Schlechtere Ergebnisse für weniger Gewicht im nächsten Rennen? Vor dem Endspurt der Saison 2021 fragen sich Fans und Beobachter der DTM, ob mit Blick auf die Erfolgsgewichte taktische Spielchen gespielt werden könnten. Seit dieser Saison erhält der Sieger eines Rennens 25 Kilogramm Erfolgsballast für den nachfolgenden Lauf, der Zweitplatzierte 18 und der Dritte 15 Kilo.

Könnte es für die Titelanwärter unter diesen Umständen etwa Sinn machen, beim Sonntagsrennen auf dem Hockenheimring an diesem Wochenende bzw. im Samstagslauf des Norisring-Saisonfinales absichtlich auf einen möglichen Podestplatz zu verzichten, um sich das Mehrgewicht im eigenen Auto zu ersparen?

Eine Überlegung, die besonders mit Blick auf das Finale in Nürnberg (08.-10. Oktober 2021) in den Sinn kommt, wo jedes zusätzliche Kilo auf dem 2,3 Kilometer langen Kurs mit vielen Geraden, wenigen Kurven und extrem harten Bremszonen eine gewichtige Rolle spielen kann. Auf dem Stadtkurs sind überhitzende Bremsen seit jeher ein riesengroßes Thema, die mit höherem Gewicht noch stärker strapaziert werden.

Götz: "Das ist Bullshit!"

Geht es nach Titelanwärter Maximilian Götz, sind derartige Diskussionen für die Tonne. "Niemand denkt daran, auf P4 zu fahren, um dann 15 Kilo für den Norisring zu sparen. Das ist Bullshit", sagte der HRT-Mercedes-Pilot während der DTM-Pressekonferenz an diesem Freitag in Hockenheim.

Der DTM-Rückkehrer weiter: "In unserer Position solltest du so viele Punkte wie möglich holen und nicht rumspielen und hoffen, dass du kein Gewicht dazu bekommst. Alle brauchen die Punkte und Jeder gibt Vollgas!" Zustimmung erhielt Götz von seinen Titelrivalen Liam Lawson, Marco Wittmann und Kelvin van der Linde, die in der Gesamtwertung nur 20 Punkte auseinanderliegen.

Als sich die DTM lächerlich machte

In der Vergangenheit gehörten taktische Spielereien mit Erfolgsgewichten zum Alltag in der DTM. Zu Hersteller-Zeiten wurden ergebnisabhängig allerdings sämtliche Autos einer Marke mit Zusatz-Kilos bestraft. Das gipfelte im sogenannten 'Zielzeitfahren' mit konkreten Anweisungen für Fahrer, wie schnell respektive langsam sie fahren mussten.

Die Regel, mit der sich die DTM eine ganze Weile der Lächerlichkeit preisgab, wurde kurz vor der absoluten Eskalation während der Saison 2017 bei einem Treffen der Hersteller-Vorstände auf der Automobilmesse IAA abgeschafft.

In der laufenden Saison erscheint es etwas schleierhaft, wie sehr die fahrerabhängigen Erfolgsballaste in den GT3-Autos - deutlich schwerer als die alten DTM-Prototypen - eine Rolle spielen. "Bei der einen Marke mehr, bei der anderen weniger", munkelte ein Teamchef nach dem Rennwochenende in Spielberg, als Liam Lawson seinen von Red Bull unterstützten AF-Corse-Ferrari zum ersten Doppelsieg der Saison führte.

Van der Linde: Sonst endet es im Chaos

Auf dem Norisring ist der Erfolgsballast eine von zahlreichen Unbekannten für die DTM. Nur 2008 starteten GT3-Autos auf dem Stadtkurs, damals beim ADAC GT Masters im Rahmen der DTM. In den Qualifyings und Rennen krachte es mehrfach, der Sonntagslauf wurde wegen eines schweren Unfalls sogar vorzeitig abgebrochen.

"Der Norisring ist die Unbekannte", sagte Kelvin van der Linde an diesem Freitag mit Blick auf das Finale nur eine Woche nach Hockenheim. "Ich denke, das werden absolut verrückte Rennen. Ich hoffe, dass es nicht regnet. Sonst endet es im Chaos."

Hier bahnt sich tatsächlich ein kleiner Konflikt mit DTM-Boss Gerhard Berger an, der beim Wetter-Gott bereits angeklopft hat: "Ich hoffe, dass wir beim letzten Rennen auf dem Norisring noch einige Anwärter auf die Meisterschaft haben und dass es im zweiten Rennen regnet. Dann ist die BoP völlig wurscht und der Beste steht vorne. Ich habe schon Regen bestellt!"