Honda macht die Formel-1-Abteilung nach 2021 dicht, das Comeback als Motorenlieferant ist vorbei. Unter einem guten Stern stand die 2015 begonnene Odyssee nie. Drei Krisenjahre beim vermeintlichen Traumpartner McLaren wurden zum PR-Albtraum, der WM-Titel war trotz eines Wechsels zu Red Bull nie in Reichweite. Ein Rückblick auf sechs harte Jahre., Foto: LAT Images
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Honda macht die Formel-1-Abteilung nach 2021 dicht, das Comeback als Motorenlieferant ist vorbei. Unter einem guten Stern stand die 2015 begonnene Odyssee nie. Drei Krisenjahre beim vermeintlichen Traumpartner McLaren wurden zum PR-Albtraum, der WM-Titel war trotz eines Wechsels zu Red Bull nie in Reichweite. Ein Rückblick auf sechs harte Jahre.

Vorspiel: Bis einschließlich 2008 engagierte sich Honda mit einem eigenen Werksteam in der Formel 1. Einen Sieg feierten sie 2006 mit Jenson Button, für das neue Aero-Reglement von 2009 hatten sie bereits alles am Start. Dann beendete die Konzernspitze unter dem Druck der Wirtschaftskrise plötzlich das Programm. Anlagen, Auto-Design und Personal wurden an Ex-Teamchef Ross Brawn verkauft. Bitter: Mit dem genialen Doppel-Diffusor fuhr der Honda als "Brawn BGP001" mit Ex-Honda-Werksfahrer Jenson Button am Steuer zum WM-Titel. Mit Mercedes-Motoren im Heck., Foto: Sutton
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Vorspiel: Bis einschließlich 2008 engagierte sich Honda mit einem eigenen Werksteam in der Formel 1. Einen Sieg feierten sie 2006 mit Jenson Button, für das neue Aero-Reglement von 2009 hatten sie bereits alles am Start. Dann beendete die Konzernspitze unter dem Druck der Wirtschaftskrise plötzlich das Programm. Anlagen, Auto-Design und Personal wurden an Ex-Teamchef Ross Brawn verkauft. Bitter: Mit dem genialen Doppel-Diffusor fuhr der Honda als "Brawn BGP001" mit Ex-Honda-Werksfahrer Jenson Button am Steuer zum WM-Titel. Mit Mercedes-Motoren im Heck.

Comeback bei McLaren: Sechs Jahre Pause folgten, doch das für 2014 geplante neue Motoren-Reglement weckte neues Interesse in Japan. Sechszylinder-Turbo-Hybride, das war was. Auf der Suche nach einem Partnerteam wurde man außerdem gleich fündig: Mercedes-Kunde McLaren hatte keine Lust, hinter dem Mercedes-Werksteam weiter die zweite Geige zu spielen. Für McLaren-Boss Ron Dennis ein Traumszenario. Hatte er doch zwischen 1988 und 1992 mit Honda als Partner vier Fahrer- und Konstrukteurstitel, 44 Siege und 54 Poles eingefahren., Foto: Honda
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Comeback bei McLaren: Sechs Jahre Pause folgten, doch das für 2014 geplante neue Motoren-Reglement weckte neues Interesse in Japan. Sechszylinder-Turbo-Hybride, das war was. Auf der Suche nach einem Partnerteam wurde man außerdem gleich fündig: Mercedes-Kunde McLaren hatte keine Lust, hinter dem Mercedes-Werksteam weiter die zweite Geige zu spielen. Für McLaren-Boss Ron Dennis ein Traumszenario. Hatte er doch zwischen 1988 und 1992 mit Honda als Partner vier Fahrer- und Konstrukteurstitel, 44 Siege und 54 Poles eingefahren.

2014: Honda begann jedoch mit Rückstand die Design-Phase. Die Entscheidung des Einstiegs erfolgte erst 2013, da bauten die anderen Motorenhersteller bereits an ihren Triebwerken. McLaren verbrachte ein schwaches 2014 als Mercedes-Kunde. Mercedes' Werksteam überrollte alle, auch die Ferrari- und Renault-Teams. Beim Saison-Abschlusstest in Abu Dhabi tauchte erstmals der Honda-Versuchsträger MP4-29H im Fahrerlager auf. An zwei Tagen fuhr der fünf Outlaps und keine Rundenzeit., Foto: Honda
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2014: Honda begann jedoch mit Rückstand die Design-Phase. Die Entscheidung des Einstiegs erfolgte erst 2013, da bauten die anderen Motorenhersteller bereits an ihren Triebwerken. McLaren verbrachte ein schwaches 2014 als Mercedes-Kunde. Mercedes' Werksteam überrollte alle, auch die Ferrari- und Renault-Teams. Beim Saison-Abschlusstest in Abu Dhabi tauchte erstmals der Honda-Versuchsträger MP4-29H im Fahrerlager auf. An zwei Tagen fuhr der fünf Outlaps und keine Rundenzeit.

