Ich weiß, dass es viele Leute gibt, die meinen Wechsel aus der Formel 1 in die WEC zu Aston Martin als Niederlage, als klaren Rückschritt ansehen. Sicher, was die öffentliche Einschätzung angeht, ist es ganz klar so, dass die Formel 1 über allem steht, als absolute Königsklasse.

Aber für mich persönlich sehe ich das anders. Formel 1 um jeden Preis, einfach nur um irgendwie dabei zu sein, das erschien mir für mich nicht mehr als der richtige Weg. Um es mal recht klar zu sagen: Ich war in den letzten drei Jahren in der Formel 1 selten wirklich glücklich, habe immer mehr den Spaß am Rennsport verloren. Wenn man nur den ganzen Druck hat, immer wieder quasi gegen Windmühlenflügel vor allem auch neben der Strecke kämpft, dabei aber nie die Chance bekommt, unter gleichen Bedingungen das zu zeigen, was man wirklich kann und deshalb auch ganz vorne mitzufahren, wenn man auch immer nur erklären muss und oft aus den verschiedenen politischen Gründen trotzdem nicht alles erklären kann.

Ich habe in allen Nachwuchsserien, in denen ich angetreten bin, Rennen gewonnen, ich weiß, was ich kann - aber jetzt liegt mein letzter Sieg schon so lange zurück, 2008, mein letztes Podium war 2009. Diese Erfahrungen, diese Emotionen, die man hat, wenn man da oben steht, die es dann auch viel leichter machen, mit Belastungen und zwischenzeitlichen Rückschlägen umzugehen, haben mir in den letzten Jahren sehr gefehlt.

Und bei den Angeboten, die ich in der Formel 1 für 2013 hatte, wären sie auch nicht gegeben gewesen. Dazu nur nebenbei: Nicht alles, was gerade so in der letzten Woche im Internet über angebliche Chancen von mir aufgetaucht ist, muss der Wahrheit entsprechen. Ich war da selbst überrascht - aber solche Dinge werden vielleicht auch manchmal aus den verschiedensten Gründen gezielt lanciert.

Ich habe deshalb für mich die Entscheidung getroffen, erst einmal gezielt einen anderen Weg zu gehen. Das soll jetzt nicht heißen, dass das ein generelles Nein zur Formel 1 auch für die Zukunft ist - das sollte man nie sagen. Aber die Umstände müssen stimmen. Im Moment freue ich mich sehr darüber, mit Aston Martin eine Chance zu bekommen, wieder wirklich vorne mit zu fahren, Podiumsplätze oder sogar Siege zu holen. Die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen, das wäre ein Traum. Auch wenn vielleicht manche sagen, es sei ja "nur" die GTE-Kategorie: Wenn man sich unter gleichen Bedingungen gegen die Konkurrenz durchsetzt, dann gibt einem das sehr viel Befriedigung.

Und ich bin sicher, dass ich mit Aston Martin diese Möglichkeiten habe - und damit auch wieder richtig die Freude am Rennfahren zurück gewinnen kann. Deswegen bin ich wirklich glücklich, dass das jetzt so schnell geklappt hat. Den ersten Kontakt gab es in der vergangenen Woche, am Montagabend war ich dann erstmals im Werk - und war beeindruckt von der ganzen Professionalität dort. Das hat alles fast Formel-1-Maßstäbe, auch wenn weniger Mitarbeiter involviert sind. Wir sind uns jedenfalls schnell einig geworden, ich fühlte mich von Anfang an sehr willkommen und freundlich aufgenommen - und am Dienstagabend habe ich dann, eine Stunde vor dem Bekanntgabe-Event, unterschrieben.

Jetzt freue ich mich schon sehr darauf, Mitte Februar beim Testen in Portimao zum ersten Mal ins Auto zu steigen. Das ist auch etwas, was ich an dieser Serie ausgesprochen schön finde: Dass es viele Testmöglichkeiten gibt, man insgesamt viel zum Fahren kommt und man im Verhältnis viel mehr Zeit im Auto als mit anderen Tätigkeiten verbringt. Das erste Rennen steht dann Mitte März in den USA in Sebring auf dem Programm - die WEC beginnt am 14. April in Silverstone, hat insgesamt acht Rennen, was relativ große Pausen bedeutet und die Möglichkeit ergäbe, vielleicht zwischendurch noch etwas Zusätzliches zu machen. Mal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln - auf jeden Fall bin ich jetzt erst einmal wirklich glücklich mit meiner neuen Aufgabe bei Aston Martin und hoffe, dass ich dem Team bald etwas für das Vertrauen, das mir dort alle schenken, zurückgeben kann.