Paul Hembery erläuterte nach dem Freien Training am Freitag auf dem Nürburgring, warum sich Pirelli dazu entschied, ab dem Ungarn GP zur 2012er Konstruktion der Reifen zurückzukehren. Dies sei vor allem vorausblickend auf die Rennen in Spa und Suzuka geschehen, die die Reifen ähnlich stark belasten wie Silverstone. Eine wichtige Rolle bei den Erwägungen spielte auch das Entwicklungstempo, das die Teams an den Tag legen.

"Wir haben in Silverstone einen großen Leistungssprung von zwei oder drei Sekunden pro Runde gesehen, den wir sicherlich nicht vorausgesehen hatten. Wir hatten eine Verbesserung um eine, vielleicht eineinhalb Sekunden erwartet, aber nicht zwei oder drei Sekunden", erläuterte der Pirelli-Motorsportchef. "Wenn die Entwicklungsrate so weitergeht, dann wissen wir, dass die 2012er Konstruktion die bessere Lösung für Strecken wie Spa und Suzuka ist."

Auf den schnelleren Strecken werden laut Hembery eher die Medium- und harten Reifen zum Einsatz kommen als die weichen, die auch in Deutschland bei gemäßigten Temperaturen deutliche Leistungsspitzen und einen starken Abbau zeigten. "Der weiche Reifen ist vielleicht etwas aggressiv, daher müssen wir vorsichtig sein, wo wir ihn einsetzen."

Auf dem Nürburgring zeigte sich zwischen dem weichen und dem Medium-Reifen eine Differenz von eineinhalb Sekunden in der Rundenzeit. Daher wird der weiche Pneu der bevorzugte Qualifying-Reifen sein. Hembery rechnet mit einer Zwei-Stopp-Strategie im Rennen, vergleichbar mit dem China GP. Dabei würden die Fahrer auf den weichen Reifen starten, diese nach zehn Runden gegen Mediums tauschen und diese etwa 25 Runden fahren, ehe sie für den letzten Stint neue Mediums aufziehen lassen.

Eine Verschiebung der Hackordnung beobachtete Hembery trotz der neuen Reifenkonstruktion mit einem Kevlar- statt einen Stahlgürtel nicht. "Die schnellen Autos sind immer noch schnell. Es scheint die Hackordnung hier nicht besonders verändert zu haben", meinte er.

Die Hackordnung im kommenden Jahr war jedoch Teil der Überlegungen, die Hembery bezüglich der Reifen anstellte. Nachdem die FIA das Reglement dahingehend geändert hat, dass Änderungen an den Reifen nicht der einhelligen Zustimmung der Teams bedürfen, deutet der Brite die Möglichkeiten an, die sich dadurch ergeben. So könnten künftig nicht nur aus Sicherheitsbedenken, sondern auch aus sportlichen Gründen Änderungen an den Reifen vorgenommen werden. Etwa, wenn ein Bolide derart viel Kraft auf die Straße überträgt, dass er den Reifen zerstört. Dann würde Pirelli dem Team, wenn es im Bereich der Aerodynamik und der Motorleistung gute Arbeit geleistet hat, entgegen kommen.

Insgesamt plant Pirelli für das kommende Jahr keine Experimente bei den Reifen, denn die Teams stehen mit den neuen Motoren ohnehin vor großen Herausforderungen.