Als Experte kannst du mir vielleicht erklären, was ein Feuerwehrauto mitten auf der Strecke zu suchen hat.
Christian Danner: In den 70ger Jahren ist das tatsächlich vorgekommen, aber wir sind jetzt nicht in dieses Zeitalter zurückversetzt. Es kam heute einfach eine Sache auf die andere. Zuerst kam es zu dem Unfall zwischen Sutil und Webber, wodurch das Feuer erst ausgebrochen ist. Grundsätzlich ist so ein Vorfall harmlos, denn man Streckenposten, die das Feuer löschen können. Es hat zwar lang gedauert, bis sie ausgerückt sind, aber schon da hatte die Rennleitung verstanden, dass ihr Löschpulver nicht ausreichen wird. Deshalb hat die Rennleitung das Safetycar und das Feuerwehrauto rausgeschickt. Als das Feuerwehrauto ankam, war scheinbar das Feuer aber schon wieder gelöscht - grundsätzlich war es absolut richtig, das Safetycar hinauszuschicken.

Aber ist das Feuerwehrauto nicht schon auf der Strecke gewesen als die Fahrer noch gar nicht eingebremst waren?
Christian Danner: Doch, doch. Man sah auf dem Display Safetycar angezeigt und dann gelten klare Regeln. Man muss langsamer machen, darf nicht überholen, weil SC bedeutet, dass Gefahr an jeder Ecke lauert. Deswegen hat es auf den Bildern wilder ausgeschaut als die Situation eigentlich war. Ich habe zwar mit den Fahrern noch nicht gesprochen, aber ich glaube nicht, dass die Situation gefährlich war.

Zurück zum Rennen: Vettel ist einfach unschlagbar.
Christian Danner: So lange das Auto nicht kaputt geht wie beim Teamkollegen, ist Vettel de facto unschlagbar. Das Team gibt sich keine Blöße und er - das muss man auch einmal herausheben - gibt sich ebenfalls keine Blöße. Selbst einem Lewis Hamilton, der sich am Limit seines Autos bewegt, passiert der Fehler, dass er sich in einem Stint den Vorderreifen kaputt fährt. Dadurch hat er sehr viel Zeit und natürlich auch Positionen verloren. Das hätte Vettel auch passieren können, denn bei seinen Vorderreifen war es genauso kritisch, aber er geht mit solchen Situation klüger um. Das zeigt, dass das Team nicht nur überragend ist, sondern dass der Fahrer die Sache im Griff hat, was selten vorkommt.

Christian Danner sagt, was er denkt, Foto: adrivo Sportpresse GmbH
Christian Danner sagt, was er denkt, Foto: adrivo Sportpresse GmbH

Deine Meinung zur Leistung von Nico Hülkenberg.
Christian Danner: Willkommen in der Weltspitze. Wenn man so ein Rennen fahren kann, wo einem Hamilton, Alonso & Konsortium derartig im Nacken sitzt, dann muss man schon abgebrüht und nervenstark sein. Die richtige Größe eines Rennfahrers siehst du immer dann, wenn er unter den unmöglichsten Umständen unter Druck keine Fehler macht bzw. richtig agiert. Er hat nicht nur alles richtig gemacht, sondern jede Aktion - inklusive Verteidigungsaktion - genau überlegt. Dazu gehört sehr viel Gefühl, sehr viel Verstand und Abgeklärtheit. Das war schon sehr erstaunlich. Also ich würde Lopez raten, Hülkenberg unter Vertrag zu nehmen - nicht das McLaren doch noch draufkommt, dass der Mann Extraklasse ist.

Kurzer Ausblick auf Japan - Vettel könnte dort bereits Weltmeister werden.
Christian Danner: Ja, das ist der erste Matchball für Vettel. Wenn Alonso nicht Neunter wird, ist Vettel Champion und bei der aktuellen Performance von Ferrari ist es durchaus vorstellbar. Warten wir einmal ab.

Was geht da bei Ferrari ab?
Christian Danner: Nichts, das ist ja das Problem. Es muss sich um interne Dinge, Vorgänge handeln, die man nur schwer von außen beurteilen kann. Das Ergebnis kann ich beurteilen und zwar ist das Auto langsam. Das sagt Alonso auch, aber im Gegensatz zu mir weiß er, was hinter den Kulissen vor sich geht. Er weiß, ob die einzelnen Abteilungen mit- oder gegeneinander arbeiten. Deswegen werden wir auch in Zukunft die eine oder andere knackige Kritik von ihm hören.

Aber ändern tut das auch nichts.
Christian Danner: Stimmt, obwohl er es mit der Brechstange, mit Streicheln und mit Gewinnen probiert hat. Vielleicht hilft ihm jetzt die Tatsache, dass ein Sauber vor Ferrari herumfährt, um die Leute in Maranello aufzuwecken, damit die sagen: "He, vielleicht machen wir doch etwas falsch".