Abt Sportsline erlebte beim DTM-Rennwochenende in Hockenheim einen rabenschwarzen Sonntag: Titelanwärter Kelvin van der Linde kam in Folge von zwei verhängten 5-Sekunden-Zeitstrafen nicht über den zehnten Platz hinaus und büßte die Führung in der Gesamtwertung an Rivale Liam Lawson (AF Corse-Ferrari) ein.

Eine wesentlich größere Sorge herrschte zunächst in der Abt-Box um den Mechaniker, der sich beim Boxenstopp von Mike Rockenfeller an der Hand verletzt hatte und ins Krankenhaus eingeliefert werden musste.

Obendrein kassierte Abt-Pilotin Sophia Flörsch für ihre Kollision mit Esmee Hawkey, der zweiten Dame im Starterfeld, eine 3-Platz-Strafe für das nächste Rennen. Rockenfeller und Abt-Gaststarter Lucas di Grassi gingen ebenfalls leer aus.

Vor den letzten beiden Rennen der DTM-Saison 2021 beim erstmaligen Finale auf dem Norisring (08.-10. Oktober) hat van der Linde nun 14 Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Lawson, der am Sonntag als Zweiter auf das Podest fuhr. Der 19-jährige Neuseeländer hat 206 Zähler auf dem Konto, van der Linde als erster Verfolger 192.

Diskussionen um van der Lindes Strafe

Eigentlich hatte der Südafrikaner und Pole-Setter die Ziellinie als Sechster überquert, wurde durch zwei Strafen aber um vier Plätze zurückgeworfen. Schon während des Rennens sorgte die 5-Sekunden-Zeitstrafe für van der Lindes Kontakt mit Lawson in der Anfangsphase für heiße Diskussionen.

Abt-Teamchef Thomas Biermaier sprach noch während des Rennens von einer "Fehlentscheidung und Frechheit" und erhielt unter anderem Zustimmung vom Sat.1-Experten und zweifachen DTM-Champion Timo Scheider, der für den Vorfall ebenfalls keine Strafe vergeben hätte.

DTM Hockenheim Highlights: Strafen-Drama bei Auers Sieg (03:30 Min.)

Rast: Strafe viel zu hart

Auch Rene Rast, dreifacher DTM-Champion und van der Lindes langjähriger Freund sowie ehemaliger Teamkollege, konnte die Entscheidung der Rennleitung nicht nachvollziehen. "Solch eine Berührung gehört zum GT3-Rennsport und passiert in jedem Rennen", sagte der Audi-Werksfahrer beim Hockenheim-Besuch zu Motorsport-Magazin.com. "Wenn das nicht straffrei möglich ist, wird auch nicht mehr überholt. Die 5-Sekunden-Strafe ist meiner Meinung nach viel zu hart. Maximal hätte die Rennleitung einen Platztausch anordnen dürfen."

Für van der Linde kam es noch bitterer. Rund 14 Minuten vor dem Ende des 55-minütigen Rennens brummte ihm die Rennleitung eine weitere 5-Sekunden-Zeitstrafe auf, weil er die erste 5-Sekunden-Zeitstrafe laut Reglement beim darauffolgenden Boxenstopp hätte absitzen müssen. "Ein Fehler von unserer Seite, das ist uns in der Hektik durchgerutscht", räumte Biermaier kurz nach Rennende bei Sat.1 ein.

Später führte der Abt-Teamchef im Gespräch Motorsport-Magazin.com aus: "Wir haben uns auch am Kommandostand auf den Boxenstopp von Mike (Rockenfeller; d. Red.) konzentriert und deshalb erst nach seiner Wegfahrt von der Box an dessen Ausgang die Strafe auf dem Bildschirm gesehen. Es gibt trotzdem leider keine Möglichkeit, dagegen vorzugehen."

Dass der angesprochene Boxenstopp von van der Linde auch noch relativ lange dauerte und er dadurch seinen zwischenzeitlichen Platz auf der Strecke verlor, passte ins schwarze Abt-Bild an diesem Sonntag. Ohnehin tat sich van der Linde mit seinen 25 Kilo Erfolgsgewicht, die er für den Samstagssieg erhalten hatte, während des Rennens schwer.

Lawson: Zum Glück hat es nicht gebrannt

Die frühe Kollision mit Lawson blieb nicht ohne Spuren. Das Heck seines Ferrari 488 GT3 wies einen großen Riss auf der linken Seite auf, außerdem wurde das linke Auspuffrohr nach oben gedrückt. "Wir hatten großes Glück, das hätte leicht zu einem Brand führen und den Motor zerstören können", sagte der Neuseeländer, der das volle Ausmaß des Schadens erst nach dem Rennende zu sehen bekam.

Lawson weiter: "In den ersten Runden bin ich in Kurve 6 an ihm vorbei, er kam dann in Turn 7 zurück und setzte zum Überholmanöver an. Ich weiß nicht, ob er den Bremspunkt falsch beurteilt hat, aber ich bekam einen harten Schlag aufs Heck."

Deutlich zu sehen: Das beschädigte Heck von Liam Lawsons Ferrari, Foto: DTM
Deutlich zu sehen: Das beschädigte Heck von Liam Lawsons Ferrari, Foto: DTM

Lawson und die Äbte: Keine Liebesbeziehung

Es war nicht das erste Mal, dass sich van der Linde und Lawson - die beiden Titelfavoriten - auf der Strecke ins Gehege kamen. Beim Rennwochenende auf dem Nürburgring kollidierten sie sogar leicht während des Qualifyings. Im Rennen schob Lawson dann nicht nur den Südafrikaner, sondern auch noch dessen Teamkollegen Mike Rockenfeller sowie sich selbst aus dem Rennen.

Diesen Vorfall hatte Rockenfeller, der Audi Sport nach 15 gemeinsamen Jahren zum Saisonende mit unbekanntem Ziel verlässt, am Hockenheimring noch nicht vergessen. Im Samstagsrennen legte der DTM-Champion von 2013 nach einem späten Boxenstopp eine furiose Aufholjagd hin und überholte auf dem Weg zum Podest auch Lawson - nach hartem Duell in der Schlussrunde.

Lawson machte seinen Unmut noch im Parc Fermé deutlich - Szenen, die an sein Nürburgring-Techtelmechtel mit Abt-Gaststarter Markus Winkelhock erinnerten. Rockenfeller nach seiner hitzigen Diskussion mit dem Titelanwärter: "Ich habe nichts zu verlieren. Für mich war es auf beiden Seiten an der Grenze. Er hat mich in Kurve 8 von der Strecke gedrängt. Dann war ich angepisst und stellte sicher, dass er das auch weiß. Am Nürburgring hat er mich rausgeschoben und so etwas vergisst du in deiner Karriere nicht."