Die Formel-3-Europameisterschaft ist seit Jahren die stärkste Nachwuchsserie der Welt - in dieser Saison bekommt sie eine neue Qualität: Mick Schumacher fährt mit. Was das für Rennserien bedeutet, bekam schon die deutsche Formel 4 zu spüren. Das Interesse allein wegen des Sohns von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher steigt ins Unermessliche.

Ähnlich wie die Erwartungshaltung an den 18-Jährigen, der als Rookie in der Formel 3 einen schweren Stand hat. Das F3-Auto ist eine andere Welt als der vertraute Formel 4 - und vor allem bekommt es Schumacher mit einem Starterfeld zu tun, das gespickt ist mit internationalen Top-Talenten und erfahrenen Piloten. Kein Wunder, dass Mick vor seinen ersten Rennen in Silverstone am kommenden Wochenende auf die Euphoriebremse tritt.

Überblick verschaffen

"Ich muss mir erstmal einen Überblick verschaffen", sagte er zur dpa. "Nach dem ersten Rennen werde ich vielleicht sehen können, wie sehr ich noch an mir arbeiten muss, damit es in der Zukunft klappt. Es ist mein erstes Jahr, für mich geht es ums Lernen und möglichst vorne dabei zu sein in der Rookie-Wertung."

Für Schumacher wird die erste Saison in der Formel 3 ein Lehrjahr. Experten gehen davon aus, dass er sich - auch mit der Unterstützung von Top-Team Prema - im oberen Mittelfeld platzieren wird. Podestplätze sind durchaus möglich, doch um Siege dürften erst einmal andere Fahrer kämpfen.

Mick Schumacher testet sein neues F3-Auto: (03:28 Min.)

Medienrummel? Mick: Das gehört dazu

Trotzdem bleibt das Interesse an Schumacher Junior ungebrochen. Inzwischen hat er sich an den Rummel gewöhnt, wirkt nun viel souveräner und gelassener als bei seinem Einstieg in den Formelsport 2015. "Ich bin ja jetzt auch älter", sagte er. "Das gehört zum Sport dazu. Es ist besser, wenn ich mich jetzt daran gewöhne als später, wenn das Interesse vielleicht doppelt so hoch ist." Langfristig soll der Weg natürlich in die Formel 1 führen - das aber ohne jeglichen Druck.

Schumacher: "Es gibt keinen Plan. Ich bin fest davon überzeugt, dass man den Schritt erst machen muss, wenn man sich bereit dafür fühlt. Ich will mich mit den Besten messen und die sind alle in der Formel 1." Nun steht erst einmal die Formel 3 auf dem Programm, wo sich Schumacher an zehn Rennwochenenden mit starken Gegnern messen muss.

Pünktlich zum Saisonstart stellt Motorsport-Magazin.com die größten Talente in der Formel 3 EM vor.

Maximilian Günther, Prema

Der Meisterschafts-Favorit fährt zusammen mit Mick für Prema. Max Günther wurde im vergangenen Jahr Vize-Europameister hinter Lance Stroll. Günther gilt derzeit als hoffnungsvollstes deutsches Talent. Mercedes-AMG hat sich seine Dienste gesichert und ihn für 2017 als siebten Fahrer in die DTM befördert. Der 19-Jährige war letztes Jahr der erste deutsche Fahrer seit Nico Hülkenberg 2008, der die Gesamtwertung in der europäischen Formel 3 anführte. Günthers Bilanz im abgelaufenen Jahr: vier Siege, sieben Pole Positions und 13 Podestplätze.

Günther vor seiner dritten Saison in der Formel 3: "Es gab Alternativen, doch für mich passte das Komplettpaket hier am besten. Der Gewinn der Vize-Europameisterschaft im vergangenen Jahr war ein großer Erfolg - als Rennfahrer möchte man aber immer mehr erreichen. Es ist also ganz klar mein Ziel, dieses Jahr die Meisterschaft zu gewinnen. Mit meinen Jungs von Prema und der Unterstützung durch Mercedes-AMG Motorsport rechne ich mir die besten Chancen aus, den Sprung in die Formel 1 oder die DTM zu schaffen."

Max Günther: Titel-Attacke mit Prema 2017: (03:04 Min.)

David Beckmann, Van Amersfoort Racing

Der 16-Jährige gehörte stets zu den jüngsten Vertretern seiner Zunft. Wegen seines Alters musste 2015 in der Formel 4 sowie 2016 in der Formel 3 EM die ersten Rennen aussetzen. 2017 wird Beckmanns erste volle Saison im Formelsport. Für sein Vorhaben, um Rennsiege zu kämpfen, wechselte er im Winter von Mücke Motorsport zu Van Amersfoort.

In seinem Rookie-Jahr in der Formel 3 fuhr Beckmann zweimal aufs Podium, nicht minder erwähnenswert war sein hervorragender Grund-Speed im Qualifying. "Es ist klar, dass er die Fähigkeiten besitzt, um erfolgreich zu sein", urteilte sein neuer Teamchef Frits van Amersfoort, der schon Fahrern wie Max Verstappen in die Formel 1 verholfen hat.

2016 in Zandvoort standen Beckmann und Günther zusammen auf dem Podium, Foto: FIA F3
2016 in Zandvoort standen Beckmann und Günther zusammen auf dem Podium, Foto: FIA F3

Joel Eriksson

Der Rookie-Champion von 2016. Joel Eriksson startet erneut für das deutsche Team Motopark und will dieses Jahr den nächsten Schritt machen. Der Bruder des langjährigen GP2-Piloten Jimmy Eriksson gehört inzwischen zum Nachwuchsprogramm von BMW, der Weg in Richtung DTM erscheint durchaus möglich. In der vergangenen Saison gewann Eriksson ein Rennen und stand insgesamt zehnmal auf dem Podium - eine starke Leistung in seinem Rookie-Jahr. Wenn Motopark mit Serien-Meister Prema mithalten kann, zählt Eriksson zu den aussichtsreichen Titelanwärtern.

