Portrait:

Lewis Hamilton startete als Achtjähriger seine Kart-Karriere, mit zehn Jahren siegte er in der britischen Meisterschaft, drei Jahre später fand er sich bereits im Nachwuchs-Förderprogramm von McLaren wieder. Besonders kurios: Nach seinem Sieg in der britischen Meisterschaft hatte er sich ein Autogramm beim damaligen McLaren-Teamchef Ron Dennis geholt - mit der Ankündigung, für ihn in der Formel 1 fahren zu wollen.

Mit 16 Jahren vollzog Hamilton den Sprung in den Formelsport. 2003 gewann er im zweiten Jahr die britische Formel Renault, 2005 die Formel 3 Euroseries und 2006 dominierte er in seinem ersten Jahr die GP2. Seine herausragenden fahrerischen Leistungen überzeugten Dennis - zum ersten Mal in der Geschichte des McLaren-F1-Teams erhielt ein Neuling ein Cockpit.

Star-Rookie Hamilton: McLaren-Krieg mit Fernando Alonso

Die Formel-1-Karriere Hamiltons startete mit einem Knall: In seinen ersten neun Rennen erreichte er immer das Podest und führte umgehend die WM an. Doch er verkrachte sich mit seinem Teamkollegen, dem Doppelweltmeister und McLaren-Neuzugang Fernando Alonso. Noch vor der Sommerpause eskalierte die Situation in Ungarn, als Alonso Hamilton im Qualifying blockierte. Die beiden bekriegten sich dann bis zum Saisonfinale, bei dem sie in der WM leer ausgingen. Kimi Räikkönen staubte den Titel ab. Hamilton hatte sich zuvor mit einem Fehler in China selbst die WM-Chance sabotiert.

Alonso und Hamilton konnten nicht koexistieren - 2008 war Alonso daher weg, Hamilton die Nummer eins. Nachdem er in seiner ersten Saison schon Rookie-Rekorde für die meisten Poles und Siege eingefahren hatte, krönte er sich im zweiten Jahr endgültig zum Weltmeister. Und das bei einem der dramatischsten WM-Entscheidungen der Geschichte: Ferrari-Pilot Felipe Massa war bereits für 39 Sekunden Weltmeister, ehe Hamilton in der letzten Kurve noch Timo Glock überholte und sich so die nötigen Zähler für einen Ein-Punkte-Vorsprung auf Massa sicherte. Hamilton war mit 23 Jahren, 9 Monaten und 26 Tagen der jüngste Weltmeister aller Zeiten. 2009 erwies sich McLaren nach einem Reglementswechsel allerdings als zu langsam für einen erneuten Titelkampf und Hamilton konnte nur Gesamtrang fünf retten.

Hamiltons McLaren-Tief mit Folgen: Trennung & Mercedes-Traumehe

Hamilton setzte diesen Aufwärtstrend 2010 fort. Bis zum letzten Rennen kämpfte er um die WM-Krone, musste sich jedoch mit Endrang vier begnügen. 2011 folgte dann der Absturz. Ein mit persönlichen und familiären Problemen kämpfender Hamilton wurde auf der Rennstrecke zunehmend fehleranfällig, und verursachte mehrere Kollisionen. Erstmals musste er sich einem Teamkollegen geschlagen geben, sein Teamkollege Jenson Button holte 43 Punkte mehr als er.

Die Wende kam 2012 nicht. Hamilton war wieder in Form, McLaren aber nicht. Ein nicht verstandenes Auto, schlechte Entwicklungen, schlechtes Rennmanagement - die einstige Traumehe kippte. Dann klopften Mercedes' F1-Granden Niki Lauda und Ross Brawn an, und boten Hamilton einen Platz bei den Stuttgartern neben Nico Rosberg, als Ersatz von Michael Schumacher.

