Nächstes Wochenende startet die "ADAC GT Masters eSports Championship" mit dem Auftaktrennen auf dem Lausitzring in ihre zweite Saison. An insgesamt sieben Rennwochenenden kämpfen hochkarätige Sim-Racing-Profis auf der realitätsnahen Simulation RaceRoom um ein Preisgeld von 80.000 Euro. Unter ihnen: Moritz Löhner. Der amtierende Champion geht in dieser Saison für das MAHLE Racing Team an den Start und will seinen Titel verteidigen.

Im Interview ordnet Löhner seine Chancen auf eine erfolgreiche Titelverteidigung ein und spricht über die hohe Leistungsdichte in der "ADAC GT Masters eSports Championship". Außerdem gibt der Williams-Esports-Pilot einen Einblick in seinen Werdegang und beurteilt die Entwicklung des Sim-Racing in der jüngeren Vergangenheit.

Moritz, in wenigen Tagen startet die "ADAC GT Masters eSports Championship" in ihre neue Saison. Wie groß ist die Vorfreude auf den Saisonstart?
Moritz Löhner: Die Vorfreude ist sehr groß. Eigentlich hätte die Saison ja bereits im April beginnen sollen, nun mussten wir uns alle noch ein wenig gedulden. Aber umso mehr freue ich mich nun auf das erste Rennen der ADAC GT Masters eSports Championship. Aus meiner Sicht ist es die größte und gleichzeitig auch die hochklassigste Meisterschaft, die wir bislang in RaceRoom hatten. Ich bin mir sicher, dass der Kampf um den Titel sehr spannend sein wird.

Vor wenigen Tagen wurde bekanntgegeben, dass du für das MAHLE Racing Team fahren wirst. Was bedeutet das für dich?
Löhner: Ich freue mich natürlich und bin sehr stolz, für das MAHLE Racing Team an den Start zu gehen. Gleichzeitig verspüre ich dadurch aber auch nochmal zusätzlichen Druck, gute Resultate zu liefern. Für das MAHLE Racing Team fahren zu dürfen, hat bei uns im Team von Williams Esports nochmal eine zusätzliche Bedeutung. Nur die besten Fahrer von uns dürfen für MAHLE an den Start gehen, wie beispielsweise auch bei den vielen Events auf iRacing, insofern ist das schon etwas ganz Besonderes.

Wie wichtig ist das Engagement solcher Unternehmen für die gesamte Esports-Racing-Branche?
Löhner: Sehr wichtig. Wenn sich ein Unternehmen wie MAHLE so stark engagiert, hat das möglicherweise auch eine Signalwirkung für andere Unternehmen, die beim Thema Sim-Racing aktuell noch etwas abwartender agieren. Am Ende denke ich, dass so ein Engagement der ganzen Szene nochmal einen zusätzlichen Schub verleihen kann.

Wie hoch schätzt du deine Chancen ein, den Titel verteidigen zu können?
Löhner: Ich denke, es ist möglich, aber es wird sehr schwierig. Schon im vergangenen Jahr waren die besten Fahrer am Start, aber in dieser Saison ist die Leistungsdichte nochmal höher. Im Vorjahr gab es sechs Fahrer, die um den Titel gekämpft haben. In diesem Jahr haben aus meiner Sicht alle 20 Teilnehmer eine Chance auf den Titel.

Gibt es aus deiner Sicht einen Schlüssel auf dem Weg zum Titel?
Löhner: Natürlich muss man schnell sein, aber gleichzeitig - und das sehe ich als eine meiner Stärken - muss man im richtigen Moment bedacht vorgehen. Ich denke, ein Unfall in einem Rennen könnte einen Fahrer schon aus dem Titelrennen werfen. Daher ist es einfach wichtig, überlegt zu fahren, viel zu trainieren und im Rennen konstant gute Platzierungen einzufahren. Man muss eigentlich immer unter die Top-5 fahren, wenn man um den Titel kämpfen will.

Wenn du auf dein eigenes Leistungsvermögen blickst. Inwieweit hast du dich im Vergleich zum Vorjahr weiterentwickelt?
Löhner: Ich denke, ich habe nochmal einen Schritt nach vorn gemacht. Vor einem Jahr habe ich auch schon um Siege gekämpft, aber noch nicht in der Häufigkeit. Ich bin sehr häufig in die Top-5 gefahren, aber nicht immer um den Sieg. Mittlerweile kämpfe ich eigentlich in allen Rennen, in denen ich mitfahre, um Platz eins. Das ist natürlich sehr schön zu sehen. Das liegt am Training, gleichzeitig aber auch an der Vorbereitung.

