Erstmalig sieht Bernie Ecclestone seine Macht im Geschäft mit der Formel 1 ernsthaft in Gefahr. In einem Gespräch mit The Sunday Telegraph gestand der 82-Jährige, bei einer Anklage seitens der deutschen Justiz womöglich nicht in seiner gegenwärtigen Position verbleiben zu können. Ihm wird vorgeworfen, den Bremer Bankier Gerhard Gribkowsky mit rund 44 Millionen US-Dollar geschmiert zu haben, um den Verkauf der Formel-1-Vermaktungsrechte an die Gruppe CVC Capital Partners durchzusetzen.

Nachfolger wird vorsorglich bereits gesucht

Ecclestone erklärte, dass die CVC-Verantwortlichen wahrscheinlich dazu gezwungen wären, ihn loszuwerden, sollten die Deutschen hinter ihm her sein. Dies sei ziemlich naheliegend, würde man ihn wegsperren. Bereits seit Längerem habe CVC einen Personalvermittler damit beauftragt, einen Nachfolger für den Geschäftsführer der Formula One Group zu finden. Ecclestone kommentierte diese Maßnahme nicht etwa als verwunderlich, sondern als normal: "Für den Fall, dass ich plötzlich nicht mehr da bin. Wenn ich sterben sollte oder so etwas."

Obwohl Gribkowsky schon im vergangenen Juni wegen Bestechlichkeit und weiterer Delikte zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt wurde, befindet sich der Formel-1-Zampano weiter auf freiem Fuß. Jedoch erschien er in diesem Jahr nicht beim Großen Preis von Deutschland in Hockenheim - womöglich aus Angst vor einer Verhaftung. Die neusten Äußerungen Ecclestones werden derweil als Reaktion auf einen Seitenhieb von Luca di Montezemolo gewertet, der erst kürzlich über einen Rücktritt des Briten sprach.

Der Ferrari-Präsident kritisierte, dass die Königsklasse des Motorsports längst keine Ein-Mann-Schau mehr sei und bezeichnete den Führungsstil Ecclestones als nicht mehr zeitgemäß. Gleichzeitig beteuerte er aber seine Hoffnungen auf den Verbleib des Formel-1-Urgesteins.