1. - S wie Startaufstellung

Um 22:13 Uhr Ortszeit platzte die nächste Kimi-Bombe. Wegen eines illegalen Unterbodens wurde der Lotus-Pilot disqualifiziert. Letzter Startplatz statt Platz fünf. Darüber freute sich zumindest einer bei Lotus: Romain Grosjean. Der Franzose rückt auf Platz sechs vor und gelangt damit näher in Reichweite der dominanten Red Bulls. Derzeit scheint Grosjean der einzige zu sein, der es mit dem dynamischen Duo Sebastian Vettel/Mark Webber ansatzweise aufnehmen kann. Diesmal müssen die beiden jedoch etwas mehr zittern, denn Mercedes gelang im Qualifying eine Top-Leistung: Die zweite Startreihe glänzt silbern. Grosjeans Stolperstein heißt Nico Hülkenberg, der seine Top-Form einmal mehr unter Beweis stellte und das Rennen von Platz fünf in Angriff nimmt.

Webber krallt sich die Pole, Foto: Sutton
Webber krallt sich die Pole, Foto: Sutton

An der Startaufstellungs-Hierarchie hat sich in Abu Dhabi kaum etwas geändert, nur ganz an der Spitze steht diesmal der andere Red Bull. Webber setzte sich zum zweiten Mal in dieser Saison gegen seinen Weltmeister-Teamkollegen durch. In Suzuka schaffte der Australier das gleiche Kunststück, wenn auch mit freundlicher Unterstützung von Vettels KERS-Defekt. Das Ende des Liedes? Vettel siegte, Webber ordnete sich auf Platz zwei ein.

2. S wie Start

Wenn Sebastian Vettel von Platz 1 startet, droht Langeweile. Wenn stattdessen Mark Webber vorn steht, wird die Startprozedur zum Thriller. Der Australier ist bekanntlich nicht der beste Starter - eine gute Chance also für Vettel, direkt die Führung zu übernehmen und das Rennen anschließend zu kontrollieren. Aber: Webber steckt auf seine letzten Formel-1-Tage nicht zurück, wird Vettel die Spitze nicht kampflos überlassen. Drei Szenarien: Webber bekommt den Start endlich einmal hin und bleibt vorn; Vettel überrumpelt seinen Teamkollegen wieder einmal - oder es kracht. Nicht wenige Fans wünschen sich sicherlich die dritte Variante, um ein bisschen Spannung reinzubringen...

Kimi Räikkönen: Große Aufholjagd?, Foto: Sutton
Kimi Räikkönen: Große Aufholjagd?, Foto: Sutton

Hinter den beiden Red Bulls geht der zweite Blick wahrscheinlich erst einmal ganz nach hinten: Wie viele Plätze kann Kimi Räikkönen am Start gutmachen und kommt er unbeschadet durch die ersten Kurven? Eine finnische Aufholjagd hat zumindest Highlight-Potenzial. Der dritte Blick sollte an Mercedes vorbei in Richtung Ferrari gehen - sind die Roten wirklich so schwach wie im Qualifying angedeutet, oder geht's im Renntrim nach vorn? Fernando Alonso würde mit Daniel Ricciardo und Sergio Perez vor ihm sicherlich gern kurzen Prozess machen, um richtig Fahrt aufzunehmen.

3. - S wie Strategie

Die Strategie für den Großen Preis von Abu Dhabi wird von zwei Schlüsselfaktoren bestimmt. Zum einen besteht zwischen der weichen und mittleren Reifenmischung ein Zeitunterschied von rund anderthalb Sekunden und zudem unterliegt der Yas Marin Circuit einer deutlichen Streckenentwicklung, was sich auch im Qualifying zeigte, wo die schnellsten Rundenzeiten stets am Ende einer Session erreicht wurden.

Alonso: Es geht weiter bergab, Foto: Sutton
Alonso: Es geht weiter bergab, Foto: Sutton

"Wir erwarten, dass die meisten Piloten während des Rennens nur einen Boxenstopp absolvieren, vielleicht versuchen einige auch eine andere Taktik", erklärte Pirelli-Motorsportdirektor Paul Hembery. "Angesichts des bisherigen Abriebs und Verschleißes stehen den Teams alle Optionen offen. Der softe Reifen ist eindeutig der schnellere Slick, auf dem die Piloten in Abu Dhabi auch längere Stints fahren können." Pirelli wartet zwar mit denselben Reifenmischungen wie vor einer Woche in Indien auf, doch fällt der Verschleiß beim Wüstenrennen deutlich geringer aus.

4. - S wie Setup

Die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht sind das zentrale Thema in Abu Dhabi. Jenson Button, der im dritten Freien Training unter heißen Bedingungen noch Sechster gewesen war, fand bei untergehender Sonne im Qualifying auf einmal keinen Grip mehr. Egal, wie hart er die Reifen rannahm, sie wollten einfach nicht auf Temperatur kommen. "Wir hatten damit zu kämpfen, die Reifen bei den kühleren Temperaturen ans Arbeiten zu bringen", klagte er.

