Dass Nico Hülkenberg ein heißer Kandidat für das vakant gewordene Cockpit bei Lotus ist, ist keine wirkliche Neuigkeit. Für den Emmericher ist Lotus der heißeste Kandidat, ein Verbleib bei Sauber ist aber genauso denkbar wie eine Rückkehr zu Force India oder ein Wechsel zu Toro Rosso. Doch Lotus-Teamchef Eric Boullier bekundete in Suzuka erstmals öffentlich Interesse an Hülkenberg und gab zu, den Deal gerne möglichst schnell unter Dach und Fach bringen zu wollen. "Das würde ich sehr gerne. Er ist unsere Wahl."

An der Bereitschaft Hülkenbergs, den Vertrag bald zu unterzeichnen, liegt es vermutlich nicht, dass noch keine Vertragsunterzeichnung zustande gekommen ist. Der Sauber-Pilot machte bereits unmissverständlich klar, möglichst schnell Sicherheit haben zu wollen. Bis Ende Oktober wollte er die Angelegenheit abgeschlossen haben, eine Deadline sei das allerdings nicht.

Das Lotus-Problem: Seit Mitte Juni eiert der Rennstall bei den Verhandlungen mit einem neuen Anteilseigner herum. Eigentlich sollte der Deal mit Infinity Racing schon längst fix sein. 35 Prozent am Team sollten übernommen werden, Boullier versprach sich dadurch einen wahren Geldregen. Immer wieder kündigte der Franzose den endgültigen Vollzug in kurzer Zeit an. "Ich glaube, am Ende der Woche sollte alles klar sein", sagte Boullier im Juli. Abgesehen von viel heißer Luft war vom Big Deal aber noch nicht viel zu merken.

Back to the Roots

Boulliers Plan war es auch, den neuen Deal als Köder für Kimi Räikkönen auszuwerfen. Das Ergebnis ist bekannt: Räikkönen wechselt in der kommenden Saison zu Ferrari. Zuletzt änderte Infinity Racing seinen Namen in Quantum Motorsports, um Verwechslungen mit der Nobelmarke von Nissan, Infiniti, zu vermeiden. Infiniti ist außerdem Titelsponsor von Red Bull. Doch Lotus streckt die Fühler inzwischen auch in andere Richtungen aus. Es sollen Gespräche mit Renault laufen. Demnach soll Renault nicht mehr lediglich Motorenlieferant sein, sondern Titelsponsor.

Lotus könnte somit wieder zum Werksteam von Renault werden, ähnlich wie nach der Jahrtausendwende, als Renault das damalige Benetton-Team übernahm. Das würde nicht nur Geld bedeuten, sondern auch besseren technischen Support bei den Motoren. Gegenüber Sportinglife sagte Boullier: "Bei den Geschäften geht es in die richtige Richtung, aber bis die Dinge unterzeichnet und bestätigt sind müssen wir noch warten."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Bevor Nico Hülkenberg einen Vertrag bei Lotus unterzeichnen kann, muss natürlich Klarheit herrschen. Zu lange schon eiert Boullier mit dem großen Sponsor rum, langsam muss sich etwas tun. Hülkenbergs Problem: Unterschreibt er jetzt, der große Sponsoren-Deal kommt dann aber nicht zustande, könnte Lotus auf einen Paydriver angewiesen sein. Grosjean scheint fest im Sattel zu sitzen, Hülkenberg würde dann vermutlich ohne Cockpit dastehen. (Christian Menath).