Anscheinend gastiert die Formel 1 in diesem Jahr nicht wie geplant am Nürburgring. Ist damit das Ende der Königsklasse in der Eifel besiegelt? Motorsport-Magazin.com schaut zurück und verschafft einen umfassenden Überblick rund um die spektakuläre Entstehungsgeschichte des Nürburgrings. Heute: Die 70er und 80er Jahre.

Der neuartige, professionalisierte Sicherheits-Anspruch wird besonders für die Nordschleife zur Bewährungsprobe. Während eines Treffens zwischen den Vertretern der Formel-1-Fahrer und der Nürburgring GmbH am 8. Juli 1970 fordern die Piloten ein 18-Punkte-Programm zur Abänderung der Nordschleife, das die Sicherheit der Strecke erhöhen soll.

Boykott des Nürburgrings

Zur Fertigstellung dieser Maßnahmen wird dem Streckenbetreiber jedoch nur ein Monat Zeit eingeräumt, da am 2. August der Große Preis von Deutschland im Rennkalender steht. Da man dem Anspruch der Fahrer in Anbetracht der kurzen Zeit nicht gerecht werden kann, ziehen diese ihre Konsequenzen: Ein Boykott des Nürburgrings führt zur Austragung des Grand Prix auf dem Hockenheimring.

Niki Laudas Unfall auf dem Ring, Foto: Sutton
Niki Laudas Unfall auf dem Ring, Foto: Sutton

Es folgt der teuerste Umbau der Nordschleife in ihrer Geschichte. Mit rund 20 Millionen Mark schlagen die Sicherheitsmaßnahmen in der Zeit von 1971 bis 1976 zu Buche. Bereits ein Jahr nach dem Boykott des Nürburgrings kehrt der Formel-1-Zirkus in die Eifel zurück. 1974 gibt es erste Diskussionen zwischen dem ADAC und der Nürburgring GmbH bezüglich des Baus einer neuen, kürzeren Grand-Prix-Strecke im Bereich des Nürburgrings. Der Kosten- und Personalaufwand der 22,835 Kilometer langen Nordschleife während eines Rennens ist immens: Bei Großveranstaltungen sind bis zu 1200 Helfer und Streckenposten im Einsatz.

Das Drama um Niki Lauda

Trotz der hohen Umbaukosten am "Ring" in den vergangenen Jahren reißt die Sicherheits-Debatte nicht ab. Nach Niki Laudas tragischem Feuerunfall beim Großen Preis von Deutschland am 1. August 1976 folgt das Aus für die "Grüne Hölle": Die Commission Sportive Internationale (CSI) als zuständiges Organ des Automobilsports entzieht der Nürburgring GmbH 1977 die Lizenz zur Durchführung von Formel-1-Rennen auf der Nordschleife.

Der Ring in der Krise, Foto: Sutton
Der Ring in der Krise, Foto: Sutton

Zum 50. Jubiläum befindet sich der "Ring" in einer Krise. Es besteht akuter Handlungsbedarf, doch die Finanzierung der neuen, kürzeren Rennstrecke gestaltet sich schwierig. Die 1979 vom Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages zur Verfügung gestellten Mittel für den Nürburgring-Neubau werden 1980 im Zuge radikaler Sparmaßnahmen revidiert. Im Folgejahr gründen ADAC, AvD und die deutschen Motorsportverbände den Verein "Ja zum Nürburgring".

Ein Stern geht auf

Die bisherigen Planungen werden noch einmal überarbeitet und die Kosten auf die verfügbaren 79 Millionen Mark reduziert. Die ursprünglich sieben Kilometer lange geplante Rennstrecke wird auf 4,5 Kilometer verkürzt. Am 30. November 1981 beginnt eine neue Ära am Nürburgring: Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel setzt den ersten Spatenstich, die Bauarbeiten beginnen. Mit einem großen Programm aus Show und Motorsport öffnet am 12. Mai 1984 die neue Rennstrecke vor 120.000 Zuschauern ihre Pforten.

Die F1 kehrt in die Eifel zurück, Foto: Sutton
Die F1 kehrt in die Eifel zurück, Foto: Sutton

Beim ersten Rennen auf dem Kurs treten unter anderem zwölf Formel-1-Weltmeister in identischen Mercedes 190 gegeneinander an. Es siegt der bis dato weithin unbekannte Ayrton Senna. Acht Jahre nach dem Entzug der Formel-1-Lizenz kehrt die "Königsklasse" des Motorsports am 7. Oktober 1984 in die Eifel zurück.

Doch das Wiedersehen soll nur von kurzer Dauer sein. Bereits 1986 wird der Grand Prix wieder auf den Hockenheimring verlegt. Umdenken ist in der Eifel angesagt: Mit dem Musik-Festival "Rock am Ring" und dem Truck-Grand-Prix kreiert die Nürburgring GmbH neue jährliche Events, die bei den Besuchern auf großen Zuspruch stoßen. Die Publikumsmagnete 1000-Kilometer-Rennen und 24-Stunden-Rennen finden weiterhin statt.