Vijay Mallya ist ein Freund von Geduldsspielen. Während seine unwissenden Fahrer seit Monaten mit den Hufen scharren, um endlich etwas über ihre Zukunft in der Formel 1 zu erfahren, ging es der Inder ruhig an. Er wolle sich alle Zeit der Welt nehmen, das Jahr und die Fahrerleistungen abschließend zu bewerten, um dann zu entscheiden, wer auch 2012 noch für Force India fahren darf. Dieser Entscheidungsprozess sollte nach der Saison im Dezember stattfinden - nun hat es Mallya aber scheinbar doch eilig und hat die große Entscheidung auf Anfang November vorverlegt.

Bereits vor dem Lauf in Abu Dhabi will der Teamchef die Weichen für die Zukunft gestellt haben und die Renncockpits für das kommende Jahr vergeben. Mit Paul di Resta, Nico Hülkenberg und Adrian Sutil hat Mallya die Qual der Wahl. Gegenüber Autosport gab er nun zu: "Ich habe klargestellt, dass ich erst im Dezember entscheiden würde. Seitdem wurde ich aber darum gebeten, früher zu entscheiden. Diese Notwendigkeit respektiere ich und werde nun früher zu einer Entscheidung kommen", so der Inder.

Tag X naht

Sao Paulo 2010 als Talentprobe - für Nico Hülkenberg könnte sein brasilianisches Meiststück im Vertragspoker mit Vijay Mallya zum Zünglein an der Waage werden, Foto: WilliamsF1
Sao Paulo 2010 als Talentprobe - für Nico Hülkenberg könnte sein brasilianisches Meiststück im Vertragspoker mit Vijay Mallya zum Zünglein an der Waage werden, Foto: WilliamsF1

"Das ist alles, was ich dazu bislang sagen kann", meinte der 55-Jährige. Die Bestätigung der Fahrerpaarung für 2012 stünde aber wohl schon vor dem nächsten Lauf in Abu Dhabi an. Laut der jüngsten Gerüchte im Fahrerlager deutet alles auf das junge Duo Di Resta & Hülkenberg hin - Mallya betonte aber, dass noch niemand außen vor sei. "Alle drei Fahrer stehen noch auf der Liste und befinden sich im Wettstreit - drei Top-Fahrer, wie ich finde. Es können aber nur zwei im Auto sitzen - es wird also sehr schwierig für mich", erklärte der Teamchef.

Nachdem Paul di Resta seinen Platz auf Grund seiner starken Debütsaison und der Unterstützung von Motorenlieferant Mercedes wohl sicher haben dürfte, stellt sich die Frage, ob Mallya eher die Sponsormillionen von Adrian Sutil, oder das Langzeit-Potenzial von Talent Nico Hülkenberg vorziehen wird. Der Inder wollte aber klarstellen: "Wir brauchen keine Bezahlfahrer. Diese Notwendigkeit hatten wir nie und wollen mit Sicherheit keinen Platz verkaufen. Das Sponsorengeld, das jemand mitbringt, ist also nicht entscheidend", so der 55-Jährige.

"Wir wollen Leistung sehen und seitdem ich den Vertrag mit der Sahara Group bekanntgegeben habe, haben sie 100 Millionen Dollar in das Team investiert", stellte Mallya die nicht vorhandenen Finanzprobleme des Teams heraus. "Ihre und meine Erwartung ist daher, dass wir dieses Geld vernünftig gebrauchen, um die Leistung zu verbessern - und da spielt eben auch der Fahrer eine große Rolle." Die Chancen des vergleichsweise unerfahrenen Hülkenbergs wollte Mallya dadurch aber nicht geschmälert sehen. "Er war sehr gut. Allein der Fakt, dass er den Williams letztes Jahr einmal auf die Pole-Position gestellt hat, sagt doch schon alles", so der Teamchef in Bezug auf die Premieren-Pole des Deutschen in Brasilien 2010.