Geht er oder geht er nicht? Nachdem Red-Bull-Teamchef Christian Horner bekanntgab, dass Kimi Räikkönen offiziell einer der Nachfolgekandidaten von Mark Webber ist, ist der Finne in aller Munde. Bei seinem Noch-Rennstall Lotus sieht man das Liebeswerben der Bullen jedoch gar nicht gerne und ist fest entschlossen, alles zu tun, um den Champion von 2007 zum Bleiben zu bewegen. "Wir kämpfen hart, um Kimi zu behalten. Wir tun alles, was in unserer Macht steht!", machte Teamchef Eric Boullier deutlich und legte nach: "Ich bin persönlich absolut davon überzeugt, dass Kimi nächstes Jahr in unserem Auto sitzt."

Boullier ist bewusst, dass Räikkönen bei Red Bull deutlich mehr als momentan verdienen würde, doch er glaubt, dass Geld für den Iceman nicht alles ist. "Kimi ist nicht käuflich. Er braucht nicht noch mehr Geld in seinem Leben, er verdient hier genug. Red Bull kann Kimi nicht kaufen", so die Ansage des Franzosen, der davon überzeugt ist, dass ganze andere Werte als der schnöde Mammon zählen: "Ich weiß, was in Kimis Kopf vorgeht, und da spielt Geld nicht die wichtigste Rolle. Wir haben unser Team um ihn und seine Bedürfnisse aufgebaut", sagte Boullier gegenüber Bild. "Er mag die Leute hier, seine Ingenieure, das Management. Vor allem liebt Kimi die Freiheit - und die bekommt er in keinem anderen Team in Kombination mit einem guten Auto."

Zudem glaubt Boullier, dass Räikkönen an Sebastian Vettel, seinem neuen potenziellen Teamkollegen, zerbrechen könnte, wie es schon bei Mark Webber der Fall war. "Erstens ist es schwer, in das Red-Bull-Umfeld hineinzukommen. Es ist komplett um Sebastian Vettel herumgebaut. Dahinter wird Kimi sich einreihen müssen. Vettel hat Red Bull immerhin drei WM-Titel beschert", zählte er auf. "Und zweitens muss er bei uns für sehr viel weniger PR-Tage zur Verfügung stehen als die mindestens 20 bis 30 bei Red Bull. Deshalb ist er gern hier."

Rasche Entscheidung gefordert

Dem Lotus-Teamchef ist gleichsam aber auch bewusst, dass Räikkönen nach Erfolgen lechzt, die er bei Red Bull wohl einfacher als in Diensten der Mannschaft aus Enstone feiern könnte. "Es reizt Kimi, gegen Sebastian Vettel zu fahren, und das auch noch in einem Auto, das genauso gut und schnell ist. Kimi will Vettel schlagen - aber nicht um jeden Preis", so Boullier. "Alles, was ich tun kann, ist ihm die Argumente für Lotus auf den Tisch zu legen."

Egal wie Räikkönens Entscheidung ausfallen wird, bei Lotus ist man daran interessiert, dass sie bald fällt und sich das Transfertheater nicht ewig hinzieht. "Er weiß, dass wir Planungssicherheit brauchen für 2014. Wir gehen davon aus, dass er sich noch vor der Sommerpause entschieden hat, ob er bleibt", sagte Boullier. "Er weiß: Bei uns kann Kimi er selbst sein."

Bei Red Bull herrscht hingegen keine übertriebene Eile vor, das vakante Cockpit zu besetzen, wie Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko bei Motorsport-Magazin.com verriet. "Kimi ist sicher eine Bereicherung. Ob er eine Idealbesetzung wäre, ist schwer zu sagen, denn es gibt eben mehrere Punkte zu berücksichtigen. Wie gesagt, wir haben Zeit und studieren die Situation in Ruhe", sagte der Österreicher, dem auch nicht verborgen geblieben ist, dass der Finne kein großer Freund von PR-Arbeit ist. "Gewisse Verpflichtungen sind mit dem Job verbunden. Wir sind mittlerweile eines der am besten gesponsorten Teams, und Sponsoren wollen natürlich eine Gegenleistung", hielt er fest. "Dieses Verhältnis muss stimmen."