Fünf Pole Positions und noch kein Sieg. Die Statistik von Mercedes in der Saison 2013 liest sich nicht besonders gut, doch betrachtet man die letzten beiden Rennen genauer, wird es noch schlimmer. In Bahrain und in Spanien startete jeweils Nico Rosberg vom Platz an der Sonne, im Wüstenstaat kam er mit 40 Sekunden Rückstand auf den späteren Sieger Sebastian Vettel ins Ziel, vor zwei Wochen auf dem Circuit de Catalunya waren es sogar 68 Sekunden hinter Sieger Fernando Alonso. Der Mercedes wurde seinem Ruf als Reifenfresse einmal mehr gerecht. Doch Motorsport-Magazin.com hat Gründe gefunden, wieso es im Fürstentum besser laufen könnte.

Reifen nicht Barcelona-like

"Jetzt hängt alles davon ab wie lange die Reifen halten", gab Niki Lauda unmittelbar nach dem Qualifying zu bedenken. Mercedes = Reifenfresser, so die einfache Gleichung. Vor zwei Wochen konnte man diese Gleichung noch erweitern: Mercedes + Barcelona = Reifenfresser * 2. Doch wie Barcelona ein Reifenabbaubeschleunigungsfaktor war, so könnte Monaco das Gegenteil bewirken. Weil die Asphaltoberfläche relativ glatt ist, ist zwar das Grip-Niveau etwas niedriger, die Gummioberfläche der Reifen wird allerdings weniger beansprucht. Zusätzlich sind die Geschwindigkeiten deutlich geringer als noch in Barcelona, was dazu führt, dass die Reifenkerntemperatur nicht ins Uferlose steigt. Genau diese zwei Probleme hatte Mercedes noch in Bahrain und Spanien zu beklagen.

Überholen (fast) unmöglich

Eine Frage, welche die Fahrer schon unmittelbar nach dem Barcelona GP beschäftigte, waren die mangelnden Überholmöglichkeiten in Monaco. Nico Rosberg kündigte bereits an, als 'D-Zug' die Gegner hinter sich halten zu wollen. Rosberg zeigte schon in Bahrain, dass es leichtere Aufgaben gibt, als den Wiesbadener zu überholen. Was in Bahrain bereits schwierig war, könnte in Monaco unmöglich sein, zumal die Topspeed-Werte der Mercedes bekanntlich sehr gut sind. Auch Überholmanöver in der Boxengasse sind nicht so leicht wie anderswo. Weil die Strecke nur 3,340 Kilometer lang ist, bleibt bei 22 Boliden wenig Platz für freie Runden. Auch Überrundungen kosten deutlich mehr Zeit als auf anderen Strecken.

Kurze Renndistanz

Das Rennen in Monaco kratzt zwar nicht selten an der Zwei-Stunden-Grenze, doch die zurückgelegte Renndistanz ist deutlich kürzer als auf allen anderen Strecken. Weil die Durchschnittgeschwindigkeit so gering ist, müssen die Piloten nicht 300 Kilometer zurücklegen, sondern lediglich 260. In Singapur gibt es übrigens ein ähnliches Problem, doch anders als in Monaco, werden dort gut 300 Kilometer gefahren, weshalb der Singapur GP der längste GP des Jahres ist. Nicht nur, dass Sebastian Vettel und Co. rund 40 Kilometer weniger Strecke haben, um den silbernen D-Zug zu überholen, auch das Startgewicht ist wegen der niedrigeren Benzinmenge geringer. Weil der Verbrauch auf dem Stadtkurs ohnehin deutlich niedriger ist als beispielsweise in Melbourne, starten die Boliden mit erheblich weniger Gewicht ins Rennen. Auch dieser Faktor wirkt sich positiv auf den Reifenverschleiß aus.

Fahrerstrecke Monaco

2007 hing Hamilton im Getriebe von Fernando Alonso, Foto: Sutton
2007 hing Hamilton im Getriebe von Fernando Alonso, Foto: Sutton

Monaco gilt als die Fahrerstrecke schlechthin. Ein schwächelndes Auto kann nirgends besser kompensiert werden, als in den Straßen an der Cote d'Azure. Bei den Piloten ist Mercedes bestens aufgestellt. "Mit Hamilton und Nico Rosberg haben wir die beste Fahrerpaarung", ist sich Niki Lauda sicher. Hinzu kommt, dass sowohl Nico Rosberg als auch Lewis Hamilton in Monaco wohnen und jeden Millimeter des Asphalts auswendig kennen. Schon im vergangenen Jahr - als der Mercedes auch nicht als Reifenflüsterer galt - landete Nico Rosberg auf Rang zwei und konnte Sieger Mark Webber nahezu über die gesamte Renndistanz unter Druck setzen. Lewis Hamilton konnte bei seinem ersten Aufritt im Fürstentum bereits seinen damaligen Teamkollegen Fernando Alonso unter Druck setzten und musste vom Team zurückgerufen werden, weil er auf Platz zwei liegend attackierte. Im folgenden Jahr gewann er den GP.