Der Krieg der Sterne zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg ist in vollem Gange. Verbissen kämpfen die Silberpfeil-Piloten um den auf dem Präsentierteller bereitliegenden WM-Titel und greifen auch zu durchaus harten Bandagen. Dabei ist es nicht ungewöhnlich, dass sich zwei Teamkollegen auf der Strecke bekriegen, das liegt in der Natur des Rennfahrens und ganz sicher auch des Rennfahrers.

Schließlich gilt der Teamkollege für einen Piloten als direkter Gradmesser. Er sitzt im gleichen Auto mit demselben Material: Ihn gilt es zu schlagen, rein schon aus Ego-Gründen. Nicht unbedingt immer mit fairen Mitteln, aber doch ohne Kollision und Scherbenhaufen. Motorsport-Magazin.com präsentiert die Top-5 der erbittertsten Team-Duelle der Formel-1-Geschichte - und ein löbliches Positivbeispiel.

5. Gilles Villeneuve und Didier Pironi

Gilles Villeneuve und Didier Pironi hatten sich am Ende nichts mehr zu sagen, Foto: Sutton
Gilles Villeneuve und Didier Pironi hatten sich am Ende nichts mehr zu sagen, Foto: Sutton

Zwischen Gilles Villeneuve und Didier Pironi war von Harmonie keine Spur. Erst recht nicht nach dem Großen Preis von Italien in Imola 1982. Dieses Rennen ging in die F1-Geschichte ein: Pironi und Villeneuve lieferten sich haarsträubende Überholmanöver, sodass die Teamleitung sogar das Schild "SLOW" herausholen musste. In der letzten Runde überholte Pironi in der Tosa-Kurve seinen Teamkollegen und schnappte ihm somit den Sieg vor der Nase weg.

Villeneuve und Pironi hatten nach dem Skandal von Imola nur noch auf gehässige Art und Weise übereinander gesprochen. Ob Ferrari damals eine Stallorder ausgesprochen hat, ist nicht erwiesen. Allerdings soll Villeneuve aufgrund einer "privaten" Absprache zwischen ihm und Pironi davon ausgegangen sein, dass das Rennen "ihm gehört". Gleiche Sprache, aber keine Kommunikation - dafür Feinde für immer und alle Ewigkeit. Nur zwei Wochen nach dem Rennen in Imola kam Villeneuve in Zolder bei einem Trainingsunfall ums Leben.

4. Lewis Hamilton und Fernando Alonso

Fernando Alonso und Lewis Hamilton machten 2007 in Ungarn gute Miene zum bösen Spiel, Foto: Sutton
Fernando Alonso und Lewis Hamilton machten 2007 in Ungarn gute Miene zum bösen Spiel, Foto: Sutton

Der Brite und der Spanier sorgten während ihrer gemeinsamen Zeit bei McLaren Mercedes für Unterhaltung. Es verging kaum ein Tag, an dem die Streithähne Hamilton und Alonso keine neuen Nachrichten produzierten. Der Kampf um den Nummer-1-Status im Team glich fast schon einem Boxkampf: in der einen Ecke der zweifache Champion Fernando Alonso, in der anderen Ecke der strahlende Newcomer Lewis Hamilton. Der Kampf eskalierte im Qualifying beim Großen Preis von Ungarn 2007.

Alonso hatte seinen Teamkollegen in der Box in böser Absicht blockiert, wurde bestraft und musste den Rivalen siegen sehen. Nach der "spanischen Blockade" war die Situation zwischen Hamilton und Alonso nicht mehr zu kitten und es krachte immer wieder verbal. "Ich habe ihn weggeblasen. Ich schlug ihn. Niemand ist jemals in sein erstes Jahr gekommen und war an der Front, alleingelassen, einen Weltmeister zu schlagen, seine Mentalität und Stärke, die er aus seiner Erfahrung in der Formel 1 bis zu diesem Punkt bereits hatte", erklärte der Brite so einmal in einem Interview.

3. Nelson Piquet und Nigel Mansell

Nelson Piquet und Nigel Mansell ließen es nicht nur auf der Strecke krachen, Foto: Sutton
Nelson Piquet und Nigel Mansell ließen es nicht nur auf der Strecke krachen, Foto: Sutton

In Sachen öffentliches Bloßstellen können sich Hamilton und Alonso allerdings noch eine Scheibe von Nelson Piquet abschneiden. Der extrovertierte Brasilianer teilte in seiner Formel-1-Karriere nur allzu gerne Seitenhiebe aus: Gegner oder Teamkollege - keiner wurde verschont. Besonders in Erinnerung blieben seine Duelle mit Teamkollege Nigel Mansell bei Williams. So bezeichnete Piquet in einem Interview dessen Frau als "hässlich".

