Die Bombe platze am Sonntagvormittag: Fernando Alonsos Manager Luis Garcia Abad traf sich mit Red Bull Teamchef Christian Horner. Beim Gespräch der beiden soll es sich nicht wie von manchen angenommen um den ebenfalls von Abad gemanagten Carlos Sainz Jr. gehandelt haben, Fernando Alonso soll Thema des Gesprächs gewesen sein. Angeblich liebäugelt der Ferrari-Pilot mit einem Wechsel zu Red Bull, ein Cockpit gibt es beim Weltmeisterteam nach dem Abgang von Mark Webber ja noch zu besetzten.

Die Reaktionen im Fahrerlager sind unterschiedlich. Red Bull Motorsportberater Helmut Marko freut sich an den aufgekeimten Gerüchten. "Ja es stimmt, der Manager von Alonso war bei uns im Motorhome und hatte ein kurzes Gespräch mit Horner", so der Österreicher und fügte süffisant an: "Ob wir über Red Bull oder über spanischen Wein gesprochen haben, das wissen wir auch nicht." Interesse seines Rennstalls am Spanier wollte er zwar nicht bestätigen, aber er erklärte es aus der anderen Perspektive. "Man muss fragen: Wer im Fahrerlager will nicht für Red Bull fahren?"

Doch ob Alonso erste Wahl wäre, ist fraglich. "Wir selektieren und holen den Fahrer, der für die mittelfristige Zukunft des Teams am besten ist", so Marko weiter. Landsmann Niki Lauda konnte den Worten Markos rein gar nichts abgewinnen. "Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört habe, den der Marko da daherschwafelt." Für Lauda steht fest: Alonso hat noch einen gültigen Vertrag bei der Scuderia, ein Wechsel wäre undenkbar. Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner sieht das anders. "Hör mir auf mit Verträgen. Es spielt keine Rolle, was Alonso mal gesagt hat oder wie Verträge aussehen. Fakt ist, dass er einer ist, der gewinnen will. Dafür geht er auch einen Weg, der nicht den vorgedruckten Beamtenweg geht."

Nicht immer geht es zwischen Vettel und Alonso so harmonisch zu, Foto: Red Bull
Nicht immer geht es zwischen Vettel und Alonso so harmonisch zu, Foto: Red Bull

Für Red Bull Teamchef Christian Horner ist eine Paarung mit Sebastian Vettel und Fernando ebenfalls kein gänzlich unmögliches Szenario. "Die Dynamik zwischen Sebastian und Fernando wäre sicher interessant. Wir müssen uns mit der Entscheidung sicher nicht stressen und in Ruhe unsere Entscheidung treffen." Auch der Brite versuchte die Situation mit Humor zu überspielen. "Wir haben auch Nigel Mansell auf unserer Liste, Fernando ist nicht der einzige Überraschungskandidat." Horner betonte aber erneut, die "stärkstmögliche Fahrerpaarung" haben zu wollen, die Fahrer aber auch zusammen funktionieren müssten.

Ferrari will beruhigen

Bei Ferrari versuchen die Verantwortlichen die Gemüter zu beruhigen. "Ich mache mir deswegen keine Sorgen. Fernando ist ein sehr wichtiger Teil unseres Teams und arbeitet mit allen Crewmitgliedern sehr gut und eng zusammen", spielte Stefano Domenicali die Angelegenheit herunter. Allerdings bringt Domenicali auch ein wenig Verständnis für die Situation auf. "Es ist einfach ein schwieriger Moment in der Saison."

Ferrari müsse seinem Star-Piloten nun "einfach" ein konkurrenzfähiges Auto zur Verfügung stellen und ihm einen schönen Geburtstag bescheren. Alonso feiert am Montag seinen 32. Geburtstag. Der Spanier war nach dem Rennen ebenfalls bedacht, die Gerüchte herunterzuspielen. "Ich bin sehr glücklich bei Ferrari. Wenn wir das Auto verbessern, haben wir die Chance, die Weltmeisterschaft zu gewinnen."

Sein Pendant bei Red Bull, Sebastian Vettel, wäre wenig begeistert vom Teamkollegen Alonso. "Ich ziehe Kimi vor - nichts gegen Fernando, ich respektiere ihn als Fahrer sehr. Aber ich respektiere Kimi auf und abseits der Strecke, weil er immer sehr geradeheraus ist, daher wäre es wohl etwas einfacher."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Alonso zu Red Bull? Das wäre schon der Hammer schlechthin. Würde Enzo Ferrari noch leben, würde Fernando Alonso vermutlich beim nächsten Rennen nicht mehr im Auto sitzen, sollte an den Flirtversuchen des Spaniers mit Red Bull wirklich etwas dran sein. Doch genau das ist die Frage: Was ist dran? Gut denkbar, dass Alonso nur Druck auf Ferrari aufbauen will, ihm endlich ein siegfähiges und WM-taugliches Fahrzeug zur Verfügung zu stellen.

Doch ob das die richtige Herangehensweise ist? Glaubt er, dass die Arbeiter in Maranello jetzt noch nicht alles für den Erfolg geben? So oder so, die Gerüchte werden in Italien nicht gut ankommen. Nach der Sommerpause steht nach Spa gleich der Klassiker in Monza auf dem Programm. Der könnte für Alonso zum Spießrutenlauf werden, sollten sich die Gerüchte nicht legen. Doch ob es tatsächlich zur Fahrerpaarung Vettel/Alonso kommen wird, wage ich zu bezweifeln, machte der Ferrari-Pilot keinen Hehl aus seiner Abneigung zu Sebastian Vettel. Und der spielt bei Red Bull schließlich auch keine untergeordnete Rolle. (Christian Menath)