Die Formel-1-Saison 2013 nähert sich dem Ende. Mit Sebastian Vettel steht der alte und neue Meister seit dem vergangenen Wochenende in Indien bereits fest. Auch in der Konstrukteurs-Meisterschaft ist eine Entscheidung gefallen, Red Bull holte ebenfalls zum vierten Mal in Folge den Titel. Doch dahinter bleibt es brutal spannend, vor allem die Teammeisterschaft ist umkämpft wie selten. Mercedes (313 Punkte) hat sich dank Nico Rosbergs zweitem Platz in Neu Delhi an Ferrari (309 Punkte) vorbei auf den zweiten Platz geschoben - vier Zähler Vorsprung auf die Scuderia. Auch Lotus hat noch Chancen auf den Vize-Titel bei den Konstrukteuren, das Team um Kimi Räikkönen und Romain Grosjean hat aktuell 285 Zähler auf dem Konto. Motorsport-Magazin.com nimmt die Top-Teams vor dem Rennen auf dem Yas Marina Circuit unter die Lupe.

Red Bull

Sebastian Vettel und Abu Dhabi - immer wieder eine verrückte Geschichte. 2009 gewann der neue Weltmeister bei der Streckenpremiere auf dem spektakulären Kurs, ein Jahr später holte er an gleicher Stelle den WM-Titel, 2012 legte er nach der Disqualifikation im Qualifying eine wahnsinnige Aufholjagd aufs Podium hin. Diesmal reist Vettel mit der Meisterschale im Gepäck nach Abu Dhabi, doch der 26-Järhrige wird sich garantiert nicht zurücklehnen - weitere Rekorde sind das Ziel. Gewinnt Vettel auf dem 5,554 km langen Kurs, wäre es sein siebter Sieg in Folge. Damit würde er Michael Schumachers Rekord von 2004 einstellen. Wie es in Abu Dhabi laufen muss, weiß Vettel sowieso: zwei Siege, zwei Pole Positions und zwei schnellste Runden in den bisher vier Jahren stehen bei ihm zu Buche.

Ein Mann und sein Auto: Sebastian Vettel, Foto: Red Bull
Ein Mann und sein Auto: Sebastian Vettel, Foto: Red Bull

Red Bull reist natürlich als großer Favorit nach Abu Dhabi, kann sich eigentlich nur selbst besiegen. Wie das funktioniert, musste das Team zuletzt wieder bei Mark Webber feststellen. Der scheidende Australier ist vom Pech verfolgt, fiel in Indien wegen einer kaputten Lichtmaschine aus. Droht weiterer Ärger? "So lange der Motor nicht zurück bei Renault ist, ist es unmöglich zu sagen, was die Ursache war", sagte Teamchef Christian Horner und gab zu, dass die Mannschaft noch nicht alle Probleme verstanden hat. Das gilt auch für Vettels KERS-Problem in Suzuka - noch immer tappt Red Bull im Dunkeln.

Mercedes

Der Silberpfeil glänzt wieder und Nico Rosberg strahlt. Endlich stand der Deutsche in Indien wieder einmal auf dem Podium, zeigte, wozu sein Auto in der Lage ist. So langsam etabliert sich Mercedes auch im Renn-Trimm wieder, nachdem das Team nach starken Qualifyings an den Sonntagen nicht selten strauchelte. Der Vize-Titel in der Teamwertung ist in greifbarer Nähe und jeder im Team wünscht sich etwas Zählbares nach all den schwierigen, erfolglosen Jahren. "Noch sind drei Rennen in dieser Saison zu fahren und wir geben weiter Vollgas - denn unser Team kann im Saisonendspurt noch viel erreichen", sagte Lewis Hamilton. "Jetzt kommt es darauf an, konstant zu sein und mit beiden Autos viele Punkte einzufahren, um die anderen Teams hinter uns zu halten. Wir nehmen die Herausforderung an!"

