Bei Christian Horner ist es nichts Ungewöhnliches, wenn seine Füße während eines Rennens am Kommandostand Zitterbewegungen machen. Eigentlich ist das sogar der Normalzustand. Am Sonntag in Brasilien schien das Zittern aber noch ausgeprägter und intensiver zu sein als sonst, während sich auf der Strecke ein Hindernis nach dem anderen für Sebastian Vettel aufzutürmen schien. Trotzdem ging alles gut aus, mit Position sechs im Ziel hatte der Deutsche genug getan, um sich die Weltmeisterschaft zu sichern. Ungeachtet des guten Endes hätte Horner es gerne etwas ruhiger gehabt.

"Ich kann mich an kein anstrengenderes Rennen erinnern. Da ist wirklich alles passiert", sagte Horner. Immerhin war Vettel in der ersten Runde umgedreht worden und fiel dadurch ans Ende des Feldes zurück. Durch die Kollision mit Bruno Senna, die den Dreher auslöste, hatte er Schäden am Unterboden, der Verkleidung und am Auspuff. "Er kam aber wieder in Fahrt. Seine Pace im Nassen war unglaublich", meinte der Teamchef. Bald war Vettel wieder in den Punkterängen, doch der Regen kam erneut, es wurde auf Intermediates gewechselt und etwas später trocknete es wieder, was einen erneuten Wechsel zur Folge hatte.

Nichts zu hören

"Als die Strecke trockener wurde, war es klar, dass seine Probleme die Balance des Autos beeinflussten. Dann mussten wir noch einmal die Reifen wechseln, weil es keine Chance gab, dass er mit dem Satz bis zum Ende durchkommt. An dem Punkt war der Funk weg und wir hörten ihn nicht mehr", erzählte Horner. Das hatte zur Folge, dass Red Bull absolut unvorbereitet war, als es wieder nasser wurde und Vettel erneut Intermediates wollte. Die Reifen waren nicht bereit, als er hereinkam und es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie am Auto waren. "Danach ging es darum, die letzten Runden durchzustehen."

Sebastian Vettel hatte einiges an Arbeit, Foto: Sutton
Sebastian Vettel hatte einiges an Arbeit, Foto: Sutton

Für Horner stand fest, so ein Rennen hätte keiner vorausahnen können, dass Red Bull aber nun drei Mal in Serie die Weltmeisterschaft bei Fahrern und Konstrukteuren gewonnen hat, war aus seiner Sicht ziemlich phänomenal. "Sebastian fuhr diese Saison besser denn je; er gab nie auf und man sah das im Rennen heute." Doch der WM-Erfolg war für den Teamchef mehr als nur die Leistung in Brasilien, er musste betonen, dass Team und Vettel über 20 Rennen stark gearbeitet haben. "Mit Fernando Alonso hatten wir einen starken Gegner und wir müssen ihm und seiner Leistung in diesem Jahr Tribut zollen. Dadurch wissen wir die Weltmeisterschaft noch mehr zu schätzen, denn wir mussten gegen einen sehr starken Gegner bestehen."

Das Auto musste erst gut werden

Damit Vettel überhaupt bestehen konnte, musste das Auto im Laufe der Saison erst fit gemacht werden. Zu Jahresbeginn war der RB8 noch sehr inkonstant. Red-Bull-Technikchef Adrian Newey hatte daher viel zu tun. "Wir hatten zu Beginn Probleme mit dem Auto und mussten verstehen, wie es durch den Verlust des seitlichen Auspuffs funktioniert. Dass wir ein nicht ganz optimales Auto zu Jahresbeginn an den Punkt brachten, dass wir vor einer Woche die Konstrukteurs-WM und diese Woche die Fahrer-WM gewinnen - das war eine tolle Leistung von allen", meinte Newey.

Dank der nötigen Verbesserungsarbeiten am Auto war die Saison eine kleine Achterbahnfahrt, die trotz vieler Hindernisse ein gutes Ende fand. Brasilien schien beinahe das Jahr widerspiegeln zu wollen. "Der Unfall in Runde eins, die Sorge um den Schaden an Verkleidung und Auspuff, die Tatsache, dass das Auto danach härter zu den Reifen war, der Ausfall des Funks", beschrieb Newey , "wir hatten so viel, das gegen uns lief. Dass wir all das durchgestanden haben und immer noch genug Punkte für die Weltmeisterschaft holten, sagt viel über Team und Fahrer aus."