Nico Rosberg sorgte für die vielleicht spektakulärsten Bilder am Sonntag auf dem Korea International Circuit. Der Mercedes-Pilot erlitt einen ungewöhnlichen Schaden am Frontflügel - gerade als er seinen Teamkollegen Lewis Hamilton auf der langen Geraden überholt hatte, kippte seine Nase nach unten weg, der Flügel setzte auf dem Asphalt auf und sorgte für gleißenden Funkenflug. Damit war die Chance auf ein Spitzenergebnis dahin, denn der folgende Boxenstopp dauerte übermäßig lange, sodass sich Rosberg schlussendlich mit dem siebten Rang begnügen musste.

"Es lief sehr, sehr gut", schilderte der Wiesbadener. "Ich habe mich im Auto wohl gefühlt und endlich verstanden, wie man fahren muss. Wir haben uns die Reifen eingeteilt, es hat alles gepasst." Doch dann sollte alles anders kommen und die bittere Geschichte nahm ihren Lauf. "Für mich war das heute ein sicheres Podium. Ich wollte Grosjean noch einholen und dann fällt der Frontflügel ab", klagte der Wiesbadener. "Es ist einfach schade, in den letzten Rennen geht immer irgendetwas schief."

Für die Zuschauer mag die Szene zwar spektakulär angemutet haben, doch Rosberg ortete durchaus Gefahr im Verzug. "Dann flogen auf einmal die Funken und ich wusste nicht, was Sache ist", erzählte er. "Ich habe dann gefragt, wie viel Risiko ich auf dem Weg zu Box gehen kann - wenn ich kerzengerade rausfliege, habe ich ein Problem." Angekündigt habe sich das Malheur hingegen keineswegs, sondern Rosberg wurde völlig überrumpelt: "Zack, runter war's und dann flogen die Funken!"

Zunächst dachte der Silberpfeil-Pilot, seine Bodenplatte sei abgefallen, doch der Kommandostand habe ihm rasch mitgeteilt, dass nur ein Teil des Flügels kaputt sei, weshalb er relativ schnell an die Boxen zurückkehren konnte. "Ich wusste nicht, wie dramatisch die Situation ist", sagte er. "Ich habe versucht, allen Kerbs auszuweichen, um Vibrationen zu vermeiden, damit der Flügel dranbleibt."

Mercedes rätselt

Erschwerend kam für Rosberg hinzu, dass er nicht nur auf der Strecke ob des schleifendes Teils viel Zeit verlor, sondern der defekte Flügel wollte sich in der Box zunächst auch partout nicht abmontieren lassen. "Der Haken war oben verbogen, darum bekamen sie die Nase nicht herunter", betrieb Mercedes-Vorstandsvorsitzender Niki Lauda Aufklärung. Ursache für den Defekt war laut dem Österreicher ein Bruch der in Carbon eingegossenen Halterung, was bisher noch nie vorgekommen sei. "Das darf nicht sein, wir müssen jetzt schauen, was man da verstärken kann", so Lauda.

Ausgestattet mit der neuen Nase fühlte sich Rosbergs Silberpfeil zwar wieder wie neu an, doch so recht kam der Wiesbadener nicht mehr vom Fleck. Lange Zeit fuhr er am Ende der von Nico Hülkenberg angeführten Gruppe und erst in den letzten Runden gelang es ihm, zumindest noch an Jenson Button vorbeizugehen. "Alonso hätte ich auch noch attackieren können, aber da war leider gelb, deshalb musste ich immer vom Gas gehen", trauerte Rosberg einem weiteren Positionsgewinn hinterher.

Heftige Momente

Dem Wahlmonegassen war sichtlich anzumerken, wie sehr ihn der verhängnisvolle Vorfall wurmte, zumal er davon ausging, mit den Lotus-Piloten mithalten zu können, die schlussendlich beide vom Treppchen jubelten. "Das Podium war garantiert, wenn auch nur für eine Sekunde", meinte Rosberg bitter und fügte an: "Spaß macht es schon noch, aber es gibt immer wieder heftige Momente. Es ist schwer zu verdauen, wenn ich gerade meinen Teamkollegen überholt habe, auf P3 gefahren bin und ein richtig cooles Gefühl habe und zwei Sekunden später fällt mir dann der Frontflügel ab."

Viel Zeit um nachzudenken bleibt Rosberg jedoch nicht, denn bereits am kommenden Wochenende steht der Große Preis von Japan auf dem Programm. Auf der Traditionstrecke von Suzuka will der 28-Jährige endlich wieder Taten Sprechen lassen, immerhin wartet er seit seinem Sieg in Silverstone auf ein absolutes Spitzenergebnis. "Es wird endlich wieder Zeit, ein Resultat zu erreichen, das ich auch draufhabe", gab er die Marschroute vor.