Tests: Dann der große Auftritt. Hype ohne Ende, schließlich war es nicht nur die Wiederbelebung einer legendären Team-Motor-Partnerschaft. McLaren hatte mit Jenson Button und Fernando Alonso zwei Weltmeister verpflichtet. Im Hintergrund reichlich Motorensorgen, die Erwartungen wurden gedämpft. Es sei ein Test-Jahr. Bei den Wintertests von Jerez zeigte sich das: 79 Runden, die beste über 3 Sekunden vom Rest der F1-Welt entfernt. Alonso verunfallte, konnte beim ersten Rennen nicht starten. Gerüchte wurden laut, wonach der Motor den Unfall verursacht habe., Foto: Sutton
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Tests: Dann der große Auftritt. Hype ohne Ende, schließlich war es nicht nur die Wiederbelebung einer legendären Team-Motor-Partnerschaft. McLaren hatte mit Jenson Button und Fernando Alonso zwei Weltmeister verpflichtet. Im Hintergrund reichlich Motorensorgen, die Erwartungen wurden gedämpft. Es sei ein Test-Jahr. Bei den Wintertests von Jerez zeigte sich das: 79 Runden, die beste über 3 Sekunden vom Rest der F1-Welt entfernt. Alonso verunfallte, konnte beim ersten Rennen nicht starten. Gerüchte wurden laut, wonach der Motor den Unfall verursacht habe.

2015: Die Erwartungen waren niedrig. In Australien schafften sie es auf die letzten Startplätze, Magnussens Auto ging in der Aufwärmrunde ein, Button kam mit zwei Runden Rückstand ins Ziel. Das gab einen Vorgeschmack auf 2015. Nur sechs Punkteankünfte, zwei zunehmend irritierte Fahrer. Der Motor war langsam, unzuverlässig, und durstig. Fernando Alonso ließ seinen Frust zunehmend am Funk aus. Aus "I don't want" auf die Bitte zum Sprit-Sparen in Kanada wurde in Japan schließlich "GP2 engine. GP2. Engine. Arrrgh!" Beim Honda-Heimrennen. 27 Punkte bedeuteten den vorletzten WM-Platz, 15-mal fiel einer der beiden Fahrer aus., Foto: Sutton
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2015: Die Erwartungen waren niedrig. In Australien schafften sie es auf die letzten Startplätze, Magnussens Auto ging in der Aufwärmrunde ein, Button kam mit zwei Runden Rückstand ins Ziel. Das gab einen Vorgeschmack auf 2015. Nur sechs Punkteankünfte, zwei zunehmend irritierte Fahrer. Der Motor war langsam, unzuverlässig, und durstig. Fernando Alonso ließ seinen Frust zunehmend am Funk aus. Aus "I don't want" auf die Bitte zum Sprit-Sparen in Kanada wurde in Japan schließlich "GP2 engine. GP2. Engine. Arrrgh!" Beim Honda-Heimrennen. 27 Punkte bedeuteten den vorletzten WM-Platz, 15-mal fiel einer der beiden Fahrer aus.

2016: Kritisch wurde es, als selbst nach einem Jahr und einer Offseason keine großen Entwicklungsschritte kamen. Neun Punkteankünfte für Alonso und sieben für Button waren ein vernachlässigbarer Aufschwung. Kein Topspeed, noch immer kaum Zuverlässigkeit. Andauernde Motorenwechsel resultierten in absurd hohen Startplatz-Strafen. Button verabschiedete sich mit Saisonende. Am nächsten kamen er und Alonso dem Podium in ihren zwei gemeinsamen Jahren, als sie sich in Brasilien zum Spaß nach Ausfällen dort feiern ließen. Noch während dem Rennen., Foto: Sutton
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2016: Kritisch wurde es, als selbst nach einem Jahr und einer Offseason keine großen Entwicklungsschritte kamen. Neun Punkteankünfte für Alonso und sieben für Button waren ein vernachlässigbarer Aufschwung. Kein Topspeed, noch immer kaum Zuverlässigkeit. Andauernde Motorenwechsel resultierten in absurd hohen Startplatz-Strafen. Button verabschiedete sich mit Saisonende. Am nächsten kamen er und Alonso dem Podium in ihren zwei gemeinsamen Jahren, als sie sich in Brasilien zum Spaß nach Ausfällen dort feiern ließen. Noch während dem Rennen.

