umstände und Bedingungen müssen richtig sein", betonte er. "Wenn sie also sagen: 'Wir können dich nehmen' und ich nicht glücklich bin mit den Bedingungen, dann könnte es sein, dass ich nicht gleich dorthin wechsle."

Ob er bei Lotus noch im Rennen ist, deutete Hülkenberg nur an. Zuletzt machten Gerüchte die Runde, der Investorendeal bei Lotus würde scheitern und dass Pastor Maldonado mit seinen Sponsorenmillionen daher einen Fuß in der Tür habe. "Von den Signalen, die ich erhalte, sieht es so aus, als würden sie nach wie vor versuchen, den Deal Wirklichkeit werden zu lassen - um die finanzielle Zukunft des Teams zu sichern", erläuterte Hülkenberg. Daher könnte für ihn noch alles offen sein.

Hülkenberg dementierte Medien-Berichte, wonach er auf Gehalt verzichten würde, um ein Cockpit zu erhalten. "Das habe ich so nicht gesagt. Ich habe gesagt, dass ich für weniger fahren würde, aber natürlich muss ich meine Rechnungen bezahlen. Ich muss meine FIA Superlizenz bezahlen, daher kann ich definitiv nicht für nichts fahren", unterstrich er. "Ich brauche eine Art von Einkommen, aber es gibt immer Mittel und Wege." Auch einen Verbleib bei Sauber, mit denen er nach Startschwierigkeiten einen Aufschwung erlebte, schließt er nicht aus. "Im Moment läuft es gut. Die Stimmung ist auf einem Hoch."