Bomben-Zeit, Pole Position, Kelvin van der Linde! Der Abt-Pilot hat die gesamte Konkurrenz beim Samstags-Qualifying der DTM auf dem Hockenheimring deklassiert. Mit einem schier unglaublichen Vorsprung von 0,483 Sekunden auf den Zweitplatzierten Lucas Auer flog der Audi-Titelanwärter zu seiner vierten Pole in der Saison 2021.

Seine bisherigen ersten Startplätze konnte van der Linde allesamt in Rennsiege ummünzen - auch heute Mittag, wenn im badischen Motodrom das viertletzte Rennen des Jahres bevorsteht? "Wir haben eine Änderung am Flügel vorgenommen, weil ich nach den ersten Runs nicht so zufrieden war", sagte der 25-Jährige am Sat.1-Mikro. "Dann haben wir eine richtige Runde rausgehämmert!"

Beim Kampf um die besten Startplätze gelang es nur van der Linde, den provisorischen Pole-Setter Auer mit seinem Winward-Mercedes von der Spitze zu verdrängen. Der Österreicher und Assen-Sieger (+25 Kilo im heutigen Rennen) führte die Zeitenliste während der ersten Hälfte des 20-minütigen Qualifyings souverän mit einer 1:37.132 an, konnte sich bei seinen weiteren Runs aber nicht verbessern.

Zwei DTM-Titelanwärter in den ersten Startreihen

Mit Liam Lawson schaffte es ein weiterer Titelanwärter in die vorderen Reihen und auf den dritten Startplatz. Der aktuelle DTM-Spitzenreiter konnte mit seinen letzten schnellen Runden nachlegen und erzielte eine persönliche Bestzeit von 1:37.261 Minuten - 0,612 Sekunden Rückstand zu van der Linde, der sich zudem über drei Extra-Punkte für die Meisterschaft freuen darf.

Hinter den Top-3 folgte ein Mercedes-Zug, was die bisherigen Eindrücke aus den Trainings bestätigte: Daniel Juncadella (GruppeM), Arjun Maini (GetSpeed), Titelanwärter Maximilian Götz (HRT) und dessen Teamkollege Vincent Abril belegten die Startplätze vier bis sieben. Nico Müller (Rosberg-Audi), Lawson-Teamkollege Alex Albon (AF Corse-Ferrari) und DTM-Debütant Marvin Dienst (Mücke-Mercedes), der in Hockenheim für Maxi Buhk einspringt, komplettierten die Top-10.

Wittmann-Ärger über BoP-Einstufung

Und wo war der Titelaspirant Marco Wittmann? Nicht ganz so weit hinten wie in den Trainings, aber mit Platz 13 war der zweifache Champion als bester BMW-Pilot alles andere als zufrieden. Die weiteren BMW M6 von Timo Glock und Sheldon van der Linde (beide ROWE) kamen nicht über die Plätze 15 und 16 hinaus.

Wittmann, der seine langsamen Zeiten am Freitag auf alte Reifen zurückführte, ließ seinem Ärger im Anschluss freien Lauf. "Wo wir jetzt stehen, ist super-enttäuschend", so der Meisterschaftszweite bei Sat.1. "Wir haben eine BoP-Reduzierung bekommen, in dem Fall wurde bei den Turbo-Motoren (BMW und Ferrari; d. Red.) der Ladedruck reduziert. Wir wurden konstant reduziert und jetzt hat es uns richtig krass getroffen."

Wittmann weiter über die Balance of Performance, die von den Verantwortlichen nicht öffentlich zugängig gemacht wird: "Und für den Norisring (Saisonfinale 08.-10.10; d. Red.) bekommen wir noch eine zusätzliche Reduzierung. Das ist schade, weil der Kampf um die Meisterschaft bis jetzt spannend war. Ich glaube nicht, dass wir eine große Chance haben."

Hinter den drei BMW folgten vier Audi und ein Mercedes auf den letzten Plätzen 17 bis 21: das Abt-Trio Mike Rockenfeller, Gaststarter Lucas di Grassi, Sophia Flörsch, gefolgt von Gastarter und HRT-Teambesitzer Hubert Haupt und Schlusslicht Dev Gore im Rosberg-Audi.

Qualifying-Halbzeit: Nur Mercedes und Audi in Top-6

Zur Hälfte des Qualifyings führte Lucas Auer die Zeitenliste an. Der Winward-Mercedes-Pilot erzielte in seiner dritten Runde eine 1:37.132, während die Konkurrenz zunächst nicht an diese Rundenzeit heranreichte. Kelvin van der Linde legte zwei schnelle Runden ein und verbesserte sich mit einer 1:37.281 auf den zweiten Platz. Maximilian Götz, Daniel Juncadella, Nico Müller und Marvin Dienst folgten auf den weiteren Positionen.

