Luiz Razia tritt die Nachfolge von Timo Glock beim Marussia-Rennstall an. Seit drei Jahren befindet sich der Brasilianer im Umfeld der Formel 1, nun ist ihm der Sprung in ein Stammcockpit geglückt. Der Rookie im Porträt.

Über lokale Autocross-Rennen und brasilianische Kart-Meisterschaften stößt Razia im Alter von 16 Jahren 2005 in die südamerikanische Formel 3 und die brasilianische Formel Renault 2.0 vor. In seiner Rookie-Saison gewinnt er zwei F3-Rennen und krönt sich ein Jahr später sogar zum Champion der Nachwuchsserie. Es sollte allerdings Razias einziger Titel bleiben.

Über Italien in die GP2

Gegen Ende 2006 wagt er den Sprung nach Europa. In Estoril tritt er beim Finale des F3000 International Masters an und gewinnt in Estoril alle drei Läufe. In Jerez fährt er Bestzeit bei einem GP2-Test, bei dem er für Racing Engineering antritt. Mit einem Engagement in der höchsten Nachwuchsklasse wird es aber nicht. Stattdessen muss Razia den Gang in die relativ unbedeutende Euroseries 3000 antreten, in der ihm in zwei Jahren nur zwei Siege gelingen.

Ein Kurz-Gastspiel in der Formel Renault 3.5 endet 2007 in drei Ausfällen und einem 20. Platz. Ein Jahr später hat der Brasilianer aber genügend Sponsorgelder im Rücken, um den Sprung in die GP2 zu schaffen. Über die Asia-Serie, wo er beim Saisonfinale in Bahrain gewinnt, landet er 2009 beim strauchelnden Coloni-Rennstall. In Monza gewinnt er mit dem Sprintrennen einen Lauf der GP2, in der Meisterschaft reicht es aber nicht zu mehr als dem 19. Platz.

Virgin, Caterham und zurück

Beim Team Lotus durfte Razia zwei Mal in Trainings ran, Foto: Sutton
Beim Team Lotus durfte Razia zwei Mal in Trainings ran, Foto: Sutton

Neueinsteiger Virgin Racing kann der Brasilianer dennoch von sich überzeugen, das Team nimmt ihn als Ersatzfahrer für Timo Glock und Lucas Di Grassi unter Vertrag. Ins Auto darf er aber erst bei den Young Driver Tests. In der GP2 muss er zusehen, wie sein Teamkollege bei Rapax, Pastor Maldonado, die Meisterschaft gewinnt und in die Formel 1 aufsteigt.

Diesen Sprung erhofft sich Razia auch, tatsächlich kommt er als Testfahrer beim damals noch unter Team Lotus firmierenden unter. Dort bestreitet er zwei freie Trainings. In Shanghai verliert er drei Sekunden auf seinen Teamkollegen Heikki Kovalainen, beim Finale in Sao Paulo kann er diesen Rückstand auf rund eine Sekunde begrenzen.

Immer wieder im Gespräch

Lange ist Razia für 2012 im Gespräch für das zweite Marussia-Cockpit. Am Ende dürfte aber Charles Pic Scheck im Gepäck doch noch ein wenig größer gewesen sein, wie jener Razias. Der Brasilianer muss sich erneut nur mit dem Testfahrer-Posten zufrieden geben. Allerdings kann er bei Young Driver Tests zunächst für Force India, am Saisonende auch bei Toro Rosso Erfahrung sammeln. In der GP2 fährt er in seiner vierten Saison in dieser Serie vier Siege ein und beendet das Jahr als Vizemeister.

Das finanziell bedingte Aus Timo Glocks bei Marussia gibt dem Brasilianer eine letzte Chance nach drei Jahren in der Warteschleife endlich den Sprung in ein Stammcockpit zu schaffen. Auch wenn diese Möglichkeit teuer erkauft sein dürfte.