Der amtierende DTM-Champion Maximilian Götz steht vor dem Abschied beim Mercedes-AMG-Team HRT, mit dem er in der Saison 2021 erstmals den Titel in der deutschen Traditionsserie gewann. Das haben mehrere Quellen gegenüber Motorsport-Magazin.com bestätigt, darunter die Management-Agentur eines bekannten GT3-Piloten, mit der Götz seit Ende vergangenen Jahres zusammenarbeitet.

Götz' Verbleib bei Mercedes-AMG und in der DTM gilt als gesichert, die Unterschrift bei einem anderen Team soll aber noch nicht reif sein. Sein Vertrag beim Unternehmen mit Sitz in Affalterbach war zum vergangenen Jahresende ausgelaufen.

Der 35-Jährige zeigte sich am Rande des 24-Stunden-Rennen von Daytona, bei dem er erstmals an den Start geht, noch zurückhaltend, sagte zu Motorsport-Magazin.com: "Ich fahre hier für Mercedes, habe die DTM-Meisterschaft gewonnen und sicherlich liegt es nahe, dass wir weitermachen. Aktuell kann ich aber weder bestätigen, dass ich mit Mercedes in der DTM fahre, noch für welches Team oder mit welchem Sponsor."

Götz über Medienberichte: "Bullshit"

Medienberichte, nach denen ausgerechnet HRT-Chefingenieur Renauld Dufour sich trotz des DTM-Titelgewinns gegen den Verbleib von Götz bei HRT ausgesprochen hätte, wies er entschieden zurück: "Bullshit! Wir haben intern über das Thema gesprochen und es ist Quatsch, was da geschrieben wird. HRT ist mir ans Herz gewachsen und wir haben erreicht, was wir erreichen wollten. Ich bin super aufgenommen worden und es wäre schade, wenn es nicht weitergeht."

Uli Fritz, Geschäftsführer der Haupt Racing Team GmbH, stellte dazu auf Nachfrage klar: "Fahrerentscheidungen werden bei HRT grundsätzlich nie im Alleingang getroffen - auch wenn das spekulative Berichte in der Presse andeuten. Wer bei uns fährt, entscheiden wir gemeinsam im Führungsteam von HRT."

Die Besetzung der DTM-Cockpits erfolge zudem laut Fritz in enger Abstimmung mit Mercedes-AMG. Dazu Thomas Jäger, Koordinator Mercedes-AMG Motorsport: "Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Kunden langfristig zufrieden und erfolgreich sind. Ich bin überzeugt, dass uns das für die DTM Saison 2022 ebenso gut gelingen wird, wie im Vorjahr."

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HRT 2022 mit Stolz und Maini?

Der Verlust von Götz könnte für HRT den Nebeneffekt haben, die Startnummer #1 zu verlieren, denn die steht laut der DTM-Dachorganisation ITR dem aktuellen Titelträger zu. Ebenso soll er einen im Motorsport bekannten Sponsor zum neuen Team mitnehmen. HRT soll sich unterdessen mit Arjun Maini (von GetSpeed-Mercedes) und DTM-Gaststarter Luca Stolz (von Toksport-Mercedes) als Nachfolger für Götz und den bereits abgewanderten Vincent Abril einig sein.

In der Rennszene wird Götz aktuell beim Team HTP-Winward hoch gehandelt. Auf Nachfrage meinte dazu Teamchef Christian Hohenadel: "Es ist richtig, dass das Team HTP-Winward wieder zwei Fahrzeuge in der DTM 2022 eingeschrieben hat. Alles andere sind Spekulationen."

Bei HTP-Winward aus Altendiez würde Götz auf vertraute Gesichter aus der gemeinsamen und langjährigen Vergangenheit treffen und dabei den gebürtigen Münchner Philip Ellis in der DTM ersetzen. Ellis fährt, wie sein HTP-Team bereits kommuniziert hat, 2022 in der US-IMSA-Serie. Als zweiter HTP-DTM-Pilot gilt der letztjährige Stammfahrer Lucas Auer als gesetzt.

Foto: Mercedes-Benz AG
Foto: Mercedes-Benz AG

Zöchling wechselt von HTP-Winward zu GruppeM

Eine Personalie außerhalb des Cockpits konnte Hohenadel unterdessen bestätigen: Sein letztjähriger Teammanager, Alex Zöchling, wechselt überraschend zum GruppeM-Racing-Team des Hongkong-Chinesen Kenny Chen. Zöchling sagte dazu: "Ich hatte mit dem Team GruppeM Racing immer schon ein gutes Verhältnis und habe mit Kenny in vier Jahren (2017 bis 2020, d. Red.) einige Erfolge gefeiert."

GruppeM Racing plant, in seiner zweiten DTM-Saison von einem auf zwei Mercedes-AMG GT3 aufzurüsten. Zöchling dazu vielsagend: "Ich hoffe, dass wir mit zwei ehemaligen DTM-Mercedes-Werksfahrern an den Start gehen können."

Es gibt eigentlich nur drei Kandidaten, die dafür in Frage kommen, weil sie neben der DTM auch eine GT3-Vita haben: Maro Engel, der letztjährige GruppeM-Stammfahrer Daniel Juncadella sowie Gary Paffett, der im vergangenen Jahr zwar vom Berliner Mücke-Team für die DTM vorgesehen war, aber aus unterschiedlichen Gründen nicht zum Einsatz gekommen ist. Der zweifache DTM-Champion ist dieses Jahr als Team-Manager für das Formel-E-Werksteam von Mercedes im Einsatz.

Mücke plant 2022 mit Mercedes-AMG GT3

Apropos Mücke: Teamchef Peter Mücke plant nach eigener Aussage erneut einen Mercedes-AMG GT3 einzusetzen, verweist dabei aber auf zwei letztjährige Partnerschaften: Schaeffler Paravan (wegen des Space-Drive-Lenksystems) und Mercedes-AMG und damit verbunden auch entsprechende Kommunikationen.

Dazu erklärt der Leiter Mercedes-AMG-Motorsport, Stefan Wendl, bei Motorsport-Magazin.com: "Mit GruppeM, HRT und Winward werden wir in der DTM 2022 wieder mit drei starken Teams vertreten sein. Belastbare Aussagen darüber, welche Fahrerteams bei welchem Team zum Einsatz kommen, können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu 100 Prozent treffen."

Damit gehört Mücke offenbar nicht zu den von Mercedes-AMG unterstützten Performance-Teams, was aber schon im letzten Jahr der Fall war, als beim Berliner Rennstall Maxi Buhk in 14 Rennen und Marvin Dienst bei einem Event zum Einsatz kamen. Buhk wäre - auch wegen seiner Erfahrung mit dem innovativen Lenksystem und der damit verbundenen Weiterentwicklung - der logische Mücke-Kandidat für ein weiteres Jahr in der DTM.

Foto: Daimler AG
Foto: Daimler AG

GetSpeed 2022 nicht mehr in der DTM

Damit dürften nach heutigem Stand wieder sieben Sternfahrer das größte Aufgebot eines Herstellers stellen, allerdings nur noch in vier statt wie 2021 fünf fest eingeschriebenen Teams. Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com hat sich GetSpeed-Teamchef Adam Osieka entgegen seiner ursprünglichen Pläne gegen einen Verbleib in der DTM entschieden.