Um die Balance seines McLaren etwas zu verbessern, senkte er das Abtriebsniveau am Heck - an der Front hatte er diesbezüglich bereits das Maximum erreicht. Doch diese Maßnahme sollte nicht helfen. Zwar war Button, was den Top-Speed angeht, hinter Felipe Massa der schnellste Mann im Feld, genützt hat ihm das aber nichts. Mehr als Startplatz 13 sprang für ihn nicht heraus. Im Rennen könnte er die zwei DRS-Zonen und seinen Top-Speed jedoch für Überholmanöver nutzen.

Mercedes: Lauerstellung in Reihe 2, Foto: Sutton
Mercedes: Lauerstellung in Reihe 2, Foto: Sutton

Dass es auch mit flacherem Flügel gut geht, zeigten die Mercedes-Piloten. "Wir haben an diesem Wochenende die Flügel ein bisschen flacher gestellt, wir dachten uns, probieren wir es einmal etwas anders als sonst", erklärte Nico Rosberg. Zumindest im Qualifying hat sich die Abstimmung bewährt, denn Rosberg qualifizierte sich als Dritter, Hamilton als Vierter.

Ferrari dagegen leidet, wie Felipe Massa bei Motorsport-Magazin.com gestand, sowohl unter der Hitze als auch dem Streckenlayout. "Aerodynamischer Abtrieb ist sehr wichtig - also haben wir hier kein konkurrenzfähiges Auto, und bei hohen Temperaturen ist es noch schlimmer", klagte er. "Da konnten wir nicht eine Runde fahren, ohne dass die Reifen überhitzten und wir vor allem im letzten Sektor gewaltig an Traktion verloren. Gut für uns, dass das Rennen am Abend stattfindet, da sollten wir dann also auch ein besseres Auto haben."

5. - S wie Strecke

Der von Hermann Tilke entworfene Yas Marina Circuit, der sich durch den gleichnamigen Yachthafen schlängelt und dabei auch unter dem nachtblau illuminierten Fünfsterne-Hotel Yas Viceroy hindurch führt, misst 5,554 Kilometer und verfügt über 21 Kurven. Die Boliden kommen auf der Gegengerade zwischen Turn 7 und 8 auf einen Top-Speed von bis zu 312 km/h, der Vollgasanteil beträgt 58 Prozent.

Yas Marina Circuit: Spektakuläre Bilder, Foto: Sutton
Yas Marina Circuit: Spektakuläre Bilder, Foto: Sutton

Der Kurs wartet mit den unterschiedlichsten Anforderungen an Mensch und Maschine auf, da der erste Sektor aus mehreren fließend ineinander übergehenden Kurven besteht, während im mittleren Streckenabschnitt zwei äußerst lange Geraden dominieren. Beendet wird die Runde von zahlreichen engen Kurven, die zumeist im rechten Winkel verlaufen und niedriges Tempo verlangen. Der langsamste Punkt der Strecke ist die Haarnadel (Kurve 7) - technisch gleich anspruchsvoll wie die berühmte Loews-Kurve in Monaco.

6. - S wie Sonneneinstrahlung

Der Yas Marina Circuit ist mittlerweile zur festen Größe im Rennkalender der Formel 1 geworden. Trotzdem sorgt er weiterhin für Herausforderungen, insbesondere aufgrund der späten Startzeit. Die tief stehende Sonne veranlasste zum Beispiel Lewis Hamilton, während des Qualifyings den Helm und damit das Visier zu verwechseln. "Das Licht ist eine Sache und erzeugt vor allem eine sehr spezielle Atmosphäre. Bisher habe ich nicht empfunden, dass das ein Problem für die Fahrer ist, es sieht alles ganz hübsch aus", scheint zumindest Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn keine Probleme zu sehen.

Wenn es dämmert in Abu Dhabi..., Foto: Sutton
Wenn es dämmert in Abu Dhabi..., Foto: Sutton

Ganz anders ist es aber mit der Temperatur, die sich mit der nachlassenden Sonneneinstrahlung natürlich verändern wird. Die Teams haben schon am Freitag gemerkt, dass die am Vormittag bei heißeren Temperaturen gesammelten Daten nicht wirklich aussagekräftig sind, da Qualifying und Rennen zu einer deutlich späteren Tageszeit stattfinden. Besonders wichtig sind daher die Daten, die im zweiten Training gesammelt wurde - schließlich fand das zur gleichen Zeit wie das Rennen statt.

7. - S wie Spannung

Auch wenn die Weltmeistertitel vergeben sind, droht in Abu Dhabi keine Langeweile. Wem die schönen TV-Bilder als Argument nicht reichen, der möge einen Blick in die Startaufstellung werfen. Da steht Mark Webber vor Sebastian Vettel, womit es bereits beim Start spannend wird, denn in diesem Duell liegt reichlich Konfliktpotential. Sollten sich Kimi Räikkönen und Romain Grosjean bei der Aufholjagd des Finnen - noch ein Grund einzuschalten! - begegnen, darf man sich auf markige Funksprüche gefasst machen. Und nebenbei geht es dann noch um die Vizetitel in der Fahrer- und Herstellerwertung. Also: Auf keinen Fall verpassen!