Nachdem das wochenlange Zittern um den Verbleib Audis sowie die Zukunft der DTM offiziell für beendet erklärt werden konnte, macht sich in der DTM eine vorsichtige Aufbruchstimmung breit: Der Aufbruch in Richtung Europa naht - entschlossener denn je. So werden im kommenden Jahr im Zuge der Europäisierung der DTM 50 Prozent der Rennen außerhalb der deutschen Grenzen stattfinden.

Während uns jedoch aus der Europapolitik die Osterweiterung bestens vertraut ist, ist es die "EU-Westerweiterung", die in der DTM auf der Tagesordnung steht. Mit Frankreich, Großbritannien und Spanien erschließt man die neben Deutschland und Italien auch für die Automobilindustrie wichtigsten westeuropäischen Märkte - und gedenkt so, die DTM bei den europäischen Motorsportfans sowie als Plattform für potenzielle, künftig beteiligte Hersteller nachhaltig zu etablieren. Mit Ausnahme des tschechischen Brünn bleibt man jedoch auch den bisherigen DTM-Reisezielen im Ausland treu. Entstanden ist eine reizvolle Mischung aus modernen Grand-Prix-Kursen und traditionsreichen Charakterstrecken:

Neuauflagen

Istanbul (Türkei) Während die DTM in der abgelaufenen Saison mit ihrem Türkei-Debüt Offenheit und ein Stück Internationalität demonstrierte, stellte der neue Kurs nahe der türkischen Metropole wie schon beim vorangegangenen Formel-1-Rennen seine Klasse unter Beweis.

Istanbul: Der wohl exotischste aller DTM-Austragungsorte, Foto: Sutton
Istanbul: Der wohl exotischste aller DTM-Austragungsorte, Foto: Sutton

Auch im kommenden Jahr gehört der reizvolle Kurs am Bosporus mit hoher Wahrscheinlichkeit zum DTM-Repertoire. Erneut erwartet Fans und Fahrer eine abwechslungsreiche und insbesondere mit der Kurvenpassage Turn 8 hervorstechende Strecke, die bei Infrastruktur und Sicherheit höchsten GP-Standards entspricht. Die Zahl der Zuschauer vor Ort dürfte sich allerdings erneut in Grenzen halten - 2005 waren trotz übertroffener Erwartungen nur 30.000 Zuschauer dabei.

Spa (Belgien) Seit dem Spa-Debüt der neuen DTM 2005 liegt die Ardennenachterbahn bei Fans und Fahrern so hoch im Kurs wie kaum eine andere Strecke. Obgleich man in den Reihen der Hersteller vermutlich wichtigere Märkte als Belgien kennt und die Benelux-Länder bereits mit Zandvoort vertreten sind - das Rennen in Spa-Francorchamps dürfte als einer der Saisonhöhepunkte allen Beteiligten zu Gute kommen.

Spa: Die Ardennenachterbahn steht für ereignisreiche Rennen, Foto: Sutton
Spa: Die Ardennenachterbahn steht für ereignisreiche Rennen, Foto: Sutton

Auch im kommenden Jahr müssen sich die Piloten dem mit fast sieben Kilometern längsten DTM-Kurs stellen, wo die gefürchtete Hochgeschwindigkeitskurve Eau Rouge auch nach zahlreichen Entschärfungen die wohl größte Herausforderung darstellt. Häufig wechselnde Wetterbedingungen bilden das Salz in der Suppe.

Zandvoort (Niederlande) Seit 2001 hat sich das Dünenlabyrinth in Zandvoort im Rennkalender etabliert. Wie auch Spa spricht die alljährliche Hollandreise der DTM einheimische wie deutsche Fans gleichermaßen an - gut besetzte (Natur-)Tribünen sollten auch 2006 mit nur zwei Herstellern im Bereich des Möglichen liegen.

Zandvoort: Das Dünenlabyrinth gehört zum festen DTM-Repertoire, Foto: Sutton
Zandvoort: Das Dünenlabyrinth gehört zum festen DTM-Repertoire, Foto: Sutton

Während Infrastruktur und die Größe der Auslaufzonen teilweise an längst vergessene Zeiten erinnern, stellt der enge und winklige Charakter des 4,3 Kilometer langen Kurses eine Rarität dar - was Überholmanövern nicht im Wege steht, jedoch zuweilen ihr Misslingen sowie so manche Safety-Car-Phase provoziert.

Neuheiten

Barcelona (Spanien) Mit dem Debüt auf dem spanischen Circuit de Catalunya versucht die DTM zur Freude von Audi und Mercedes erneut, den südeuropäischen Markt zu erschließen. Nach zwei wenig geglückten Versuchen im italienischen Adria und im portugiesischen Estoril dürften die Chancen dafür im Einzugsbereich der bunten Metropole Barcelona sowie auf einer international renommierten Strecke diesmal besser stehen.

Circuit de Catalunya: Bewährter GP-Kurs nahe Barcelona, Foto: Sutton
Circuit de Catalunya: Bewährter GP-Kurs nahe Barcelona, Foto: Sutton

So zählt der 4,7 Kilometer lange GP-Kurs, der Motorleistung ebenso verlangt wie aerodynamische Effizienz, schon seit langem zu den festen Terminen im Formel-1-Kalender. An den regelmäßig von starken Windböen heimgesuchten Kurs dürfte insbesondere Mika Häkkinen sehr gute Erinnerungen haben - in der Formel 1 siegte er von 1998 bis 2000 dreimal in Folge.

Brands Hatch (Großbritannien) Nach zwei Gastspielen in Donington 2002 und 2003 versucht sich die DTM auch 2006 im Vereinigten Königreich - diesmal auf der neben Silverstone traditionsreichsten britischen Strecke. Mit Großbritannien erschließt die DTM einen weiteren der wichtigsten europäischen Märkte, der angesichts der verschwindend geringen Stückzahlen der heimischen Automobilindustrie für die Hersteller besonders interessant ist.

Brands Hatch: Britische Traditionsstrecke mit Charisma, Foto: Sutton
Brands Hatch: Britische Traditionsstrecke mit Charisma, Foto: Sutton

Fahrer und Fans erwartet eine 4,3 Kilometer lange Berg- und Talstrecke, die ebenso wie der frühere Hockenheimring durch einige Waldpassagen führt. Der frühere Formel-1-Kurs ist für seinen hohen fahrerischen Anspruch sowie sein typisch britisches Flair bekannt.

Le Mans (Frankreich) In Folge des Eklats um das vermeintliche Frankreich-Debüt in Avignon nimmt die DTM einen neuen Anlauf, um auch auf französischem Terrain von sich reden zu machen. Der von den drei heimischen Großserienmarken dominierte Markt ist für die Hersteller ebenso herausfordernd wie bedeutend - wobei Audi an den neuen Austragungsort hervorragende Erinnerungen haben dürfte:

Le Mans: Ein Name, der für sich selbst spricht, Foto: Sutton
Le Mans: Ein Name, der für sich selbst spricht, Foto: Sutton

So muss sich neben der Mercedes C-Klasse auch der Audi A4 der Herausforderung Le Mans stellen, die sein Markenbruder R8 wiederholt in triumphaler Form meisterte. Während sich die Le-Mans-Fahrzeuge jedoch alljährlich der bekannten, 13 Kilometer langen und reguläre Verkehrsstraßen einbeziehenden Langversion stellen, wartet auf die DTM-Boliden der als stetige Rennstrecke fungierende Circuit Bugatti.