Es ist eine der Sensationen der laufenden DTM-Saison. Formel-E-Fahrer und Ex-Formel-1-Pilot Lucas Di Grassi bestreitet als Abschiedsgeschenk von Abt-Audi, die er mit dem Ausstieg des Herstellers aus der Elektro-Meisterschaft verlassen wird, die letzten beiden DTM-Rennwochenenden in Hockenheim und auf dem Norisring. Vor seinem ersten Auftritt auf dem Hockenheimring erklärt er wie es zu diesem Geschenk gekommen ist.

Di Grassi: Begann als Scherz

Di Grassi habe das Angebot die letzten beiden DTM-Runden zu bestreiten von Abt-Sportsline-Geschäftsführer Thomas Biermaier in Berlin erhalten. Dabei hat der Brasilianer das Thema ursprünglich noch gar nicht ernst genommen. "Es begann alles als ein Scherz", erklärte Di Grassi.

Gegenüber Biermaier habe er auf sein Angebot lachend erwidert: "Wenn ihr mir genügend bezahlt, fahre ich." Doch aus diesem Witz wurde schnell Realität. Am 20. September wurden die beiden Gaststarts des brasilianischen Routiniers öffentlich bekanntgegeben. "Am Ende haben wir quasi unsere Beziehung mit Abt über die Formel E hinaus verlängert", so Di Grassi.

Erinnerung an Macau-Desaster

Für Di Grassi ist die DTM zwar noch Neuland, die GT3-Sportwagen, welche in der Meisterschaft zum Einsatz kommen, sind es allerdings nicht. Sein letzter Start in der Klasse und gleichzeitig auch sein einziger Antritt im Audi R8 LMS war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Beim GT World Cup in Macau 2017 erreichte er an beiden Tagen das Ziel nicht. Bereits beim Qualifying-Rennen wurde er damals in eine Massenkollision verwickelt, am Sonntag crashte er erneut.

"Macau war ein Desaster. Der Audi R8 war sehr schwer zu fahren, vor allem verglichen mit dem Ferrari, den ich vier Jahre zuvor gefahren bin", bewertete er seine damalige Erfahrung. Damit er diesmal besser mit der inzwischen aufgerüsteten Evo-Version des Audi-GT3ers zurechtkommt, absolvierte der 37-Jährige in der letzten Woche einen Test auf dem Hockenheimring.

"Ich habe ein paar Runden gedreht, aber es reicht natürlich nicht genügend Erfahrung zu sammeln, um auf dem Level der DTM-Fahrer zu performen", bremste Di Grassi die Erwartungen. "Ich habe versucht die Strecke und das Auto ein bisschen kennenzulernen und auch zu lernen wie die Reifen funktionieren", erklärte der ehemalige Formel-1-Pilot weiter.

Aufgrund seines Erfahrungs-Rückstands wollte er auch kein konkretes Ziel nennen. "Ich bin nur hier um meine ersten Erfahrungen zu sammeln und werde ein bisschen Spaß in der DTM haben", so Di Grassi.

DTM-Zukunft? Nicht neben der Formel E

Vorerst sind die beiden Rennwochenenden nur als alleinstehende Events geplant, ohne direkte Fortsetzung in der kommenden Saison. Doch langfristig kann sich der Formel-E-Champion aus der Saison 2016/2017 durchaus eine volle DTM-Saison vorstellen: "Ich hoffe das ist nur der Anfang. Ich weiß nicht, was ich in zwei oder drei Jahren mache, aber sollte ich nicht mehr in der Formel E fahren, wäre die DTM wahrscheinlich meine erste Wahl", kündigte er an.

Im Moment will Di Grassi, der für die kommende Saison in der Elektro-Meisterschaft zu Venturi gewechselt ist, eine Doppelbelastung vermeiden. "Ich muss mich auf eine Meisterschaft fokussieren, weil sonst der Arbeitsaufwand zu hoch ist und zudem noch die Termine häufig kollidieren. Da muss man dann seine Prioritäten setzen", sagte er.

In der Vergangenheit nahm Di Grassi zwischen 2014 und 2016 neben seinem FE-Engagement auch an der Langstrecken-Weltmeisterschaft teil und absolvierte 2018 nebenher die brasilianische Stock-Car-Meisterschaft. Doch bereits damals musste er aufgrund von Terminkollisionen zwei Wochenenden in der südamerikanischen Meisterschaft auslassen.