Am Sonntag endet auf dem Norisring die DTM-Saison 2021 - möglicherweise aber ohne einen offiziell feststehenden Meister! Das wäre ein Novum in der über 30-jährigen Geschichte der DTM, in der erstmals Kundenteams mit GT3-Autos antreten. Der Ausgangspunkt dieser Angelegenheit war eine durchaus folgenreiche Kollision zwischen dem Gesamtführenden Liam Lawson (AF Corse-Ferrari) und Philip Ellis (Winward-Mercedes) im Samstagsrennen.

Das Team Winward hatte im Anschluss einen offiziellen Protest eingelegt, der jedoch von den Sportkommissaren mit Verweis auf eine zunächst nicht näher erklärte "Unzulässigkeit" abgelehnt worden ist. Drei Stunden nach dieser Entscheidung wurde offiziell bekanntgeben, worin diese Unzulässigkeiten begründet waren:

"Der Protest wird aufgrund eines Formfehlers als unzulässig abgewiesen.
1) Event falsch benannt
2) Ort und Datum teilweise falsch
3) Der Grund für den Protest ist nicht klar und eindeutig angegeben"

Die große Crux an der Geschichte: Winward hat fristgerecht Berufung dagegen angekündigt.

So geht es weiter: Wenn das Team innerhalb von 96 Stunden nach der am Samstag um 18:13 Uhr verkündeten Entscheidung die Berufung schriftlich bestätigt und die Berufungsgebühr entrichtet wird, geht der Vorgang an das DMSB-Berufungsgericht. Bis zur endgültigen Klärung des Vorfalls kann demnach kein finales Rennergebnis vom Samstagsrennen erstellt werden.

Theoretisch könnte es dennoch am Sonntag einen feststehenden DTM-Champion geben. Entweder, wenn das Team Winward die angekündigte Berufung zurückzieht, oder wenn der Meisterschaftsführende nach dem Sonntagsrennen mindestens 29 Punkte mehr erzielt hat als der Gesamtzweite. In diesem Falle würde es keine Rolle spielen, ob es Änderungen am Ergebnis des Samstagsrennens gibt.

Ausreichend viele Punkte für den Titelgewinn sammeln können noch der Gesamtführende Lawson (224 Punkte, Kelvin van der Linde (206 Punkte) und Maximilian Götz (205 Punkte). Lokalmatador Götz gewann das Samstagsrennen auf dem Nürnberger Stadtkurs vor dem Inder Arjun Maini und Lawson. Van der Linde belegte den vierten Platz, Marco Wittmann hat nach einem weiteren punktelosen Rennen keine rechnerischen Chancen mehr auf den Titel.

"Wir als Promoter akzeptieren voll und ganz die Entscheidung der Sportorganisation, auf deren Kompetenz wir uns voll umfänglich verlassen", teilte DTM-Manager Frederic Elsner auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com mit.

DTM Norisring: Rennen 1 als Video-Zusammenfassung (03:52 Min.)

Protest am Norisring: Was ist passiert?

Es geht um die Kollision zwischen Winward-Pilot Philip Ellis und dem DTM-Meisterschaftsführenden Liam Lawson in der 22. Runde. Lawson übernahm dadurch zwischenzeitlich die zweite Position, während sein Schweizer Rivale weit zurückfiel.

Die Rennleitung untersuchte den Vorfall während des Rennens, entschied sich aber gegen eine Bestrafung für den Ferrari-Piloten. Das Mercedes-Kundenteam Winward legte offiziell einen Protest ein, der von den Sportkommissaren behandelt wurde.

Das sagt Ellis zum Lawson-Crash

"Mich wundert die Kollision nicht, weil es in der Vergangenheit schon ähnliche Fälle gab", sagte Ellis zu Motorsport-Magazin.com. "Liam hat, wenn man seine Titelchancen berücksichtigt, ein viel zu großes Risiko genommen, denn all seine Konkurrenten lagen hinter ihm."

Der Schweizer weiter: "Als es gekracht hat, habe ich sofort gedacht, dass Liam für diese Kollision eine Strafe erhält. Dagegen hat er bei der Anhörung vor den Sportkommissaren gesagt, er sei bereits neben mir gewesen und deshalb gehöre ihm die Kurve 3. Im heutigen Fall auf einem Stadtkurs funktioniert das so aber nicht."

Lawson gegen van der Linde: Nächste Runde...

Kurz nach dem Rennende ärgerte sich auch der viertplatzierte Titelanwärter Kelvin van der Linde über den Lawson/Ellis-Crash. Der Abt-Pilot hatte letzte Woche in Hockenheim nach einer Kollision mit Lawson eine 5-Sekunden-Zeitstrafe kassiert. Dass Lawson am heutigen Samstag nicht bestraft wurde, konnte van der Linde nicht nachvollziehen und sagte bei Sat.1: "Schade für den Sport, ich bin echt enttäuscht."

Lawson konterte darauf angesprochen während der Top-3-Pressekonferenz im Anschluss: "Es ist typisch, das jetzt von ihm zu hören. Das waren zwei komplett unterschiedliche Zwischenfälle. Und nachdem, was er (im Norisring-Samstagsrennen; d. Red.) in Turn 1 gemacht hat, bin ich überrascht, dass er nichts bekommen hat."