Aber Piquet teilte nicht nur verbal aus: Der Brasilianer ließ einmal sogar extra das Klopapier aus der Teamtoilette verschwinden, um dem an Durchfall leidenden Mansell eins auszuwischen. Nach all den Seitenhieben in der Vergangenheit wird Mansell 2007 sich das eine oder andere schadenfrohe Lächeln nicht verkniffen haben, als Piquet wegen zu vielen Vergehen im Straßenverkehr noch einmal die Schulbank drücken musste.

2. Sebastian Vettel und Mark Webber

Multi 21: Beinahe hätte es gekracht, Foto: Sutton
Multi 21: Beinahe hätte es gekracht, Foto: Sutton

Fünf Jahre fuhren Sebastian Vettel und Mark Webber Seite an Seite bei Red Bull - und mit jeder Saison wurde das Verhältnis zwischen den beiden Stallgefährten eisiger. 2010 kam es in Istanbul zum ersten Eklat. Webber kam als WM-Leader in die Türkei und lag in Führung, als ihn Vettel überholen wollte und dafür angeblich auch die Rückendeckung des Kommandostandes hatte. Es kam zum Crash, Vettel schied aus, Webber konnte hingegen weiterfahren und wurde Dritter. Die Emotionen kochten auf beiden Seiten hoch.

Schon drei Rennen später kam es in Silverstone zum nächsten Krach. Teamchef Christian Horner nahm Webber vor dem Qualifying den einzig verbliebenen Frontflügel der letzten Ausbaustufe weg und ließ ihn an Vettels Auto bauen. Vettel holte Pole, doch Webber gewann und schrie nach Rennende in den Boxenfunk: "Nicht schlecht für eine Nummer zwei, was?" Das vielleicht denkwürdigste Manöver gab es 2013 in Malaysia. In Sepang lag Webber voran und bekam von seiner Box die Anweisung, den Motor zu schonen, damit Red Bull den Doppelsieg einfahren kann. Trotz des vereinbarten Codes "Multi 21" zog Vettel am Australier jedoch vorbei, was eines der frostigsten Podien der F1-Geschichte zur Folge hatte.

1. Alain Prost und Ayrton Senna

Alain Prost und Ayrton Senna sind das Sinnbild für ein Teamduell, Foto: Sutton/adrivo Sportpresse
Alain Prost und Ayrton Senna sind das Sinnbild für ein Teamduell, Foto: Sutton/adrivo Sportpresse

Der Franzose und der Brasilianer lieferten sich 1989 bei McLaren das legendärste aller Stallduelle. Pikant: ein Jahr zuvor krönte sich Senna zum Weltmeister, obwohl Prost mehr Punkte auf dem WM-Konto hatte. Laut dem damaligen Reglement zählten allerdings nur die elf besten Ergebnisse. Nach dieser Saison sprachen beide Piloten kein Wort mehr miteinander, sondern fochten ihren Streit lieber über die Medien aus. Dass sie danach Teamkollegen wurden, machte die Situation noch prekärer. Senna und Prost konnten nicht unterschiedlicher sein: auf der einen Seite der berechnende Prost, auf der anderen Seite der impulsive Senna.

Das Duell der Beiden eskalierte beim Großen Preis von Japan 1989. Um die Chancen auf den Titel zu wahren, musste Senna in Suzuka gewinnen. Der Brasilianer attackierte in der Schikane innen, Prost machte die Lücke zu und es kam zur Kollision. Der Mann mit dem gelben Helm wurde nach dem Rennen disqualifiziert und Prost sicherte sich seinen dritten Weltmeistertitel. Die Konkurrenz zwischen Senna und Prost gilt als einer der großen Sportrivalitäten der 80er-Jahre und ist unsere klare Nummer 1.

Das Positivbeispiel: Clay Regazzoni und Niki Lauda

Clay Regazzoni und Niki Lauda pflegten einen respektvollen Umgang, Foto: Sutton
Clay Regazzoni und Niki Lauda pflegten einen respektvollen Umgang, Foto: Sutton

Das Duo Lauda/Regazzoni führte Anfang der 70er-Jahre die damals erfolglose Scuderia zurück an die Spitze. In drei Jahren siegte Lauda zwölf Mal, Regazzoni stand drei Mal ganz oben auf dem Podest. Im Vergleich zu vielen anderen negativen Beispielen der späteren Geschichte kann man die Beziehung der beiden Ferrari-Piloten durchaus als respektvoll bezeichnen. Dabei ging es zwischen den Beiden auch schon einmal ordentlich zur Sache.

Nach einer von ihm verursachten Kollision mit Lauda beim Großen Preis von Großbritannien 1976 in Brands Hatch musste Regazzoni sogar das Ferrari-Team verlassen. Lauda erinnert sich dennoch gern an seinen Stallgefährten aus vergangenen Tagen: "Er war ein ausgezeichneter Teamkollege. Er hat immer nur an das Positive gedacht. Er hat nie hinter dem Rücken anderer agiert, sondern Probleme ausdiskutiert und dann waren sie erledigt."