Romain Grosjean - so hieß der große Verlierer des Samstags in Greater Noida. Der Lotus-Pilot schied bereits in Q1 aus, weil er zockte und keinen Satz der weichen Reifen zum Weiterkommen anfahren wollte. Für den Franzosen bedeutete das Startplatz 17 - mit einem Auto, das zumindest für die zweite Startreihe gut gewesen wäre. Am Sonntag war er jedoch - neben Sebastian Vettel - der große Sieger. Mit einer gewagten Einstopp-Strategie raste Grosjean von 17 auf 3. In einem Rennen, das nicht von Safety-Car-Phasen oder sonstigen eigenartigen Umständen geprägt war.

Der Schlüssel zum Erfolg war der erste Stint. Grosjean startete überraschend auf den weichen Reifen und kam erst in Runde 14 zu seinem ersten und einzigen Boxenstopp. Seine Reifen hielten somit sechs Runden länger als jene von Kimi Räikkönen - der seine Pneus allerdings schon für eine schnelle Runde im Qualifying benutzt hatte. Während der Finne gegen Rennende dafür bezahlen musste, zahlte sich Grosjeans Strategie aus. "Es war nicht der Zeitpunkt auf Nummer sicher zu gehen", rechtfertigte er die aggressive Herangehensweise. "Es hat sich ausgezahlt und ich bin zurück auf dem Podium."

Doch selbst mit dieser aggressiven Strategie hatte sich das Team ein Resultat auf dem Podium nicht einmal erträumen lassen. "Von Startplatz 17 - da hatte ich keine großen Hoffnungen. Die beste Strategie, die der Computer ausgespuckt hatte, sagte Platz vier voraus. Ich hätte nicht einen einzigen Cent darauf verwettet, dass ich Dritter werde", so der in der Vergangenheit viel gescholtene Franzose. Der 27-Jährige freute sich vor allem darüber, dass der E21 wieder ähnlich gut funktionierte wie noch am Freitag. "Die Rennpace war großartig."

Gegen Rennende wurde das Rennen des Lotus-Piloten noch aufregender, als es ohnehin schon war: Auf Platz vier liegend lief er auf Teamkollege Kimi Räikkönen auf. Der Finne hatte zu diesem Zeitpunkt schon große Probleme mit seinen Reifen, fuhr teilweise drei Sekunden langsamer als die Verfolger. In der Haarnadelkurve nach der Gegengerade wollte Grosjean an Räikkönen vorbeigehen - doch der Finne hatte offenbar etwas dagegen. Grosjean spielt die beinahe-Kollision herunter: "Kimi war in einer schwierigen Situation. Ich bin auf die Außenseite gegangen und er hat mit in diesem Moment einfach nicht gesehen."

Letztendlich ging das Duell glimpflich für beide aus, doch von hinten drohte schon die nächste Gefahr. "Ich musste auf meinen Motor aufpassen und wusste, dass Felipe Massa von hinten mit deutlich frischeren Reifen ankommt. Ich habe zwar etwas Zeit verloren, aber das ist egal." Auch für die letzten drei Rennen der Saison ist er zuversichtlich. "Wir werden für die restlichen Rennen noch immer ein sehr gutes Auto haben", so Grosjean.