Mögliche Gaststarts von Aston Martin mit dem Vantage GT3 und BMW mit dem brandneuen M4 GT3 sind in der noch laufenden DTM-Saison 2021 vom Tisch!

Das hat Motorsport-Magazin.com exklusiv im Rahmen der Nürburgring Langstrecken-Serie (NLS) erfahren. Interessant ist dabei, dass beide Hersteller u. a. die NLS und nicht, wie von DTM-Chef Gerhard Berger erhofft, seine Rennserie als Plattform nutzen, um ihre GT3-Sportwagen optimal auf die Rennsaison 2022 vorzubereiten.

BMW & Aston Martin: NLS statt DTM als Trainingsstätte

Für beide Autobauer geht es vorrangig darum, so viele Kilometer wie möglich abzuspulen, um Stärken, aber vor allem auch Schwächen zu erkennen, bevor die neue GT3-Generation ab 2022 von Kunden in verschiedenen GT3-Rennserien weltweit eingesetzt werden. Während Aston Martin Racing (AMR) die Rennsaison offiziell für beendet erklärt hat, plant BMW mindestens noch einen weiteren Dauerlauf unter Rennbedingungen zu absolvieren.

Wie Motorsport-Magazin.com exklusiv berichtet hat, sollte die Weltpremiere des M4 GT3 unter Rennbedingungen eigentlich beim 'Hankook 24h-Rennen' in Portimao über die Bühne gehen - exakt ein Jahr nach dem Roll-out des Fahrzeugs. Dieser Plan musste allerdings aufgegeben werden, weil der holländische Veranstalter CREVENTIC das Event aufgrund der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus in Portugal aus Sicherheitsgründen und zum Schutz der Teilnehmer absagen musste.

BMW M4 GT3 läuft wie ein Uhrwerk

Stattdessen wurden zwei NLS-Rennen in der Experimental-Klasse SPX und außer Konkurrenz unter die Räder genommen. Und erneut lief der BMW M4 GT3 am vergangenen Samstag wie ein Uhrwerk. Nach vier Stunden hatten die BMW-Werksfahrer Augusto Farfus und Philipp Eng auf Rang fünf lediglich rund 86 Sekunden Rückstand auf den siegreichen Aston Martin Vantage GT3 von Maxime Martin und Nicki Thiim.

Kein Wunder, dass Mike Krack, Leiter von BMW M Motorsport ein positives Zwischenfazit zog. "Augusto und Philipp haben erneut bestätigt, dass das Fahrverhalten und die Performance des neuen Fahrzeugs hervorragend sind. Der BMW M4 GT3 ist schnell und einfach zu fahren. Insgesamt ist das Rennen für uns von A bis Z problemlos verlaufen. Ich möchte der gesamten Entwicklungsmannschaft, dem BMW Team RMG, den Fahrern und allen am Projekt Beteiligten für die tolle Arbeit danken."

BMW erklärt: Aufwand in DTM für Nutzen zu groß

Ein mögliches Engagement in der DTM schließt Krack im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com aber aktuell aus. "Wir haben entschieden, in diesem Jahr an keinem DTM-Event teilzunehmen. Der Aufwand für ein Sprintrennen (die Distanz beträgt in der DTM laut Reglement 55 Minuten plus eine Runde, d. Red.) steht in keinem Verhältnis zu den erreichbaren Erprobungskilometern."

Und die sind für die Verantwortlichen von BMW M Motorsport offenbar eminent wichtig, was auch die bisherige Entwicklungsarbeit mit ausschließlich Test-Dauerläufen und Langstreckenrennen beweist.

Homologation steht bevor

Bezüglich der Homologation des BMW M4 GT3 läuft laut Krack aktuell ein Prozess, der aber noch bis Ende des Jahres andauern kann. "Am Auto können jetzt aber keine signifikanten Änderungen mehr vorgenommen werden, weil die vorgegebenen Daten bereits vorliegen. Wir stehen kurz vor der Inspizierung durch die FIA (Automobil-Weltverband, d. Red.)." Erst wenn die FIA ihren Segen gegeben hat, darf BMW auch offiziell an Rennveranstaltungen, beispielsweise der DTM 2022 teilnehmen.

Unterdessen sorgte das Aston-Martin-Werksteam Prodrive drei Jahre nach dem offiziellen Renndebüt des Vantage GT3 für ein historisches Ereignis am Ring, denn noch nie in der mehr als 40-jährigen Historie der NLS (vormals VLN) seit 1977 hatte ein Sportwagen des britischen Autobauers ein Rennen der beliebten Langstreckenserie gewonnen.

Aston Martin gelingt historischer Sieg auf der Nordschleife

Beim 53. ADAC Barbarossapreis war es jetzt aber endlich so weit: FIA-GT-Weltmeister Nicki Thiim und sein Partner Maxime Martin, Le-Mans-GT-Gewinner 2020, hatten nach vier Stunden einen Vorsprung von 13,887 Sekunden auf den Phoenix-Audi R8 LMS mit Frank Stippler und Vincent Kolb, der sich nach einem rundenlangen und bravourösen Zweikampf in beeindruckender Art und Weise gegen BMW-Junior Max Hesse im vom BMW-Entwicklungsteam RMG eingesetzten M6 GT3 durchsetzen konnte.

"Wow, was war das für ein Comeback! Wir haben gezeigt, was Aston Martin kann. Der Vantage war zwar nicht das schnellste Auto, aber wir waren damit sehr konstant unterwegs", freute sich Werksfahrer Nicki Thiim im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. Der Däne stellte im letzten Stint seine Extraklasse erneut unter Beweis, als er am Ende den Vorsprung kontinuierlich ausbaute. Zur Überraschung - vor allem der Konkurrenz - fuhr Thiim 5,5 Sekunden vor dem Abwinken noch einmal über die Ziellinie, obwohl er mit etwas reduziertem Tempo die Zielflagge schon nach 28 Runden hätte passieren können.

Aston Martin erklärt Rennsaison 2021 für beendet

"Unser Auto lief so gut und problemlos, dass ich mich über eine weitere Runde gefreut habe, zumal wir damit auch wichtige Daten sammeln konnten", erklärte Thiim die eigentlich unnötige 29. Runde mit einem verschmitzten Lächeln.

Es sei für ihn eine große Ehre, an diesem historischen Erfolg beteiligt gewesen zu sein, meinte Thiim, für den die Rennsaison offiziell beendet ist. Ein DTM-Start, der zwischenzeitlich möglich erschien, wird es also nicht geben. "Das müsste ich ja schließlich wissen", sagte Thiim, der dabei auch einen Verantwortlichen von AMR ins Spiel brachte.

"Wir werden in diesem Jahr an überhaupt keinem Rennen mehr teilnehmen", sagte ein Aston-Martin-Sprecher auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com und bestätigte damit das Wissen von Thiim, der sich jetzt schon auf die kommende Saison freut. "Es gibt noch viel zu tun und deshalb werden wir uns im Winter intensiv vorbereiten, um unsere für 2022 gesteckten Ziele zu erreichen."

Nach Informationen von Motorsport-Magazin.com ist zumindest momentan nicht davon die Rede, dass Aston Martin mit einem werksunterstützten Kundenteam in der DTM-Saison 2022 an den Start geht - was sich natürlich auch noch ändern könnte. Vielmehr will sich der britische Sportwagenbauer neben der Formel-1-WM verstärkt dem Langstrecken-Rennsport widmen und hat dabei mit Prodrive Siege bei den beiden berühmten 24-Stunden-Klassikern auf dem Nürburgring und in Spa im Visier.