Mit Rene Rast kehrt 2022 der große Dominator der vergangenen Jahre in die DTM zurück. Für welches Team der dreifache Champion und Audi-Werksfahrer an den Start gehen wird, steht offiziell noch nicht fest. In der abgelaufenen Saison traten Abt Sportsline mit drei und Rosberg mit zwei permanent eingeschriebenen Audi R8 LMS GT3 in der deutschen Traditionsserie an.

Rast, der am heutigen Dienstag seinen 35. Geburtstag feiert, war nicht überzeugt, dass er in der DTM-Saison 2022 an seine vergangenen Großtaten anknüpfen kann. "Es wird sicherlich keine Dominanz", sagte er nach dem Norisring-Finale bei Sport1. "Ich wäre froh, wenn ich um Siege mitfahren kann. Es gibt Strecken, die dem einen Auto mehr liegen als andere. Aber dominieren wird da keiner."

Rast dämpfte die Erwartungen an seine Person, schließlich kommen seit 2021 GT3-Fahrzeuge anstelle der früheren DTM-Prototypen zum Einsatz. Mit diesen kostenintensiven Boliden gewann Rast in den Jahren 2017, 2019 und 2020 die Meisterschaft und setzte eine Bestmarke nach der anderen. So verewigte er sich unter anderem als erfolgreichster Fahrer in Audis langer DTM-Geschichte. 2021 trat er mit Audi vor dem Werksausstieg in der Formel E an.

Rast: Chancen vielleicht nicht ganz so groß

"Es wird schwer, weil es andere Autos sind und die Jungs alle viel Erfahrung auf diesen Autos haben", meinte Rast. "Daher sind meine Chancen im kommenden Jahr vielleicht nicht ganz so groß, wie es andere sehen." 2022 erwartet Rast nicht nur eine bislang unbekannte Markenvielfalt in der DTM, sondern auch eine Balance of Performance, die alle Starter auf ein vergleichbares Niveau bringen soll.

In der abgelaufenen Saison kämpften zeitweise vier Marken um den Titel, bis sich Maximilian Götz in einem Mercedes-AMG GT3 gegen Liam Lawson (Ferrari 488 GT3) und Kelvin van der Linde (Audi R8 LMS GT3) durchsetzen konnte. Eine ganze Weile mischte auch Marco Wittmann im Auslaufmodell BMW M6 GT3 um die Meisterschaft mit, bevor er im Endspurt durch eine höchst unvorteilhafte BoP-Einstufung ausgebremst wurde.

Rast: Van der Linde ist die Benchmark

Rast will sich bei seinem DTM-Comeback erst einmal an den eigenen Markenkollegen orientieren. Als Messlatte machte der gebürtige Mindener den Gesamtdritten Kelvin van der Linde aus, 2021 mit Abstand am erfolgreichsten im Audi-Lager. Der Südafrikaner sammelte bis zu seinem kontroversen Final-Crash mit Lawson vier Siege, fünf Podestplätze sowie fünf Pole Positions. In der Gesamtwertung hatte van der Linde mehr als doppelt so viele Punkte auf dem Konto wie der nächstbeste Audi-Pilot (Abt-Teamkollege Mike Rockenfeller). 2022 tritt er wieder für die Äbte in der DTM an.

Rast: "Ich glaube, ich kann froh sein, wenn ich annähernd auf dem Level von Kelvin bin. Er ist die Benchmark. Da werde ich mich lang machen müssen, um überhaupt in die Nähe zu kommen." Van der Lindes Talent konnte Rast schon 2014 hautnah miterleben, als das Duo auf einem Audi R8 von Prosperia C. Abt Racing die Meisterschaft im ADAC GT Masters gewann.

2014: Rast und van der Linde gewinnen das ADAC GT Masters, Foto: ADAC GT Masters
2014: Rast und van der Linde gewinnen das ADAC GT Masters, Foto: ADAC GT Masters

Rast: Von einem 24h-Sieg zum nächsten

In jenem Jahr wuchs Rast über sich hinaus und gewann gemeinsam mit Audi-Teamkollegen obendrein die 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring sowie zum zweiten Mal nach 2012 in Spa-Francorchamps. In der Eifel ließ Rast auf Evolutionsstufen des Audi R8 GT3 zwei weitere Podestplätze (2017, 2019) sowie beim Belgien-Klassiker ein zusätzliches Podium (2016) folgen.

Zwar beschränkten sich Rasts Erfahrungen in einem GT3-Audi in den vergangenen Jahren auf die 24h-Rennen am Nürburgring und in Spa, doch in der Vergangenheit zählte er zu den absoluten Spezialisten auf diesem Gebiet. So fuhr er 2015 bei seinem einzigen Start beim berüchtigten Macau GT World Cup hinter Sieger Maro Engel auf den zweiten Platz. In jenem Rennen mit einer Massen-Kollision in Folge einer späten Safety-Car-Phase profitierte Rast von einer nachträglichen Strafe für den eigentlich Zweitplatzierten Audi-Kollegen Edo Mortara.

Zwischen 2010 und 2014 sammelte Rast im GT Masters acht Siege (Platz 7 in der ewigen Bestenliste), während er parallel die Porsche-Markenpokale Carrera Cup und Supercup dominierte. Zu seinem DTM-Comeback sagte er: "Die letzten Jahre hatte ich sehr viel Spaß in der DTM und im kommenden Jahr bin ich für Audi wieder am Start, weil ich mir dachte: Jetzt versuchst du es nochmal, den Jungen Paroli zu bieten."

Rast vor Le-Mans-Rückkehr mit Audi

Parallel bereitet sich Rast auf seine Rückkehr zu den 24 Stunden von Le Mans vor, wo er 2014 bis 2016 an den Start ging. Zusammen mit Nico Müller - 2022 ebenfalls wieder in der DTM - führt er die Entwicklung von Audis neuem LMDh-Programm an. Ab 2023 starten die Ingolstädter im Wettbewerb unter anderem mit BMW und Porsche bei den bedeutsamsten Langstreckenrennen der Welt.

"Rene Rast und Nico Müller gehören derzeit zu den besten Fahrern auf dem Markt - und ich freue mich sehr, dass wir mit beiden in die Zukunft gehen", sagte Julius Seebach, Geschäftsführer der Audi Sport GmbH und verantwortlich für den Motorsport. "Neben ihrer Performance auf der Strecke haben sie auch alles, was es braucht, um ein Team nach vorne zu bringen. Es ist schön, Rene wieder in der DTM zu sehen."