2017: Der hart erkämpfte und trotzdem minimale Aufwärtstrend endete 2017. Honda versuchte es mit einer Änderung des Motorenkonzepts. Das bedeutete einen Rückschritt, keinen Fortschritt. Fernando Alonso fuhr lieber Indycar als den Monaco-GP. Das dritte Desaster-Jahr in Folge endete gar nur mit 30 Punkten. Und weiteren Giftspritzen vom Zyniker Alonso. Etwa: "Der Motor fühlt sich gut an. Viel langsamer als zuvor. Ausgezeichnet!", Foto: Sutton
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2017: Der hart erkämpfte und trotzdem minimale Aufwärtstrend endete 2017. Honda versuchte es mit einer Änderung des Motorenkonzepts. Das bedeutete einen Rückschritt, keinen Fortschritt. Fernando Alonso fuhr lieber Indycar als den Monaco-GP. Das dritte Desaster-Jahr in Folge endete gar nur mit 30 Punkten. Und weiteren Giftspritzen vom Zyniker Alonso. Etwa: "Der Motor fühlt sich gut an. Viel langsamer als zuvor. Ausgezeichnet!"

Die Scheidung: Die Folgerung: McLaren und Honda waren nicht füreinander geschaffen. Vom Start weg nicht. McLaren machte bei der Entwicklung mit einem superschlanken Auto Probleme. Hondas starre japanische Strukturen machten die Zusammenarbeit schwer. 31 Ausfälle in 106 Starts hatte man gesammelt, als man im September 2017 die Scheidung öffentlich machte. McLarens neuer Motorsport-Chef Zak Brown erledigte den Deal des Vorgängers Ron Dennis und holte sich Renault-Motoren., Foto: LAT Images
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Die Scheidung: Die Folgerung: McLaren und Honda waren nicht füreinander geschaffen. Vom Start weg nicht. McLaren machte bei der Entwicklung mit einem superschlanken Auto Probleme. Hondas starre japanische Strukturen machten die Zusammenarbeit schwer. 31 Ausfälle in 106 Starts hatte man gesammelt, als man im September 2017 die Scheidung öffentlich machte. McLarens neuer Motorsport-Chef Zak Brown erledigte den Deal des Vorgängers Ron Dennis und holte sich Renault-Motoren.

In der Red-Bull-Familie: Honda war aber nicht für den Ausstieg bereit. Stattdessen suchten sie neue Motorenpartner. Die mit ihrem Renault-Kundenmotor frustrierte Red-Bull-Mannschaft witterte die große Chance. Für 2018 landete der Honda-Motor also im Red-Bull-Juniorteam Toro Rosso. Eine Evaluierung, ob die Partnerschaft auch für das Hauptteam Potential hatte., Foto: Sutton
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In der Red-Bull-Familie: Honda war aber nicht für den Ausstieg bereit. Stattdessen suchten sie neue Motorenpartner. Die mit ihrem Renault-Kundenmotor frustrierte Red-Bull-Mannschaft witterte die große Chance. Für 2018 landete der Honda-Motor also im Red-Bull-Juniorteam Toro Rosso. Eine Evaluierung, ob die Partnerschaft auch für das Hauptteam Potential hatte.

2018: Plötzlich ging es aufwärts. Red Bull investierte Zeit und Ressourcen in die Planung der Zusammenarbeit. Toro Rosso machte keinen Ergebnisdruck und bei allen Entwicklungsaktionen mit. Prompt holten sie mit Pierre Gasly beim zweiten GP der Saison einen vierten Platz. Besser als jedes McLaren-Ergebnis der drei Vorjahre. Red Bulls Führung war begeistert, die Entscheidung war fix: 2019 würde auch das Hauptteam mit Honda fahren., Foto: Sutton
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2018: Plötzlich ging es aufwärts. Red Bull investierte Zeit und Ressourcen in die Planung der Zusammenarbeit. Toro Rosso machte keinen Ergebnisdruck und bei allen Entwicklungsaktionen mit. Prompt holten sie mit Pierre Gasly beim zweiten GP der Saison einen vierten Platz. Besser als jedes McLaren-Ergebnis der drei Vorjahre. Red Bulls Führung war begeistert, die Entscheidung war fix: 2019 würde auch das Hauptteam mit Honda fahren.

