Überraschung, Überraschung: Mark Webber stand beim Großen Preis von Japan auf der Pole Position. Weil Sebastian Vettels KERS im entscheidenden Moment im Qualifying streikte, kämpfte der Heppenheimer mit stumpfen Waffen. Mark Webber nutzte die Gunst der Stunde und setzte sich erstmals in dieser Saison im Qualifying vor den Weltmeister. Doch im Rennen stellte Vettel die Rangordnung wieder her, triumphierte zum fünften Mal in Folge.

Dr. Helmut Marko will von Stallregie nichts wissen, Foto: Sutton
Dr. Helmut Marko will von Stallregie nichts wissen, Foto: Sutton

Doch die Art und Weise, wie der Platztausch unter den Teamkollegen vonstattenging, machte viele stutzig. Im ersten Stint fuhren Webber und Vettel brav hinter Romain Grosjean her, der am Start die Führung übernehmen konnte. Nach den ersten Boxenstopps änderte sich daran nichts, Grosjean führte weiter vor Webber und Vettel. Erst als Webber zu seinem zweiten Reifenwechsel kam, kam Bewegung in die Spitze. Der Australier wechselte schon in Runde 25 zum zweiten Mal, obwohl er in den Runden vor dem Boxenstopp Zeit auf den führenden Grosjean gutmachte.

Der Franzose stoppte erst vier Runden später, Vettels Reifen hielten gar bis Runde 37. Die Folge: Grosjean und Vettel konnten durchfahren, Webber wurde von Red Bull noch einmal an die Box zitiert. Dadurch fiel er nicht nur hinter Romain Grosjean zurück, den er durch den frühen zweiten Stopp überholt hatte, sondern auch hinter Sebastian Vettel, der Grosjean auf der Strecke überholte. Gegen Rennende konnte Webber zwar den Lotus-Piloten wieder überholen, für Sebastian Vettel reichte es nicht mehr.

Mark Webber hatte nach dem Rennen Probleme, seine Strategie nachzuvollziehen. "Er [Vettel] ist zwar ein bisschen länger gefahren aber wir hätten auch durchfahren können. Es fühlte sich so an, als hätten wir die Runden fahren können, die wir uns vorgenommen hatten", sagte der Australier anschließend. Red Bull Teamchef Christian Horner konterte: "Die Reifen wären dann im letzten Stint eingebrochen." Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner stimmt Christian Horner zu. "Nein, ich glaube nicht, dass man Mark bewusst geopfert hat oder überhaupt irgendwie Regie geführt hat."

Vielmehr glaubt Danner, Red Bull habe die Strategie gewählt, um an Grosjean vorbeizukommen, was unter normalen Umständen schwierig geworden wäre. Gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigte das auch Red Bull Motorsportberater Dr. Helmut Marko. "Wenn wir nichts gemacht hätten, wäre es wahrscheinlich so geblieben. Und dann ist noch ein Faktor gekommen: Bei Mark war Phase drei - das ist, wenn der Reifen mehr oder weniger hinüber ist -schneller da."

Die Fakten im Überblick

Jetzt seid Ihr gefragt: War Mark Webbers Strategie richtig? Oder wurde der Australier absichtlich geopfert, um Sebastian Vettel nach vorne zu bringen? Wir haben für euch die wichtigsten Fakten zusammengefasst:

  • Pirelli berechnete vor dem Rennen, dass eine Zwei-Stopp-Strategie am schnellsten ist
  • Mark Webber kam bereits in Runde elf zu seinem ersten Boxenstopp
  • Grosjean zog in Runde zwölf nach, Vettel kam erst weitere zwei Runden später zum Reifenwechsel
  • Während Sebastian Vettel im zweiten Stint auf neuen harten Reifen unterwegs war, fuhren Webber und Grosjean auf angefahrenen Pneus
  • Webber kam bereits in Runde 25 zum zweiten Mal an die Box und wechselte auf neue harte Reifen. Vor dem Stopp holte er auf Grosjean auf
  • Grosjean holte sich vier Runden nach Webber neue harte Reifen, Sebastian Vettel erst insgesamt zwölf Runden später
  • Webber wurde gegen seinen Willen in Runde 42 an die Box geholt und legte als einziger des Spitzen-Trios einen dritten Stopp ein
  • Auf gebrauchten Mediums holte Webber schnell auf Grosjean auf, brauchte allerdings einige Runden, bis er am Franzosen vorbei war
  • Wäre Webber schneller vorbeigekommen, hätte er vielleicht noch Vettel unter Druck setzten können, allerdings bauten seine Mediums am Ende schon ab. Vettels und Webbers Rundenzeiten lagen auf einem Niveau