Das denkwürdige DTM-Finale auf dem Norisring sorgt weiter für kontroverse Diskussionen, aber eines steht fest: Maximilian Götz ist Champion des Jahres 2021. Dass einige Fans in Folge der Mercedes-Stallorder auf dem Nürnberger Stadtkurs den 35-Jährigen als unverdienten Meister betrachten, kann Götz nicht nachvollziehen. Schließlich hätten Kelvin van der Linde und Liam Lawson einen entsprechenden Anteil daran gehabt, meinten das GT3-Ass und auch Teambesitzer Hubert Haupt.

"Wir waren am fehlerfreiesten von den drei", sagte Götz am Montagabend bei einem Auftritt im Sportstudio des Lokalsenders München TV. "Die anderen haben sich gegenseitig zerfleischt. Wir haben nur genommen, was auf dem Silbertablett präsentiert wurde. Natürlich wird viel gesprochen, aber wir waren nicht der ausschlaggebende Punkt, warum es gekommen ist, wie es gekommen ist."

Dass nach dem folgenschweren Turn-1-Crash zwischen van der Linde und Lawson die eigenen Mercedes-Markenkollegen in Form von Lucas Auer und Philip Ellis (beide Winward-Mercedes) Götz auf dem Weg zur Meisterschaft tatkräftig unterstützten, sah er nicht als Problem: "Lucas, Philip und ich sind solange im System und wissen, dass es keinen Sinn macht, etwas herzuschenken, wenn einer die Chance hat. Wir haben es angenommen und das war auch verdient."

Haupt: Lawson hätte es machen müssen

Der frühere DTM-Pilot und diesjährige Gaststarter Haupt pflichtete seinem Meister-Piloten bei - und nahm auch die Konkurrenz in die Pflicht: "Lawson hätte es einfach machen müssen. Er hätte sich nur aus allem raushalten müssen. Und van der Linde hat vielleicht ein bisschen die Nerven verloren, da war er vielleicht etwas ungestüm. Dass am Ende das Reglement genutzt wird und dass man als AMG-Familie zusammenhält, das war das kleine i-Tüpfelchen."

Faktisch gab es in der DTM-Saison 2021 per Reglement kein Verbot der Stallorder. Ein derartiger Passus war nach der vergangenen Saison abgeschafft worden. Deshalb hielt es auch Mercedes-AMG selbst nicht für verwerflich, den Fahrer aus dem eigenen Lager im finalen Kampf um die Meisterschaft zu unterstützen.

Mercedes-AMG nimmt Berger in die Pflicht

AMG-Kundensportkoordinator Thomas Jäger spielte den Ball im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com an die Verantwortlichen zurück: "Es liegt an der ITR und Gerhard Berger, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, um gar nicht erst Spekulationen oder Diskussionen aufkommen zu lassen. Fahrer und Teams haben sich an das gültige Regelwerk gehalten."

Berger, der mit einigen Tagen Abstand die Vorgänge auf dem Norisring verurteilt und sogar als einen "Schaden für die DTM" bezeichnet hat, kündigte Veränderungen für die DTM-Saison 2022 an. Derartiges habe der Österreicher nicht erwartet, wobei ihn die Vergangenheit der Traditionsserie leicht eines Besseren belehrt hätte.

"Ich glaube, es wird Regeländerungen geben", vermutete DTM-Veteran Haupt, der mit Blick auf die sieben Mercedes-AMG GT3 im permanenten Starterfeld anfügte: "Anfangs war es ein Nachteil, mit so vielen Mercedes zu fahren. Die anderen konnten es besser managen. Und am Ende haben wir dann profitiert."

Haupt: Götz 2022 wieder mit HRT in der DTM

Götz kündigte derweil an, seinen Titel in der Saison 2022 verteidigen zu wollen. "Ich könnte auch sagen: 'Ich mache einen auf Rosberg und höre auf'. Das mache ich aber nicht. Erst mal wollen wir feiern, das Team hat einen super Job und keine Fehler gemacht. Das waren eine Riesen-Teamleistung! Ich will weiter DTM machen und es würde ja Sinn machen, wenn wir daran anknüpfen und versuchen, den Titel zu verteidigen."

Während sich Götz als AMG-Fahrer noch etwas zurückhielt, war die Sache für Haupt schon klar: "Natürlich sind wir wieder dabei und das mit dem Meister. Wir wollen den Titel verteidigen, auch, wenn wir wissen, dass das extrem schwer wird."

Haupt: DTM früher langweilig

Laut Mercedes-AMG sei es Sache der Kundenteams, darüber zu entscheiden, in welchen Rennserien sie 2022 an den Start gehen. "Und unsere Unterstützungsleistungen bewerten wir dann nach deren Konzepten", sagte AMG-Mann und Ex-DTM-Fahrer Jäger. "Wir werden, wie bereits mit den Teams geplant, einen Saisonreview machen und dann Interesse und Unterstützungsleistungen für die DTM 2022 evaluieren."

Haupt, der im vergangenen Winter zu den ersten Bekennern für die DTM unter dem neuen GT3-Reglement zählte, hat Gefallen gefunden an der umgekrempelten Plattform. "Das war eine extrem spannende Saison", meinte der 52-Jährige. "Wenn man sich die Vergangenheit anschaut, da gab es drei Hersteller und es wurde nur für einen Fahrer gefahren. Das war langweilig. Dieses Jahr hatten wir so viele Marken und wo gibt es das schon, dass bis zum letzten Rennen offen ist, wer Meister wird."