2019: Noch ohne WM-Ambitionen, dafür aber mit Bombenstimmung startete das erste Jahr. Podium beim ersten Rennen, Sieg ausgerechnet beim Konzern-Heimspiel in Österreich, drei Siege insgesamt, WM-Platz drei - die Partnerschaft zwischen Red Bull und Honda hätte nicht besser laufen können. In der zweiten Saisonhälfte rühmten sie sich, die Lücke zu den Konkurrenz-Motoren endgültig geschlossen zu haben. Am Jahresende wurde der Partnerschafts-Vertrag bis einschließlich 2021 verlängert. Wenngleich das Team aus Sponsorengründen als "Red Bull Racing Aston Martin" antrat., Foto: Red Bull
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2019: Noch ohne WM-Ambitionen, dafür aber mit Bombenstimmung startete das erste Jahr. Podium beim ersten Rennen, Sieg ausgerechnet beim Konzern-Heimspiel in Österreich, drei Siege insgesamt, WM-Platz drei - die Partnerschaft zwischen Red Bull und Honda hätte nicht besser laufen können. In der zweiten Saisonhälfte rühmten sie sich, die Lücke zu den Konkurrenz-Motoren endgültig geschlossen zu haben. Am Jahresende wurde der Partnerschafts-Vertrag bis einschließlich 2021 verlängert. Wenngleich das Team aus Sponsorengründen als "Red Bull Racing Aston Martin" antrat.

2020: Die aufkeimenden WM-Hoffnungen wurden von einem übermächtigen Mercedes-Team, das auch auf Motorenseite wieder davonzog, sofort erstickt. Nummer-Eins-Fahrer Max Verstappen war trotz sieben Podien der Frust anzusehen, nach drei technischen Ausfällen. Ein eingefrorenes Motorenreglement garantierte, dass der Status quo bleiben würde. Zwei Siege in den ersten zehn Rennen blieben ein Trostpreis, die WM wurde zur Halbzeit schon abgeschrieben., Foto: LAT Images
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2020: Die aufkeimenden WM-Hoffnungen wurden von einem übermächtigen Mercedes-Team, das auch auf Motorenseite wieder davonzog, sofort erstickt. Nummer-Eins-Fahrer Max Verstappen war trotz sieben Podien der Frust anzusehen, nach drei technischen Ausfällen. Ein eingefrorenes Motorenreglement garantierte, dass der Status quo bleiben würde. Zwei Siege in den ersten zehn Rennen blieben ein Trostpreis, die WM wurde zur Halbzeit schon abgeschrieben.

Das Ende: Ob Red Bull und Honda dann mit dem Reglementswechsel 2022 endlich den angepeilten WM-Titel hätten erreichen können, bleibt aber offen. Die Japaner beschlossen zur Jahresmitte den Ausstieg. "Jetzt konzentrieren wir unsere Stärken darauf, auf einem neuen Gebiet Innovationen zu schaffen, nämlich klimaneutrale Power Units und Energie sowie das Erreichen von Klimaneutralität", so der Honda-Präsident Takahiro Hachigo. Für F1 ist kein Platz mehr. Den für 2021 geltenden Vertrag wird die Partnerschaft noch erfüllen. Dass sie da bei eingefrorenem Reglement um die WM kämpfen, gilt als unwahrscheinlich. Und wieder verabschiedet sich Honda genau im Jahr vor dem großen Umbruch., Foto: LAT Images
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Das Ende: Ob Red Bull und Honda dann mit dem Reglementswechsel 2022 endlich den angepeilten WM-Titel hätten erreichen können, bleibt aber offen. Die Japaner beschlossen zur Jahresmitte den Ausstieg. "Jetzt konzentrieren wir unsere Stärken darauf, auf einem neuen Gebiet Innovationen zu schaffen, nämlich klimaneutrale Power Units und Energie sowie das Erreichen von Klimaneutralität", so der Honda-Präsident Takahiro Hachigo. Für F1 ist kein Platz mehr. Den für 2021 geltenden Vertrag wird die Partnerschaft noch erfüllen. Dass sie da bei eingefrorenem Reglement um die WM kämpfen, gilt als unwahrscheinlich. Und wieder verabschiedet sich Honda genau im Jahr vor dem großen Umbruch.