Das vierstündige Rennen auf dem Paul Ricard HTTT nahe Le Castellet sah eigentlich die Vorentscheidung in der diesjährigen ELMS-Saison: Simon Dolan, Filipe Albuquerque und Harry Tincknell holten auf ihrem Gibson 015S den zweiten Saisonsieg. Das Team rund um Geschäftsmann Dolan, das im kommenden Jahr neben der ELMS auch die WEC bestreiten will, holte einen überzeugenden Sieg mit 30 Sekunden Vorsprung vor Gary Hirsch, Jon Lancaster und Björn Wirdheim in einem weiteren Gibson von Greaves Motorsport. Doch nach dem Rennen bekam Jota eine 45-Sekunden-Strafe und fiel auf P3 zurück, weil Albuquerque zu lange am Steuer saß. Plötzlich liegen die Titelkandidaten statt 18 nur noch einen einzigen Punkt auseinander, 26 gibt es noch zu holen.

Die neuen Rennsieger: Gary Hirsch, Jon Lancaster und Björn Wirdheim im Greaves-Gibson, Foto: Adrenal Media
Die neuen Rennsieger: Gary Hirsch, Jon Lancaster und Björn Wirdheim im Greaves-Gibson, Foto: Adrenal Media

Zu Beginn des Rennens deutete nicht viel auf einen Erfolg der Le-Mans-Klassensieger von 2014 hin: Dolan fiel auf Platz vier zurück, während an der Spitze zunächst die beiden BR01 von AF Racing (die neue Crossover-Bezeichnung von SMP Racing und AF Corse) mit Mikhail Aleshin und Nicolas Minassian am Steuer der jeweiligen Boliden die Führung übernahmen. Doch AF Racing ging ein gewaltiges Risiko mit der Taktik ein, die beiden schnellsten Piloten den Start fahren zu lassen.

Safety Cars machen AF-Strategie zunichte

Und es sollte sich in der Tat rächen: Nach 70 Minuten Renndistanz kam das Safety Car auf die Strecke, als ein LMP3 gestrandet war. Der Vorsprung war dahin und Minassian und Aleshin hatten nicht mehr viel Fahrzeit. Dolan lag zu diesem Zeitpunkt wieder auf Platz drei. Wohl wissend, dass die Profis bald übernehmen würden, drehte sich dann aber im Kampf mit Gary Hirsch, konnte jedoch weiterfahren. Für AF Racing kam es noch schlimmer: Nach dem Fahrerwechsel hatte Michael Lyons im Murphy-Oreca einen heftigen Unfall in der Signes-Kurve, den er unbeschadet überstand. Wieder Safety Car, die gesamte Arbeit von Minassian und Aleshin war dahin.

Schnell, aber mit falscher Strategie: Der BR01 von AF Racing, Foto: Adrenal Media
Schnell, aber mit falscher Strategie: Der BR01 von AF Racing, Foto: Adrenal Media

Jota Sport hatte inzwischen auf Filipe Albuquerque gewechselt und der Audi-Werkspilot ließ nichts anbrennen: Er überholte den off sequence fahrenden Thiriet-Oreca und übernahm die Führung, während hinter ihm ein spektakulärer Dreikampf zwischen Viktor Shaitar im AF-BR01, Pierre Thiriet im Oreca 05 und Jon Lancaster im Greaves-Gibson ausbrach. Lancaster setzte sich in diesem packenden Kampf durch und machte nun Jagd auf Albuquerque, doch Jota hatte noch ein Ass im Ärmel: Harry Tincknell sprang erst beim letzten Stopp in den Gibson und bekam frische Reifen. Das geschah aber 1:57 Minuten zu spät, Albuquerque hatte das Fahrzeit-Limit überschritten.

Lancaster hingegen hatte Pech: Er wollte eigentlich nur Sprit fassen und keine Reifen wechseln, wurde aber von einem gleichzeitig stoppenden LMP3 eingebaut und verlor wertvolle Sekunden. Damit war die Entscheidung gefallen: Jota gewann vor Greaves, auf Rang drei kam der BR01 von Aleshin, Kirrill Ladygin und Viktor Shaitar. Durch die Strafe aber rückten Greaves und AF Racing auf. Jota blieb Rang drei, gefolgt vom zweiten BR01 von Mauruzio Mediani, David Markozov und Nicolas Minassian sowie dem Krohn-Ligier von Tracy Krohn, Ozz Negri und Olivier Pla.

Erste Titelträger gekrönt

In der LMP3-Kategorie wurde der erste Titel vergeben: Chris Hoy und Charlie Robertson waren die ersten von nur drei Ankommern und holten sich damit einen Lauf vor Schluss den Titel in der Debütsaison der LMP3, in der im kommenden Jahr deutlich mehr Starter erwartet werden.

Meisterschaft entschieden: Der erste LMP3-Titel geht an das Team LNT, Foto: Adrenal Media
Meisterschaft entschieden: Der erste LMP3-Titel geht an das Team LNT, Foto: Adrenal Media

Die GTE-Wertung wurde durch das Safety Car entschieden: Der Ferrari aus dem dänischen Rennstall Formula Racing führte die Klasse an und als das Führungsfahrzeug herauskam, befand sich Gesamtführende gerade zwischen dem Ferrari und dem Rest des GTE-Feldes, womit Johnny Laursen, Mikkel Mac und Andrea Rizzoli beinahe eine Runde Vorsprung bekamen. Sie ließen sich diese Gelegenheit nicht nehmen und fuhren den Sieg ein, gefolgt vom Marc-VDS-BMW-Z4 von Henry Hassid, Jesse Krohn und Andy Priaulx. Die GTC-Kategorie gewann der BMW Z4 GT3 aus dem TDS-Rennstall mit Franck Perera, Dino Lunardi und Eric Dermont am Steuer.