An diesem Wochenende steigt mit den 24 Stunden am Nürburgring eines der größten Motorsport-Events überhaupt. Ausgelassene Stimmung rund um die Rennstrecke, doch hinter den Kulissen des legendären Kurses brodelt es wieder. Der Grund: Seit Mittwoch steht der Nürburgring zum Verkauf. Motorsport-Magazin.com liefert die wichtigsten Informationen zum Thema.

Die aktuelle Lage am Nürburgring

Seit Mittwoch, 15. Mai ist es amtlich: Der Nürburgring steht zum Verkauf. Die von der rheinlandpfälzischen Regierung eingesetzten Sanierer Thomas Schmidt und Jens Lieser kümmern sich um die Veräußerung. Mit groß geschalteten Anzeigen in der britischen Financial Times sowie im Handelsblatt suchen die Insolvenzverwalter weltweit nach Investoren, die am Kauf der angebotenen Rennstrecken (GP-Kurs und Nordschleife) sowie der umliegenden Peripherie interessiert sind. Einige Investoren sollen bereits Interesse bekundet haben. Wichtig: Es sei nicht geplant, die Strecke an einen Oligarchen aus Russland oder dem Nahen Osten zu verkaufen, der den Nürburgring als privates Spielzimmer betrachtet. Dies solle verhindert werden.

Was steht genau zum Verkauf?

Den Nürburgring - der beim Verkauf unter dem Namen 'Projekt RING' firmiert - gibt es komplett oder wahlweise in Paketen zu kaufen. Investoren können die Vermögensgegenstände des Nürburgrings einzeln, in definierten Einheiten oder als Gesamtheit erwerben. Als definierte Vermarktungseinheiten gelten z.B. die Rennstrecken, das 4-Sterne-Hotel, das Eifeldorf Grüne Hölle mit einem 3-Sterne-Hotel und der Ferienpark Drees, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung des Nürburgrings. Wirtschaftsprüfer beziffern den Wert des kompletten Nürburgrings auf etwa 120 Millionen Euro. Klingt nach einem echten Schnäppchen, doch die Sanierer erwarten sich einen höheren Verkaufspreis.

Wie läuft der Verkauf ab?

Interessierte Käufer haben bis zum 12. Juni 2013, 17:00 Uhr die Möglichkeit, ein unverbindliches Angebot bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG aus Frankfurt einzureichen. Anschließend erhalten sie Einblick in die Bücher des Nürburgrings, alles natürlich vertraulich, und können ein verbindliches Angebot unterbreiten. Danach entscheiden die Ring-Sanierer bis zum Herbst, welcher der Investoren zu konkreten Verhandlungen zugelassen wird. Es wird davon ausgegangen, dass sich die endgültige Entscheidung, wer den Zuschlag erhält, bis Anfang 2014 hinzieht.

Warum muss der Nürburgring verkauft werden?

Es herrscht konkreter Zeitdruck am Nürburgring, denn die EU-Kommission in Brüssel droht mit einer ordentlichen finanziellen Beihilferückforderung. Brüssel vermutet, dass illegale Subventionen von rund 480 Millionen Euro geflossen seien, ein Großteil davon - etwa 330 Millionen Euro - soll in den nahe gelegenen Freizeitpark investiert worden sein. "Der Verkauf muss vorher abgeschlossen sein, sonst droht nach einer Beihilfe-Entscheidung die Schließung des Nürburgrings", erklärte Lieser. Ohne den Erlös aus dem Verkauf wäre die insolvente Nürburgring GmbH zahlungsunfähig und damit gingen wohl die Lichter in der Eifel aus.

Welche Auswirkungen hat der Verkauf für den Motorsport?

Die größte Sorge der Fans: Findet weiter Motorsport am Nürburgring statt, nachdem der Verkauf durch ist? Vieles deutet darauf hin, dass der Betrieb fortgesetzt wird - werden muss - da sich das Land für den Fortbestand stark macht. Die Regierung plant ein Gesetz zur Gewährleistung des öffentlichen Strecken-Zugangs, dieses könne auch nach dem Verkauf noch berücksichtigt werden. Unklar ist, welcher Sport auf den dann privatisierten Strecken stattfinden soll.

Die Formel 1 ist das Aushängeschild der Eifel, gleichzeitig aber auch eines der größten Verlustgeschäfte. Schon dieses Jahr war bis zuletzt unklar, ob der Grand Prix dieses Jahr wieder am Nürburgring steigen würde. Die Betreiber kündigten an, dass der Verkaufsprozess keinen Einfluss auf die Rennsport-Aktivitäten in diesem Jahr habe, alle Veranstaltungen würden plangemäß stattfinden. Neben der F1 zählen die DTM, die Langstreckenmeisterschaft VLN sowie das 24-Stunden-Rennen zu den größten Attraktionen.

Wie kam es zu den Problemen am Nürburgring?

Der Nürburgring kämpft seit vielen Jahren mit roten Zahlen, vor allem die Formel-1-Austragungen verschlingen Millionen. Das Projekt 'Nürburgring 2009' - also die Errichtung einer Erlebniswelt rund um den Ring - scheiterte grandios. Im vergangenen Sommer wurde die Pleite bekannt, im November erfolgte die Einreichung eines Insolvenzantrages mit Eigenverwaltung. Das Land will den Nürburgring nicht mehr staatlich auf Kosten der Steuerzahler subventionieren, doch auf eigenen Beinen kann das kostenintensive Projekt nicht stehen. Die Nürburgring GmbH ist pleite, doch zahleiche Gläubiger stehen Schlange, nachdem erwartete Einnahmen ausblieben.