Fast 20 Jahre lang war Jacques Schulz die Formel-1-Stimme bei Sky, früher Premiere. Neben Experte Marc Surer reiste der jahrelang durch die Welt und unterhielt die Zuschauer auf seine besondere Art und Weise am Mikrofon. "Keep racing", sein Spruch zum Abschied nach einer Übertragung, wurde zu seinem Markenzeichen. Nach dem Ende der vergangenen Saison verließ Schulz den Bezahlsender Sky jedoch plötzlich. Sascha Roos nahm stattdessen seinen Platz ein. Schulz, der es überhaupt nicht darauf anlegt - wie einige seiner TV-Kollegen - das Rampenlicht zu suchen, zog sich erst einmal zurück.

Motorsport-Magazin.com traf den gebürtigen Heidelberger am Rande des ADAC GT Masters - seiner neuen beruflichen Heimat. 2013 kommentiert er die Rennen der so genannten 'Liga der Supersportwagen', deren Rennen samstags und sonntags live bei kabel eins (ab 12:15 Uhr) übertragen werden. "Eigentlich wollte ich aus privaten Gründen keinen Motorsport bei Sky mehr machen, aber der Motorsport liegt mir immer noch im Blut", sagte Schulz, ohne allzu viel über die genauen Gründe seines Abschieds erzählen zu wollen. "Einmal petrol head - immer petrol head. Es ist ein sehr gutes Gefühl, wieder Rennen kommentieren zu können."

Früher die überzüchteten Boliden der Königsklasse, heute die immer beliebter werdenden GT3-Boliden aus dem ADAC GT Masters - eine große Umstellung? Schulz: "Dabei geht es gar nicht um einen Vergleich zwischen dem ADAC GT Masters und der Formel 1 - Hauptsache, es sind schnelle Autos auf der Rennstrecke unterwegs."

Wie sehr Schulz in seinem Beruf aufgeht, kann man leicht bei Youtube nachvollziehen. Wer einmal den Suchbegriff 'Schreisammlung' eingibt, weiß, was gemeint ist. Schulz, selbst übrigens kein Fan dieser Videos, machte kein Geheimnis daraus, wie sehr ihn der Motorsport fasziniert. "Die Geschichte vom Mann, der die Maschine beherrscht - quasi dem modernen Gladiator - ist für mich einmalig und wird mich wohl mein Leben lang begleiten", erklärte er mit strahlenden Augen. "Racing ist für mich wie ein Lebenselixier. Du weißt nie, was in der nächsten Kurve passiert. Das fasziniert mich seit all den Jahren."

Vor allem beim ADAC GT Masters ist oft nicht abzusehen, was in der nächsten Ecke passiert - nicht selten kracht es ordentlich in den Rennen, spannende Rad-an-Rad-Duelle gehören zur Tagesordnung - eine völlig andere Welt als die Formel 1, wie Schulz bemerkte. "Die Rennen des ADAC GT Masters sind bis zum Zieleinlauf spannend und bieten packendes Racing", sagte er. "Die Formel 1 ist vielmehr ein Schachspiel und lebt von der Taktik. Benzin, KERS und Reifen sparen lautet das Motto - mit dem Wheel-to-Wheel-Racing der 70er bis in die 90er Jahre hinein hat das nicht mehr viel zu tun."

Motorsport funktioniere über Mechanik und Grip, nicht über die ausgeklügelte Aerodynamik. "Hier sind die GT-Boliden, wie sie im ADAC GT Masters vorkommen und obendrein unheimlich gut aussehen, der richtige Weg", so Schulz. Neue Autos und Abläufe für Schulz, doch seine leidenschaftliche und impulsive Art will er weiter beigehalten und am Mikrofon Vollgas geben: "Das ist als Lob für die tolle Action der Jungs auf der Strecke zu verstehen: Je größer die Leistungsdichte, desto stärker gehe ich mit. Ich fahre quasi verbal mit."