Es war ein Tag der Emotionen in Sepang. Das wohl unglücklichste Podium der Formel-1-Geschichte sprach Bände. Der Sieger hat einen Riesen Fehler begangen. Der Zweitplatzierte fühlte sich um seinen Sieg betrogen. Der Drittplatzierte konnte sich nicht freuen, weil eigentlich jemand anders dort hätte stehen müssen. Motor schonen hin, Sprit her: In erster Linie zeigt der heutige Tag, was passiert, wenn sich die Teams zu früh zu stark in die Fahrerangelegenheiten einmischen. Es ist noch immer der Job des Fahrers, das Rennen zu gewinnen, vor allem in dieser frühen Phase der Saison.

Der Ausgang des Malaysia-GP ist noch völlig offen gewesen, als Red Bull die Order herausgab: Positionen halten. Übrigens zu Gunsten Webbers, liebe Verschwörungstheoretiker. Sebastian Vettel hatte im letzten Stint die mittelharten Reifen, während Mark Webber auf den harten Gummis wieder herausgeschickt wurde. Natürlich kann Vettel da in den ersten Runden erst einmal schneller fahren. Dass ein Team in einer solchen Situation bereits die Positionen einfrieren will, widerspricht jedem motorsportlichen Grundgedanken. Jetzt kann sich Webber zumindest zurücklehnen und Vettel den schwarzen Peter zuschieben, denn es wäre für ihn sonst sehr schwer geworden.

Und die Negativschlagzeilen kommen doch

Hamilton und Rosberg nebeneinander: War das wirklich so gefährlich?, Foto: Sutton
Hamilton und Rosberg nebeneinander: War das wirklich so gefährlich?, Foto: Sutton

Der zweite Aufreger betraf Mercedes. Warum auch immer Lewis Hamilton solche Spritprobleme bekam, auch hier wurde von Seiten des Teams ins Rennen eingegriffen. Die Begründung, dass es zu gefährlich gewesen wäre, Nico Rosberg überholen zu lassen, ist dabei so lächerlich wie die Teamorder selbst: Auf einer Strecke mit der Breite einer Flugzeuglandebahn und der Möglichkeit, mit DRS auf der Geraden vorbeizufahren, wäre das Risiko wohl kleiner gewesen als Rosberg direkt Hamilton zu belassen. Und nach vorne war nichts mehr zu holen? Im Motorsport muss man immer damit rechnen, dass vor einem noch jemand einen Fehler macht.

Natürlich haben die Teamchefs eine Riesenangst, dass sich die Fahrer gegenseitig abschießen. Sie wollen diesbezüglich keine negative Publicity. Doch genau diese haben sie jetzt bekommen: Für Red Bull ist das PR-Desaster perfekt, selbst auf das Siegerfoto mit dem Team wurde verzichtet. Und Mercedes wird es auch nicht gerne sehen, dass Toto Wolff und Niki Lauda öffentlich vor laufenden Kameras ausdiskutierten, ob die Teamorder gerechtfertigt war oder nicht. Doch auch so redet nun jeder über einen Nr.2-Status von Nico Rosberg. Das Schreckgespenst haben sowohl Red Bull als auch Mercedes somit selbst heraufbeschworen, indem sie es verhindern wollten.

Sport ad absurdum geführt

Das unglücklichste Podium aller Zeiten entbehrte nicht einer gewissen Komik, Foto: Sutton
Das unglücklichste Podium aller Zeiten entbehrte nicht einer gewissen Komik, Foto: Sutton

Warum also lässt man die besten Rennfahrer der Welt nicht das machen, was sie am besten können, nämlich Rennen fahren? Warum muss bereits im zweiten Rennen der Saison Stallregie angewandt werden? Warum setzt man Fahrer mit zweistelligen Millionengagen in ein Rennauto, nur damit sie ihrem Teamkollegen hinterherfahren? Heute wurde der Sport ad absurdum geführt. Nicht, weil sich Vettel über eine Ansage des Teams hinwegsetzte, sondern weil zwei Teams völlig unnötig ein Rennen vor Ablauf der Renndistanz quasi beendet haben. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Teams aus diesem PR-Desaster lernen und ihre Rennfahrer wieder Rennen fahren lassen.

Wie man es richtig macht, hat ausgerechnet das Ferrari-Team in Melbourne bewiesen, als Felipe Massa in den ersten Runden Fernando Alonso Paroli bieten durfte. Anders als viele glauben möchten, wird dort der Nummer-1-Status nämlich erst nach einigen Rennen vergeben. Moralischer Gewinner ist heute Lewis Hamilton: Man kann über ihn denken, was man will. Aber eines kann man ihm nicht absprechen: Er ist ein leidenschaftlicher Racer und weiß, wann er es verdient hat, oben zu stehen und wann nicht. Die drei unglücklichen Sieger - dieses Bild passt wie die Faust aufs Auge an einem schwarzen Tag für jeden Racing-Fan.