Zum dritten Mal in Folge holte Red Bull 2012 beide WM-Titel in der Formel 1. Gegen Ende der Saison legte der Rennstall von Dietrich Mateschitz dermaßen zu, dass kein gegnerisches Team mehr Schritt halten konnte. Der lange WM-Kampf hat aber auch seine Kehrseiten: Teamchef Christian Horner gibt zu, dass man bereits davon ausgegangen war, den RB9 nicht zu den Testfahrten in Jerez bringen zu können und es eine große Teamleistung gewesen sei, den Wagen pünktlich fertig zu stellen. Generell gehe man bei Red Bull die Saison etwas relaxter an, was aber nicht bedeute, dass man genug vom Siegen habe.

"In vielerlei Hinsicht ist der Druck erst einmal von uns genommen", sagte der 39-jährige gegenüber Sky Sports. "Wir haben zum dritten Mal nacheinander die doppelte Weltmeisterschaft geholt. Niemand kann uns das mehr nehmen, das steht in den Geschichtsbüchern." Doch den Druck werde man sich selber machen, denn man wolle die Dominanz fortsetzen: "Natürlich sind wir als Titelverteidiger diejenigen, die hier sind, um geschlagen, unter Beschuss genommen zu werden. Aber daran haben wir uns die letzten Jahre über gewöhnt. Druck ist Teil dieses Business und Teil des Sports."

"Aber in vielen Dingen werden wir die Saison aufgrund dessen, was wir erreicht haben, entspannter angehen können als in den vorigen Jahren", so Horner weiter. "Dieses Team ist weiter gewachsen, hat sich weiterentwickelt, und wir sind in einer guten Position, um mit dem Druck umzugehen." Doch Red Bull habe keinerlei Ambitionen, in irgendeiner Form die Zügel schleifen zu lassen: "Es ist eine großartige Sache [drei Weltmeisterschaften in Folge zu holen], aber unsere Motivation ist haushoch."

Der Kraftakt über den Winter ist gelungen

Der RB9 wird sich bis Australien weiter verändern, Foto: Sutton
Der RB9 wird sich bis Australien weiter verändern, Foto: Sutton

Red Bull sei noch immer ein recht junges Team und jeder genieße es, zu gewinnen. "Die Formel 1 ist der größte Teamsport der Welt und man kann nur Rennen und Weltmeisterschaften gewinnen, wenn alle Abteilungen dicht zusammenarbeiten. Wir verfügen über eine tiefgehende Stärke, eine gute Stimmung im Team und meine Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass wir das Beste aus allen Abteilungen herausholen. Jeder weiß, was die Ziele sind und jeder bringt das, was von ihm erwartet wird."

Einer besonderen Herausforderung stand das Team im Winter gegenüber: Aufgrund des langen WM-Kampfes konnte Red Bull erst spät mit der Entwicklung des RB9 beginnen: "Es war hart, sehr hart für unser Design- und Produktionsteam. Der Kampf zog sich 2012 bis zum letzten Rennen hin, deshalb haben wir das alte Fahrzeug bis dahin weiterentwickelt. Es war der späteste Start, den wir je hatten. Selbst Adrian [Newey] kam in mein Büro und sagte: 'Ich glaube, wir sind mit dem neuen Fahrzeug ein bisschen spät dran'. Und er ist nun beileibe nicht bekannt dafür, seine Autos früh fertig zu stellen!"

Somit sei es eine großartige Arbeit des Teams gewesen, über die Winterpause und die Weihnachtszeit hinweg das neue Auto für den ersten Test hinzustellen, lobte Horner sein Team. Doch nur die Zeit könne zeigen, ob das genug war. Bis zum Saisonstart werde sich der RB9 weiter verändern: "Das Auto ist immer ein Prototyp, und deshalb wird sich das Fahrzeug in Melbourne von dem aus Jerez signifikant unterscheiden." Das sei jedoch bei allen Teams der Fall, auch wenn die Verbesserungen immer kleiner ausfallen: "Mit stabilen Regularien nimmt der Ertrag ab. Die Fortschritte, die man macht, sind nicht so groß wie vielleicht vor drei oder vier Jahren. Deshalb liegt der Teufel im Detail."