Lando Norris, Carlin

McLarens neues Juwel, dem schon jetzt eine große Zukunft in der Formel 1 vorhergesagt wird. Lando Norris' junge Karriere liest sich mehr als beeindruckend. 2014 wurde er als 14-Jähriger Kart-Weltmeister - das war im gleichen Alter zuvor nur Lewis Hamilton gelungen. Später schlug Norris erneut ähnliche Wege ein wie sein britischer Landsmann Hamilton. McLaren nahm Norris Ende 2016 in seinen Nachwuchskader auf. Und das aus gutem Grund. Im gleichen Jahr gewann das eher schmächtig wirkende Supertalent sowohl die Formel Renault 2.0 als auch den Formel Renault 2.0 NEC. In den 30 Rennen für den deutschen Rennstall Josef Kaufmann Racing stand er 23 Mal auf dem Podium und holte 11 Siege. Obendrein gewann er die Meisterschaft in der Toyota Racing Series. Beim Macau-Debüt fuhr er im Hauptrennen vom 27. auf den 11. Platz.

Lando Norris präsentierte sich beim Macau GP 2016 stark, Foto: Macau GP
Lando Norris präsentierte sich beim Macau GP 2016 stark, Foto: Macau GP

Joey Mawson, Van Amersfoort Racing

In der Formel 3 bekommt es Mick Schumacher mit einem vertrauten Gegner zu tun: Joey Mawson. Der Australier fuhr 2015 gemeinsam mit Mick in der deutschen Formel 4 für Van Amersfoort Racing. 2016 blieb Mawson beim niederländischen Rennstall, Schumacher wechselte zu Prema. Letztendlich setzte sich Mawson 2016 knapp gegen seinen Kumpel Mick in der Meisterschaft durch und holte den Titel. Mawsons Bilanz in zwei Jahren Formel 4 mit 48 Rennen ist höchst beeindruckend: 15 Siege, 27 Podestplätze, 8 Poles und 11 schnellste Runden.

Kumpel im Fahrerlager: Joey Mawson und Mick Schumacher, Foto: ADAC Formel 4
Kumpel im Fahrerlager: Joey Mawson und Mick Schumacher, Foto: ADAC Formel 4

Callum Ilott

Vor allem die britischen Beobachter sehen Callum Ilott als Fahrer mit den größten Titelchancen. Wie Günther, startet der 18-Jährige in seine dritte Saison in der Formel 3. Und das mit dem dritten unterschiedlichen Team: 2015 stieg er aus dem Kartsport gleich in die Formel 3 EM auf, tat sich mit Carlin aber schwer. 2016 holte er Platz sechs mit Van Amersfoort und ließ sein Talent einige Male aufblitzen. Viele Experten erwarten nun einen engen Titelkampf zwischen den beiden Prema-Teamkollegen Günther und Ilott. Der Brite war schnell bei den Tests, doch Günther dürfte das insgesamt stärkere Gesamtpaket bieten.

Potenziell Günthers größter Titelgegner: Teamkollege Callum Ilott, Foto: FIA F3
Potenziell Günthers größter Titelgegner: Teamkollege Callum Ilott, Foto: FIA F3

Jake Hughes

Das von russischen Millionen unterstützte Team Hitech hat sich mit Jake Hughes einen sehr erfahrenen Piloten geholt. Der 22-Jährige wählte über die Formel Renault 2.0 direkt in die GP3 2016 einen eher ungewöhnlichen Weg. Dass ihm die Formel 3 vielleicht besser liegt, zeigte er 2016 beim Saisonfinale in Hockenheim mit einem Podestplatz. Auch P6 beim darauffolgenden Macau GP ist ein Hinweis darauf, wo seine aktuellen Qualitäten liegen. Hitech hatte 2016 in seiner Debütsaison Aufs und Abs. Wenn es mit dem neuen Aero-Package in der Formel 3 besser läuft, muss man Hughes auf dem Zettel haben.

Jake Hughes startete beim F3-Finale 2016 erstmals in der Formel 3 EM, Foto: FIA F3
Jake Hughes startete beim F3-Finale 2016 erstmals in der Formel 3 EM, Foto: FIA F3

Jake Dennis, Carlin

Mit ihm hatten dieses Jahr nur wenige in der Formel 3 gerechnet. Jake Dennis kehrt überraschend zu seinem alten Team Carlin zurück. Der 21-Jährige fuhr schon 2014 für die Briten in der F3-Europameisterschaft und holte als Rookie drei Podestplätze. In der extrem stark besetzten Saison 2015 wurde er mit Prema Gesamtdritter und stieg in die GP3-Serie auf. Mit Arden holte er dort Platz vier in der Meisterschaft und ging sogar bei den 24 Stunden von Le Mans an den Start. Mit der Erfahrung aus 66 Formel-3-Rennen ist Dennis einer der Titelkandidaten.

Jake Dennis, Charles Leclerc und Giuliano Alesi 2015 beim Grand Prix de Pau, Foto: FIA Formel 3 EM
Jake Dennis, Charles Leclerc und Giuliano Alesi 2015 beim Grand Prix de Pau, Foto: FIA Formel 3 EM