Damit lagen vier Mercedes und zwei Audi in den Top-6, während die weiteren vier Audi-Vertreter die letzten Plätze einnahmen. Schlusslicht war Mike Rockenfeller, der wegen von Abt Sportsline gemeldeten Motoraussetzern keine einzige schnelle Runde drehen konnte und chancenlos aus der Box zuschauen musste. Bester Ferrari-Fahrer war Liam Lawson auf P7, im schnellsten BMW auf P11 saß Marco Wittmann. Zehn Fahrern wurde in den ersten zehn Minuten eine Rundenzeit wegen Überschreitens der Track Limits gestrichen.

Wegen vorangegangener Unfälle einer Session des Porsche Carrera Cup Benelux begann das DTM-Qualifying später als geplant. Wegen Streckenarbeiten nahmen die 21 Fahrer die Zeitenjagd mit einer Verspätung von zehn Minuten auf.

DTM-Tabelle 2021 vor dem 13. Saisonrennen (Top-4)

PositionFahrerTeamPunkte
1Liam LawsonAF Corse-Ferrari176
2Marco WittmannWalkenhorst-BMW165
3Kelvin van der LindeAbt-Audi163
4Maximilian GötzHRT-Mercedes155

DTM-Titelkampf 2021: Gibt es Unterstützung?

Vor dem Samstagsrennen in Hockenheim stellt sich die Frage, ob die Titelanwärter - wie zu früheren DTM-Zeiten - Unterstützung von ihren jeweiligen Team- oder Markenkollegen erhalten werden.

"Wir haben hier acht Mercedes und Audi hat auch einen neuen, guten Fahrer im Team", sagte Götz mit Blick auf den erneuten Gaststart seines HRT-Teambesitzers Hubert Haupt sowie Lucas di Grassi auf Seiten von Abt-Audi. "Am Ende muss es fair auf der Strecke bleiben. Es wäre schön, wenn wir einen sauberen Kampf auf der Strecke sehen und niemand anderes involviert ist. Es könnte aber passieren."

"Wenn ich ihm helfen kann, ohne unfair zu sein, dann mache ich das", sagte HRT-Boss Haupt kurz vor dem Qualifying bei Sat.1. Während acht Mercedes und sechs Audi im Teilnehmerfeld antreten, starten auf der Gegenseite nur zwei Ferrari und drei BMW. Wittmann ist bei Walkenhorst sogar als Einzelkämpfer unterwegs. "Ich erwarte nichts, mache schon die ganze Saison mein eigenes Ding", so der BMW-Werksfahrer. "Ich hoffe nicht, dass jemand Spielchen treibt und alles fair bleibt bis zum Saisonende. Falls doch, kann ich es eh nicht ändern."

Lawson: Kann definitiv eine Rolle spielen

Lawson über eine mögliche Unterstützung von Teamkollege Albon, der schon in Assen mit einem unvorteilhaften Boxenstopp 'geopfert' wurde: "Alex und das Team ließen mich in Assen eine Runde früher stoppen, aber das ist schon alles in Sachen Teamorder. Das Thema kann definitiv eine Rolle spielen, aber wir machen so etwas nicht."

Ebenfalls in Assen erhielt van der Linde Unterstützung von Abt-Teamkollege Mike Rockenfeller, der mit alten Reifen das Verfolgerfeld aufhielt, gleichzeitig aber sein eigenes Rennen fuhr. "Wenn Mike eine andere Marke hinter sich sieht, dann lässt er sie nicht vorbei", sagte der Südafrikaner. "Niemand ist hier, um andere vorbeizulassen, vor allem nicht von einer anderen Marke. Aber etwas zu planen oder mit Absicht zu machen, das wollen wir nicht."

DTM 2021: Die bisherigen Pole-Setter

RennenFahrerTeam
Monza IVincent AbrilHRT-Mercedes-AMG
Monza IIKelvin van der LindeAbt-Audi
Lausitzring ISheldon van der LindeRowe-BMW
Lausitzring IIPhilip EllisWinward-Mercedes-AMG
Zolder IKelvin van der LindeAbt-Audi
Zolder IIMarco WittmannWalkenhorst-BMW
Nürburgring IKelvin van der LindeAbt-Audi
Nürburgring IIAlexander AlbonAF-Corse-Ferrari
Red Bull Ring ILiam LawsonAF-Corse-Ferrari
Red Bull Ring IIMarco WittmannWalkenhorst-BMW
Assen ILiam LawsonAF-Corse-Ferrari
Assen IILucas AuerWinward-Mercedes-AMG
Hockenheim IKelvin van der LindeAbt-Audi