Die von vielen belächelte Entscheidung - Mercedes war seit dem F1-Comeback kein WM-Kandidat - stellte sich als karrieredefinierender Moment heraus. 2013 war das Team noch im Aufbau, 2014 aber, bei neuem Reglement, holte Hamilton 11 Siege, 5 weitere Podien, 7 Poles und gewann mit einer dominanten Vorstellung die WM vor Nico Rosberg. Auch 2015 stand das Mercedes-Dreamteam ganz oben und Hamilton sackte seinen dritten Titel ein.

Hamiltons Schlachten gegen Nico Rosberg

Der Gegenwind von Rosberg wurde allerdings immer stärker. 2014 hatten die beiden Freunde aus Kart-Tagen ihr Duell noch mit Respekt begonnen, doch die Beziehung begann unter dem WM-Druck bald zu zerbrechen. Was mit dem Benutzen von vom Team verbotenen Motormodi begann, mündete in Spa 2014 in die erste Kollision. 2016 - da entschloss sich Rosberg, alles in seinem Leben dem WM-Titel unterzuordnen - zerbrach die Freundschaft endgültig. In Spanien schossen sich die beiden nach drei Kurven gegenseitig aus dem Rennen.

Bis zum Saisonfinale dauerten die sonntäglichen Mercedes-Schlachten. Hamiltons Aufholjagd kam aber nach einem Motorschaden zu spät, Rosberg verhinderte Hamiltons vierten Titel knapp. Danach verkündete er aber den Rücktritt und für Hamilton und Mercedes brach eine neue Ära an.

Hamilton wird Rekordweltmeister & Stimme der Formel 1

Es war der Beginn der Dreamteam-Harmonie. Rund um Hamilton baute Mercedes-Teamchef Toto Wolff eine unschlagbare Dynamik auf. Mit dem verlässlichen, aber nie ganz auf der Höhe des Briten agierenden Valtteri Bottas zog Hamilton zwei Jahre lang gegen Ferrari und Sebastian Vettel ins Feld und fuhr zwei sichere WM-Titel ein. 2018 zog er mit seinem fünften Titel mit Juan-Manuel Fangio gleich.

Die Dominanz wurde 2019 und 2020 erdrückend. Das von Hamilton und Wolff geführte Mercedes fuhr von Titel zu Titel, von Rekord zu Rekord. Inzwischen hat Hamilton die meisten Poles, die meisten Siege und seit 2020 steht er mit seinen sieben Titeln neben Michael Schumacher. Nur der rekordbrechende achte Titel blieb ihm 2021 in einem brutalen Duell gegen Max Verstappen verwehrt. Auf denkbar dramatische Weise, als Verstappen nach einer fragwürdigen Safety-Car-Entscheidung der Rennleitung in der letzten Runde von Abu Dhabi noch einmal Hamilton überholen und den Titel holen konnte.

Hamilton steckt im Mercedes-Tief fest

2022 war das schlechteste Jahr seit Beginn der Zusammenarbeit zwischen Hamilton und Mercedes. Zum ersten Mal in seiner Karriere blieb er ohne Sieg und beendete erstmals seit 2016 eine Saison hinter seinem Teamkollegen. Auch 2023 war keine Besserung in Sicht. Neben sechs Podestplätzen blieb Hamilton im zweiten Jahr in Folge im schwachen Mercedes sieglos. Im teaminternen Vergleich hatte er dennoch klar die Nase vorn.

Hamiltons Engagement neben der Strecke

Abseits der Strecke ist Hamilton mittlerweile zum prominentesten internationalen Aushängeschild der Formel 1 geworden. Mercedes lässt ihm den Spielraum, den McLaren stets verweigerte und der Erfolg spricht für sich. Nicht nur auf der Strecke, sondern abseits davon wird Hamilton respektiert. Ob er nun in New York am Laufsteg auftaucht, oder sich mit seiner "Hamilton Commission" für die Gleichberechtigung unterrepräsentierter Gruppen im Motorsport einsetzt.