Aktuell ist geplant, dass es - wie auch in der vergangenen Saison - im Rahmen der "ADAC GT Masters eSports Championship" Offline-Rennen geben wird, bei denen die Piloten vor Ort gegeneinander antreten. Wie groß ist der Unterschied, wenn man Seite an Seite gegen die Konkurrenten statt am eigenen Simulator zuhause?
Löhner: Mir selbst gibt das nochmal einen zusätzlichen Boost, wenn man vor den Rennen nochmal die Konkurrenten sieht und mit ihnen spricht. Untereinander kennen wir uns bereits seit vielen Jahren. Der größte Unterschied ist natürlich, dass man nicht im eigenen Simulator fährt. Das ganze Equipment ist anders. Sich darauf einzustellen, ist dann umso entscheidender.

Generell scheint sich die gesamte Branche in der jüngeren Vergangenheit enorm weiterentwickelt zu haben, oder?
Löhner: Absolut. Vor allem in den vergangenen beiden Jahren hat sich das Sim-Racing sehr stark weiterentwickelt. Die gesamte Szene ist sehr stark gewachsen und professioneller geworden. Wenn man sich diese Entwicklungen der vergangenen beiden Jahre anschaut, dann darf man gespannt sein, was in den kommenden Jahren passieren wird. Die Entwicklung geht sehr stark nach vorn. Für uns als Fahrer ist das natürlich sehr positiv.

Du verbringst sehr viel Zeit mit Training und Rennen. Würdest du das Esports Racing eher als Hobby oder als Beruf bezeichnen?
Löhner: Ich arbeite hauptberuflich als Mediengestalter. Das Sim-Racing sehe ich als Nebenjob. Es fühlt sich zwar nach wie vor wie ein Hobby an. Wenn man aber mal nicht so viel Lust hat zu trainieren, muss man es dennoch machen, um beim nächsten Rennen konkurrenzfähig zu sein. Daher fühlt es sich ein wenig an wie ein Nebenjob. Grundsätzlich denke ich, dass es nicht mehr allzu lange dauern wird, bis man Sim-Racing hauptberuflich betreiben kann.

Spielst du ebenfalls mit diesem Gedanken?
Löhner: Natürlich macht man sich darüber Gedanken, ob man den Sprung direkt wagen würde, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Ich kann mir beispielsweise gut vorstellen, Sim-Racing hauptberuflich zu betreiben und nebenberuflich etwas anderes zu machen. Das würde mir auch etwas Sicherheit verschaffen, sollte es mit dem Sim-Racing doch nichts werden.

Kannst du dich noch an deine Anfänge im Sim erinnern?
Löhner: Ich habe tatsächlich schon sehr früh mit dem Sim-Racing begonnen - genauer gesagt, in meinem siebten Lebensjahr. Relativ früh bin ich dann auch mit einem Pedal und einem Lenkrad gefahren. Zu Beginn war ich vor allem in Community-Ligen unterwegs.

Wann hast du festgestellt, dass du besonders talentiert bist?
Löhner: Als RaceRoom herauskam, gab es zu Beginn noch keine Online-Rennen sondern nur Leaderboards, anhand derer man gesehen hat, wie schnell man im Vergleich zu anderen Fahrern ist. Hier habe ich nach kurzer Zeit gemerkt, dass ich sehr konstant einer der schnellsten Fahrer bin und habe begonnen, mehr Zeit dafür zu investieren. In den folgenden Jahren habe ich mich konstant weiterentwickelt und wurde immer schneller. Irgendwann wurde dann das erste Team auf mich aufmerksam und hat mich unter Vertrag genommen.

Vor rund zwei Jahren bist du schließlich zu Williams Esports gewechselt. Das Team hat in der Motorsport-Branche einen großen Namen. Inwiefern ist das etwas ganz Besonderes für dich?
Löhner: Das ist natürlich ziemlich cool. Dank seiner langen Tradition ist Williams jedem ein Begriff - auch solchen, die sich vielleicht nicht so sehr im Motorsport auskennen. Wenn man sich mit anderen Leuten unterhält und erzählt, dass man für Williams fährt, ist die Aufmerksamkeit sofort viel höher.