Force India sorgte zu Saisonbeginn für große Verwunderung. Plötzlich führte Adrian Sutil den Großen Preis von Australien an, auch in den folgenden Rennen konnte das Team von Vijay Mallya überzeugen. Force India bekam als eines von wenigen Teams die sensiblen Pirelli-Reifen in den Griff. Doch nach dem Großbritannien GP änderte der italienische Reifenhersteller die Rezeptur des schwarzen Goldes und Force India brach ein. Ein komplett neues Konzept und ein entsprechend designtes Auto wäre nötig gewesen, um sich auf die Änderungen einzustellen, mein Adrian Sutil.

In Hinblick auf die großen Änderungen in der kommenden Saison entschied sich der Rennstall aber dazu, den aktuellen Boliden nicht mehr weiterzuentwickeln und alle zur Verfügung stehenden Ressourcen in die Entwicklung des nächstjährigen Fahrzeugs zu stecken. Eine Riskante Herangehensweise, wie Sutil zu Bedenken gibt. "Man kann nur hoffen, dass wir im nächsten Jahr ein umso besseres Auto haben, sonst hat es sich natürlich nicht gelohnt." Für den Gräfelfinger gibt es eine einfache Formel: "Die Punkte, die wir jetzt verlieren, müssen wir nächstes Jahr aufholen. Wenn das klappt und wir am Ende des nächsten Jahres dritter in der WM sind, dann können wir sagen: Das hat geklappt."

Sutil relativierte zwar schnell, Dritter sei übertrieben, einen Vierten oder Fünften Rang hält er aber für realistisch. Derzeit belegt Force India den sechsten Rang in der Konstrukteursweltmeisterschaft, muss sich aber vor Sauber in Acht nehmen, die mit riesen Schritten aufholen. Doch ohne den Entwicklungsstopp wäre sein Team sogar auf dem fünften Platz geblieben, ist sich Sutil sicher. "Wenn wir das Auto weiterhin entwickelt hätten, dann hätten wir McLaren im Griff."

Sollte Sutil, dessen Zukunft noch offen ist, in der kommenden Saison nicht mehr für den britisch-indischen Rennstall an den Start gehen, hätte sich die Herangehensweise für ihn gar nicht ausgezahlt. Die Gefahr nimmt er gelassen. "Das Risiko ist nie auszuschließen." Die Auswirkungen des Stopps sind aber deutlich zu spüren. Die Reaktionen des Autos auf Änderungen sind nur schwer vorhersehbar. So verstellte Sutil in Korea den Frontflügel um sage und schreib neun Grad während des Qualifyings, spürbar verändert habe sich nichts. "Teilweise kann das am Auto liegen, an der Aerodynamik, dass da irgendetwas nicht funktioniert, den Luftstrom genau da unterbricht, wo man den Flügel ändert", mutmaßte er. "Wir wissen nicht, was es ist", gab er dann aber zu.

In Suzuka beobachtete er genau das gegenteilige Phänomen. "Hier reagiert es wesentlich besser, aber zu extrem. Wenn wir in die Mitte gehen, wo man meint, da müsste es passen, dann hat man immer noch ein Fahrverhalten, das nicht gut ist. Man dreht sich im Kreis und kommt nicht raus, weil die Basis des Autos nicht stimmt." Deshalb gilt es nun Schadensbegrenzung zu betreiben. " Man kann trotzdem in jedem Rennen noch ein oder zwei Punkte holen", gibt sich Sutil optimistisch und blickt noch einmal auf die erste Saisonhälfte zurück: "Es ist eine lange Saison und es fühlt sich an wie zwei Saisons, wenn man die Resultate verschiedener Teams sieht."