Nach dem Europa GP in Valencia sorgte neben zahlreichen Unfällen ein weiterer Vorgang für reichlich Diskussionsstoff. Michael Schumacher kämpfte in den letzten Runden des Rennens mit Red-Bull-Pilot Mark Webber um den dritten Platz und öffnete dabei seinen Heckflügel. Wegen des Crashs zwischen Lewis Hamilton und Pastor Maldonado wurden gelbe Flaggen geschwenkt und Red Bull sah in der Verwendung von DRS unter gelben Flaggen einen Verstoß gegen das Regelwerk, denn Sebastian Vettel war wegen eines solchen Vergehens in Barcelona bestraft worden. Schumacher wurde von der Rennleitung hingegen freigesprochen - zum Ärger von Red Bull.

"Schumachers Flügel war bei der gelben Flagge noch offen. Mark hat sich sofort über Funk gemeldet, Sebastian hat ja eine Strafe bekommen, und es gab auch ein Meeting, wo man sich einig war, dass man DRS nicht einsetzen darf", erklärte Red-Bull-Teamchef Christian Horner in einer Talkrunde. "Er hat langsamer gemacht und wurde nicht bestraft. Wir waren überrascht, da brauchen wir eine Klarstellung. Für uns war die Regel klar, aber man hat sie anders ausgelegt, als wir dachten."

Klare Regeln seien in jedem Sport das Wichtigste. "Wir wurden in Barcelona bestraft und dachten, es wurde klargestellt und man könne daraus Lehren ziehen, wie man weitermacht", meinte Horner. Auch sein Pendant bei Sauber vermutete, dass die Rennleitung vermeintlich gleiche Fälle unterschiedlich bewertet. "Die FIA wendet manchmal verschiedene Maßstäbe an und vielleicht war das der Fall", mutmaßte Peter Sauber.

Der Ex-Formel-1-Pilot und ehemalige Teamchef von Toro Rosso, Gerhard Berger, sieht wenig Interpretationsspielraum. "Es war gelbe Flagge und es war glasklar. Webber hätte wegen Gelb nicht überholen können, aber es war ein Vergehen. Es darf keine Rolle spielen, dass es Michael war, Regeln müssen eingehalten werden", forderte er.

DMSB-Präsident Strietzel Stuck sieht das Problem hingegen nicht bei der FIA, sondern bei Red Bull. "Der Versuch von Red Bull, Schumacher den dritten Rang noch abspenstig zu machen, ist mal wieder eine Spitzfindigkeit zwischen den Teams", erklärte er in seinem Block. "Ob der Heckflügel während der Gelb-Phase offen oder zu ist, spielt keine Rolle. Es wird gefahren und dabei ist Geschwindigkeit entscheidend. Man hat versucht, den eigenen Piloten, in dem Fall Mark Webber, weiter nach vorn zu bekommen. Eine Maßnahme, die ich nicht besonders sportlich finde."

Aus Fahrersicht schilderte Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo, dass Schumacher möglichweise die Regeln nicht ganz klar gewesen sein könnten. "Einfache Regeln haben wir im Kopf, aber bei komplizierten Sachen bekommen wir Hilfe über Funk", erklärte er die allgemeine Vorgehensweise. "Beim Fahrerbriefing wird darüber gesprochen, damit es diese Graubereiche nicht gibt. Wir versuchen, alles richtig zu machen, aber wenn die Regeln nicht ganz klar sind, kann so was passieren."