DTM-Ikone Manuel Reuter: Das Comeback-Interview (29:56 Min.)

Manuel Reuters Rückkehr in die DTM als Sportdirektor des Lamborghini-Teams GRT war eine große Nummer unter den Fans der Tourenwagenserie. Klar, der junggebliebene 60-Jährige zählt zu den Ikonen des Sports, neben 200 DTM-Rennen und zwei Gesamtsiegen in Le Mans bleibt sein ITC-Titelgewinn 1996 mit dem schwarzen Cliff-Calibra wohl auf ewig unvergessen.

Reuters DTM-Comeback nach zuletzt drei Jahren im ADAC GT Masters mit dem Team Rutronik wurde unter Fans und Beobachtern allerdings auch mit einer Portion Skepsis beäugt. War nicht er es, der die DTM und auch Gerhard Berger in der Vergangenheit mehrfach kritisiert hatte und vor der Fortführung in ihrer heutigen Form gar sagte, eine DTM mit GT3-Autos sei "tödlich für Motorsport-Deutschland"?

Im aktuellen Video-Interview (siehe oben) mit Motorsport-Magazin.com erklärt Reuter: "Ich war einer der Kritiker dahingehend, dass ich gesagt habe, es wäre schön gewesen, wenn man eins draus gemacht hätte." Damit spielt er auf einen theoretischen Zusammenschluss der Serien oder zumindest einen Austausch zwischen den Verantwortlichen des ADAC GT Masters und der DTM an, als die Zukunft der letzteren höchst ungewiss war. Berger zog es damals vor, sich mit GT3-Autos in eine zunächst ungewisse Zukunft zu wagen.

Reuter: "Einer wird am Ende der Verlierer sein"

"Gerade in diesen Zeiten ist es relativ schwierig, ein wirklich gutes und tragfähiges Produkt auf die Beine zu stellen", führt Reuter aus. "Angesichts des relativ 'kleinen' Markts in Deutschland zwei Top-Meisterschaften zu haben, da nimmt man sich schon die Butter vom Brot. Und einer wird am Ende der Verlierer sein."

Nicht nur Reuter teilte die Sorge, dass sich DTM und ADAC GT Masters auf dem GT3-Markt kannibalisieren könnten. Doch es ging tatsächlich - und aus Sicht zahlreicher Experten überraschend - gut: Beim GT3-Debüt der DTM 2021 schrieben sich immerhin 19 Autos permanent ein, was der Beliebtheit des ADAC GT Masters mit einem Starterfeld von rund 30 Rennwagen aber keinen Abbruch tat.

In diesem Jahr gehen sogar rund 25 Autos von mindestens fünf unterschiedlichen Marken in der DTM an den Start. Auffällig ist, dass die Top-Teams Grasser Racing mit Neuverpflichtung Reuter sowie die Porsche-Teams SSR Performance und das Küs Team Bernhard aus dem GT Masters in die DTM gewechselt sind. Auch das BMW-Kundenteam Schubert Motorsport gilt als heißer Kandidat.

Reuter: "DTM im zweiten Jahr wieder ganz klar Nummer 1"

Reuter: "Am Ende wird sich der Stärkere durchsetzen, wie ja auch Gerhard (Berger) argumentiert. Demnach sieht es wohl danach aus, als ob die DTM ab dem zweiten Jahr wieder ganz klar die Nummer 1 sein wird." Einige Teams seien gewechselt, "weil die DTM ein weltweit einzigartiges Alleinstellungsmerkmal hat mit nur einem Fahrer pro Auto".

Und Reuter hat 15 Fahrer auf seiner Liste, die er für titelfähig hält. "Das hat es jahrelang nicht mehr gegeben", sagt er in unserem halbstündigen Video-Interview. "Kompliment an Gerhard, der wirklich gekämpft und sich um jedes Auto bemüht hat. Das scheint jetzt Früchte zu tragen. Die Fans wissen noch gar nicht, was auf sie zukommt, im positiven Sinne! Für mich ist das wieder wie in den 90ern, das wird ein Gemetzel geben, weil es so viele siegfähige Autos und Fahrer gibt. Das wird brutal!"