Der Silberpfeil glänzte selbst bei Smog, Foto: Sutton
Der Silberpfeil glänzte selbst bei Smog, Foto: Sutton

Hamilton gewann 2011 in Abu Dhabi und fuhr bereits zweimal auf die Pole Position. Mercedes sollte das Streckenlayout von Abu Dhabi liegen, gleicht es doch in seiner Charakteristik dem Kurs von Ungarn - in Budapest siegte Hamilton dieses Jahr. In Indien feierten die Silberpfeile zuletzt das beste Teamergebnis seit Spa-Francorchamps, daran will die Truppe natürlich anknüpfen. "Jeder in unserem Team weiß, dass der Kampf um den zweiten Platz in der Konstrukteurs-Wertung bis zum letzten Rennen andauern wird und wir sind bereit dafür", schickte Toto Wolff eine Kampfansage in Richtung Konkurrenz.

Ferrari

Die Scuderia strauchelt. Seit dem Großen Preis von Korea hinkt Ferrari immer mehr hinterher, zuletzt in Indien ging die ehemalige WM-Hoffnung Fernando Alonso sogar komplett leer aus. Felipe Massa rettete die Ehre zwar mit Platz vier, doch eines ist klar: Die Roten müssen jetzt richtig Gas geben, wenn sie zumindest noch den Vize-Titel in der Konstrukteurs-Meisterschaft ergattern wollen. Zuletzt gab Teamchef Stefano Domenicali öffentlich zu, dass die Dinge bei Ferrari in die falsche Richtung liefen. Fehlerhafte Updates, Probleme mit den überarbeiteten Pirelli-Reifen - je länger die Saison, desto schwieriger wurde es für Maranello. Mercedes und Lotus sind wieder vorbeigezogen, neue Teile gibt es dieses Jahr auch nicht mehr; harte Zeiten für Alonso und Massa.

Felipe Massa gibt zum Abschied nochmal Vollgas, Foto: Sutton
Felipe Massa gibt zum Abschied nochmal Vollgas, Foto: Sutton

Immerhin: Im Rennen selbst konnte Ferrari meist zulegen und hatte keinen allzu großen Performance-Nachteil gegenüber Mercedes und Lotus. Aber: Vierte Plätze reichen nicht, wenn bei der Konkurrenz nicht kollektiv etwas kaputt geht. Alonso bleibt aber zuversichtlich, Abu Dhabi ist sowieso ein gutes Pflaster für den Spanier: In den vergangenen beiden Jahren fuhr er jeweils auf Platz zwei. "Trotz all der schlechten Dinge waren wir die letzten, die noch um die Weltmeisterschaft gekämpft haben", übte sich Alonso in Optimismus.

Lotus

Romain Grosjean bleibt - neben Vettel - der Mann der Stunde. Der Franzose fuhr in den vergangenen drei Rennen stets aufs Podium. Die Aufholjagd in Indien verlieh dem oftmals kritisierten Lotus-Piloten sicherlich zusätzliches Selbstbewusstsein. Ein Vergleich: Bei den ersten 13 Grands Prix des Jahres sammelte Grosjean gerade einmal 57 Punkten - allein in den vergangenen drei Rennen waren es zusammen 45 Zähler. Mit Grosjean hat Kimi Räikkönen beim Schlussspurt einen konstanten Punktesammler an seiner Seite; darüber freut sich natürlich auch Lotus. Lediglich 28Punkte trennen die Truppe aus Enstone in der Hersteller-WM von Ferrari. Sollte der Trend der vergangenen Wochen anhalten, könnte sich die Rangfolge schon bald ändern.

Räikkönen hatte es zuletzt nicht ganz einfach: Vorwurf mangelnder Motivation, teaminterne Niederlagen gegen Grosjean und zu allem Übel noch der Teamfunk-Ärger in Indien. Da kommt Abu Dhabi doch gerade recht, in der Wüste gewann der Eismann 2012 sein einziges Rennen. Dem Reifen schonenden Lotus E21-Boliden sollten die Bedingungen des Kurses - und damit auch Räikkönen, der ja schließlich weiß, was er tut - entgegenkommen.