"Die einzige Nachricht, die ich erhielt, war, dass einige Jugendliche Schwierigkeiten mit der Polizei gehabt haben. Wir planen weiterhin, nach Bahrain zu kommen." So kommentierte Bernie Ecclestone die jüngsten Berichte über Ausschreitungen im Wüstenstaat. Seit einigen Tagen ist das für den April anberaumte Formel-1-Rennen in Bahrain wieder voll im Fokus. Vor allem britische Politiker teilten zuletzt in offenen Briefen mit, dass sie sich entweder für oder gegen die Austragung des Rennens einsetzen. Doch warum flammt die Diskussion eigentlich gerade jetzt auf, zwei Monate vor dem Grand Prix?

In den vergangenen Tagen war in den Zeitungen häufig vom "Tag des Zorns" und dem "Arabischen Frühling" die Rede. Synonyme, die die politische Schieflage in Bahrain zusammenfassen, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Von Demonstrationen, Massenaufständen, Toten und Verletzten war zu lesen. Zunächst sei gesagt, dass der für April anvisierte Große Preis von Bahrain einen relativ unbedeutenden Punkt in diesem politischen Geflecht darstellt. Trotzdem spielt das Thema in der Sportwelt eine recht große Rolle, weshalb die Vorkommnisse rund um Bahrain etwas tiefgründiger beleuchtet werden sollten.

Der "Arabische Frühling"

Der "Arabische Frühling" bezeichnet eine Serie von Protesten und Aufständen in der arabischen Welt, die im Dezember 2010 ihren Anfang nahm. Ausgangspunkt war die Revolution in Tunesien - auch als Jasmin Revolution bezeichnet - die sich vor allem gegen das dort herrschende Regime und allgemein widrige Lebensbedingungen im Land richtete. Die Welle der Entrüstung schwappte auch nach Bahrain über, den Beginn der Unruhen markiert der 14. Februar 2011 als hunderte Demonstranten auf dem zentralen Perlenplatz in der Hauptstadt Manama Zeltlager errichteten.

Zwei Tage nach dem Beginn der Demonstrationen wurde das Lager durch die Polizei geräumt, wobei mehrere Menschen gestorben sein sollen. In den darauffolgenden Wochen gingen zehntausende Menschen auf die Straße, um zu demonstrieren - die Aktion endete schließlich in der Ausrufung des Ausnahmezustandes. Zum Jahrestag des Beginns der Proteste riefen oppositionelle Gruppen wieder zum Tag des Zorns auf.

Massenkundgebungen in Manama führten abermals zu ausufernden Krawallen, prallten hier doch zahlreiche Gruppierungen mit unterschiedlichen Beweggründen aufeinander. Die schiitischen Muslime stellen die Mehrheit in der Bevölkerung Bahrains dar, dass von der sunnitischen Herrscherfamilie von Hamad ibn Isa Al Chalifa regiert wird. Die Demonstranten forderten vor allem einen Regierungswechsel im monarchisch organisierten Land, eine neue Verfassung, das Ende der Menschenrechtsverletzungen sowie verbesserte Lebensbedingungen. Für internationalen Aufruhr sorgten vor allem Berichte über das rigorose Eingreifen der Polizei, die nicht nur mit Tränengas, sondern auch mit scharfer Munition gegen die Demonstranten vorgegangen sein soll.

Die Lage bleibt angespannt, ein Ende der Demonstrationen ist erst einmal nicht abzusehen. Ähnliches ereignete sich schon im Vorjahr, in dessen Folge der Bahrain GP abgesagt wurde, da die Sicherheit aller Beteiligten nicht gewährleistet werden konnte. Laut Medienberichten sollen die Ausschreitungen innerhalb eines Jahres 40 Todesopfer gefordert haben. Ob sich die politische Lage im Wüstenstaat bis April beruhigt hat, steht derzeit in den Sternen. Die FIA pocht unterdessen darauf, dass der Große Preis von Bahrain stattfinden soll.

Auswärtiges Amt warnt

"Die FIA glaubt, dass die Durchführung eines Grand Prix vorteilhaft dafür wäre, einige Schwierigkeiten zu überbrücken, die Bahrain erlebt", heißt es in einem offiziellen Schreiben des Weltverbandes. "Die FIA befindet sich nicht in einer Position, politische Geschicke in einem souveränen Land wie Bahrain zu beeinflussen, wir können uns nur eine langfristige, friedliche Lösung wünschen."

Wie derzeit die Lage im Wüstenstaat sein könnte, darauf gibt das Auswärtige Amt einen Hinweis. "Am 14. Februar, dem ersten Jahrestag der Unruhen vom vergangenen Jahr, und in den Folgetagen kann es auch in Manama verstärkt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten kommen", heißt es auf der offiziellen Homepage. "Darüber hinaus muss aufgrund möglicher Straßensperren durch brennende Autoreifen oder Öl mit zum Teil erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Verkehrs gerechnet werden."

Reisenden empfiehlt das Auswärtige Amt, sich umsichtig zu verhalten und Menschenansammlungen zu meiden. "Angesichts der anhaltenden Spannungen in einigen Ländern des Nahen und Mittleren Ostens sollten Reisende auch in Bahrain in der Öffentlichkeit zurückhaltend auftreten", liest man weiter. Nur ist die Formel 1 alles andere als zurückhaltend.