Warum wackelt der F1-Saisonstart in Bahrain?

Tausende Menschen demonstrierten in Bahrain gegen das autoritäre Regime und forderten Reformen und Demokratie. In der Nacht zum Donnerstag schlug die Polizei die Proteste nieder - dabei wurden mindestens vier Menschen in der Hauptstadt Manama getötet, fast 100 Menschen wurden verletzt.

Angesichts der angespannten Lage warnen Menschenrechtsexperten vor dem Formel-1-Saisonauftakt am 13. März in Bahrain: "Die Formel 1 wird dieses Mal mit Sicherheit nicht friedlich ablaufen. Die Regierung wird so dumm reagieren, wie bereits in den letzten Tagen, es wird blutig und mehr Leute werden das alles mitbekommen."

Warum wurde das GP2 Asien-Rennen abgesagt?

In Folge der Ereignisse mussten die Organisatoren bereits das GP2 Asien Rennen auf dem Sakhir International Circuit, das an diesem Wochenende geplant war, absagen. Zunächst wurde das komplette Programm für den Donnerstag verlegt, da die für die Rennaktivitäten nötigen Ärzte und medizinischen Helfer nach Manama in Krankenhäuser gerufen wurden, um dort für Notfälle gerüstet zu sein.

Gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigte eine Sprecherin der GP2 Asia, dass man die Anwesenheit der medizinischen Teams für die Renntage nicht sicherstellen konnte und das Rennwochenende daher abgesagt werden musste. "Ich hoffe unsere Freunde aus der GP2 kommen sicher nach Hause", sagte Team Lotus Technikchef Mike Gascoyne.

Könnte der Formel 1 Grand Prix auch abgesagt werden?

Die FIA beobachtet die Entwicklungen in Bahrain genau. "Ich habe heute Morgen mit dem Kronprinzen gesprochen und er weiß nicht mehr als wir auch", sagte Bernie Ecclestone. Spätestens nächste Woche soll eine Entscheidung in Hinblick auf den Bahrain GP fallen. "Wir müssen weiterhin ein Auge auf die Lage werfen und so schnell wie möglich eine Entscheidung treffen", so Ecclestone weiter. "Wenn alles so bleibt wie jetzt, dann lautet die Antwort nein. Wenn es sich bis Mittwoch nicht beruhigt, werden wir wahrscheinlich absagen müssen."

Shaikh Salman bin Isa Al Khalifa, seines Zeichens Vorstandsvorsitzender des Streckenbetreiber-Unternehmens in Bahrain, versuchte die Emotionen zu beruhigen: "Im Moment liegt unser Fokus darauf, mit dem GP 2011 ein weiteres erfolgreiches Event abliefern zu können." Ziel sei es, zu jeder Zeit das Wohlergehen aller beteiligten Personen zu gewährleisten. "Wir werden daher angemessen auf jegliche weitere Entwicklung reagieren", versprach Al Khalifa.

Wehen die Formel-1-Flaggen auch 2011 in Bahrain?, Foto: Sutton
Wehen die Formel-1-Flaggen auch 2011 in Bahrain?, Foto: Sutton

Auf Seiten der Teams vertraut Virgin-Teamchef John Booth auf die Entscheidungen der FIA. "Wenn die Landesregierung und die FIA grünes Licht geben, werden wir da sein", sagte der Brite. "Natürlich gibt es Grund zur Beunruhigung - aber wenn wir darüber informiert werden, dass es sicher ist, werden wir hinfahren."

Könnte der Formel 1 Grand Prix verlegt werden?

Sollte das Rennen in Bahrain nicht stattfinden können, könnte der Grand Prix verlegt werden. Eine Möglichkeit wäre es, das Rennen zu einem späteren Zeitpunkt auszutragen. Allerdings ist der Rennkalender mit 20 Rennen bereits voll ausgelastet und die Logistik für ein F1-Rennwochenende nicht gerade einfach unterzubringen. Dennoch hat zum Beispiel die MotoGP im letzten Jahr ein Event vergleichbarer Größe an einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, weil der Japan GP wegen der Aschewolke aufgrund des Vulkanausbruchs in Island abgesagt werden musste.

Ein kurzfristiger Ersatz für das Rennen am 13. März ist laut Booth aber kaum denkbar. "Das ist unnütz", glaubt er. "Unsere Ausrüstung ist, genau wie die jedes anderen Teams, schon seit einem Monat auf dem Seeweg in Richtung Bahrain unterwegs."

Tatsächlich verschicken die Teams ihre Boxenausrüstung für die Überseerennen weit im Voraus per Seefracht. Allerdings haben die etablierten und großen Teams dafür gleich mehrere Sätze des Equipments auf Reisen im Einsatz. Für ein Rennen in Europa müsste also noch alles vorhanden sein. Trotzdem sagt Booth: "Das meiste Equipment davon ist lebenswichtig für einen Renneinsatz der Autos."

Könnten die F1-Testfahrten in Bahrain abgesagt oder verlegt werden?

Noch vor dem F1-Rennwochenende soll die Königsklasse vom 3. bis 6. März vier Tage in Bahrain testen. Angesichts der aktuellen Lage scheint dieser Test sogar noch mehr in Frage zu stehen als das Rennen selbst. Deshalb könnte der letzte Test vor Saisonbeginn verlegt werden - etwa auf eine der gewohnten Teststrecken in Barcelona, Jerez, Valencia und Portimao oder auf den Yas Marina Circuit in Abu Dhabi.

Das könnte den Teams wegen der geographischen Nähe zu Bahrain bei der Logistik helfen. Die Angelegenheit soll bei einem Treffen der Teamchefs am Freitag im Rahmen der Testfahrten in Spanien ausführlich diskutiert werden. Die Formel-1-Teams testeten bereits nach dem Saisonfinale 2010 in Abu Dhabi. Anfang 2011 absolvierte auch der neue Reifenhersteller Pirelli Tests auf der neuen Rennstrecke.