Formel-1-Legende Sir Jackie Stewart verfolgt die moderne Formel 1 mit großer Freude. Besonders beim mit Weltmeistern gespickten Fahrerfeld verfällt der Briten ins Schwärmen: "Es ist das beste Fahrerfeld, das es seit den späten 60er und den frühen 70er-Jahren gab." Damals sei mit Piloten wie Jack Brabham, Jim Clark, Graham Hill, Jochen Rindt, Mario Andretti oder Bruce McLaren eine vergleichbar starke Fahrergeneration an den Start gegangen.

Stewart schätzt das aktuelle Fahrerfeld ähnlich stark ein wie jenes zu Zeiten Jochen Rindts., Foto: Sutton
Stewart schätzt das aktuelle Fahrerfeld ähnlich stark ein wie jenes zu Zeiten Jochen Rindts., Foto: Sutton

In den letzten zwei Jahren gab es einige 'Top-Top-Performers', wie Stewart die absolute Weltelite selbst nennt, denen man jederzeit einen GP-Sieg hätte zutrauen müssen. "An einem guten Tag ist niemand schneller als Lewis Hamilton. Wenn Webber einen guten Tag erwischt, ist er genauso schnell wie Vettel. Dann muss man noch andere Piloten wie Rosberg nennen", sprach der dreifache Formel-1-Weltmeister einige Namen aus, die seiner Meinung nach zu eben jenen 'Top-Top-Performers' gehören.

Zwar führt Stewart die Red-Bull-Dominanz der letzten Jahre eher auf das Design des Autos als auf den Fahrer zurück, dennoch ist der Schotte von Sebastian Vettel restlos begeistert. "Vettel ist der erwachsenste 25-Jährige, den ich je in einem Rennauto gesehen habe." Dabei sei nicht nur das reine Talent für den außerordentlichen Erfolg des Heppenheimers verantwortlich, vor allem seine mentale Stärke trage entsprechend dazu bei: "Er hat den Kopf besser im Griff als alle anderen Fahrer - mit der möglichen Ausnahme von Fernando Alonso." Stewart schränkte allerdings ein, dass dies beim Spanier noch nicht im Alter von 25 Jahren der Fall gewesen sei.

Räikkönen einmalig in der Formel 1

Auf die Frage, ob er Kimi Räikkönens Umgangsformen am Boxenfunk für richtig oder falsch erachte, entgegnete der 73-Jährige lediglich: "Es ist Kimi. Einen Kimi Räikkönen änderst du nicht." Er selbst sucht das Gespräch mit dem Finnen aus einem einfachen Grund äußerst selten: "Wenn er mit mir sprechen möchte, kommt er zu mir und spricht mit mir. Wenn ich hingegen mit ihm sprechen möchte, denkt er sich nur: 'Worüber sprichst du gerade? Warum nervst du mich?'."

"Wenn man ihm eine blöde Frage stellt, kriegt man auch eine blöde Antwort zurück", beschrieb er den Charakter des 19-fachen GP-Siegers weiter. Zwar schätzt Stewart den Finnen, als Freund betrachtet er ihn allerdings nicht. "Ich mag ihn sehr, aber ich kann ihn nicht als Freund bezeichnen. Aber die Freunde die er mitbringt, sind ziemlich komische Typen."

Dieses Verhalten darf sich Räikkönen in den Augen Stewarts erlauben, weil seine Leistungen auf der Strecke stimmen. "Er hat eine sehr spezielle Persönlichkeit, die speziellste von allen ehemaligen und aktuellen Fahrern, aber sein Comeback war besser als das von [Michael] Schumacher." Obwohl Räikkönen sein Wissen und seine Erfahrung nicht gerne mit Journalisten teilt, hofft Stewart nicht, dass sich der Lotus-Pilot ändern wird: "Kimi macht es gut, so wie er es macht."