Qualifying-Krimi bei der DTM in Assen! Nach einem von Sophia Flörsch ausgelösten Abbruch kam es zu einem wahren Shootout der schnellsten Runden für die Startaufstellung zum heutigen Sonntagsrennen. Die besten Nerven bewies dabei Winward-Mercedes-Pilot Lucas Auer, der sich seine erste Pole Position in der DTM-Saison 2021 sicherte.

Auch die Titelanwärter waren in den Schlussminuten gut aufgelegt: Marco Wittmann (Walkenhorst-BMW) sicherte sich wie schon am Vortag den zweiten Startplatz. Der Walkenhorst-Pilot hatte sich mit dem Sieg im Samstagsrennen voll im Titelkampf zurückgemeldet. Mit den zwei Extrapunkten aus dem heutigen Qualifying übernimmt Wittmann (150 Punkte) in der Meisterschaft sogar den zweiten Platz von Kelvin van der Linde (150 Punkte).

"Es war heute auf Messers Schneide", sagte Wittmann nach der nervenaufreibenden Schlussphase, in der jeder Fahrer nur einen einzigen Schuss hatte. "Meine erste Zeit wurde wegen Track Limits gestrichen, das haben wir aber erst nach dem Restart erfahren. Wir wussten, dass es mit dem Benzin extrem knapp wird. Da war eine rote Flagge nicht einkalkuliert. In der Out- und In-Lap war extremes Sprit sparen mit Lift and Coast angesagt, damit die Runde dann irgendwie passt."

Kelvin van der Linde hat Ferrari-Duo vor der Nase

Der Meisterschaftsführende Liam Lawson (AF Corse-Ferrari), am Samstag auf der Pole, schaffte es diesmal auf Startplatz drei. "Wir haben ein Live-Delta am Lenkrad und ich dachte auf meiner zweiten Runde, dass ich zurück bin", sagte Lawson bei Sat.1. "Ich habe allerdings auf eine Runde von gestern geschaut und nicht gemerkt, dass ich immer noch auf einem guten Run war!"

Der Neuseeländer kann dabei auf Unterstützung von AF-Corse-Teamkollege Alex Albon hoffen, der direkt hinter Lawson von der vierten Position startet. Dabei muss der Formel-1-Rückkehrer auch ein Auge in den Rückspiegel werfen, denn dort lauert Kelvin van der Linde (Abt-Audi) auf Startplatz fünf!

"Das war die Runde meines Lebens", atmete van der Linde auf. "Wir standen mit dem Rücken zur Wand. Ich musste liefern, eine Runde im Verkehr finden, keine Track Limits missachten und trotzdem noch schnell sein. Maximaler Druck, aber wir haben abgeliefert!"

Nachträgliche Änderung der DTM-Startaufstellung

Gaststarter und DTM-Debütant Mirko Bortolotti (T3-Lamborghini), am Samstag auf dem Podest, Titelkandidat Maximilian Götz (HRT-Mercedes) und Daniel Juncadella (GruppeM-Mercedes) komplettierten die Top-8 der Startaufstellung.

Dem Inder Arjun Maini (GetSpeed-Mercedes), zunächst Achter, wurde seine schnellste Runde nachträglich gestrichen. Der DTM-Debütant war bei seiner letzten (und schnellsten) Runde erst nach Ablauf der Qualifying-Zeit (acht Zehntelsekunden) über die Linie gefahren, daher wurde diese Rundenzeit nicht mehr gewertet. Maini rutscht dadurch auf Position 16 zurück.

Dass er zu spät über die Linie gefahren war, war zunächst nicht erfasst worden, da nach einer Roten Flagge und der Wiederaufnahme der Session aus technischen Gründen in der Zeitnahme ein Versatz von einer Sekunde entsteht. Dieser wird immer manuell nach der Sitzung korrigiert.

Flörsch sorgt für Qualifying-Abbruch

02:14 Minuten vor dem Ende musste das Qualifying mit roten Flaggen unterbrochen werden, die Zeit wurde angehalten. Auslöser war Sophia Flörsch, die die Kontrolle über ihren Abt-Audi verloren hatte und ins Kiesbett gerutscht war. Ihr Wagen musste zunächst von den Streckenwarten geborgen werden. Zu diesem Zeitpunkt belegte ihr Abt-Teamkollege Kelvin van der Linde den letzten Platz, weil er seine schnelle Runde knapp nicht beenden konnte, bevor die Session unterbrochen wurde.

Eine absolute Druck-Situation für van der Linde, weil zu diesem Zeitpunkt ausgerechnet seine drei Titelrivalen Liam Lawson, Marco Wittmann und Maximilian Götz die ersten drei Plätze in der Zeitenliste belegten. Während des Qualifyings wurde Wittmann seine bis dato schnellste Runde allerdings wegen Track Limits gestrichen, was ihn zwischenzeitlich auf P7 zurückwarf.

"Sehr bitter, aber kein Vorwurf an Sophia", sagte Abt-Teamchef Thomas Biermaier während des Qualifyings zu Sat.1 über die Nachwuchspilotin, die am Samstag ihre ersten Punkte in der DTM erzielt hatte. "Sie war auf ihrer schnellen Runde und hat alles versucht."

Laut Reglement wurde die verbleibende Qualifying-Zeit von 2:14 Minuten auf 03:00 Minuten erhöht. 'Für den verbleibenden Teil des Qualifyings wird eine Mindestfahrdauer von drei Minuten gewährleistet, auch wenn dadurch die vorgesehene Gesamtfahrzeit des Qualifyings von 20 Minuten überschritten wird', heißt es dazu im DTM-Regelbuch.

DTM-Krimi im Qualifying

Die letzten Minuten entwickelten sich zu einem echten Krimi, bei dem jeder Fahrer nur Zeit für eine schnelle Runde hatte. Am Ende war es Auer, der sich mit weniger als einer Zehntelsekunde gegen Wittmann und Lawson durchsetzte. Der Österreicher legte seine beste Runde in 1:32.414 Minuten zurück. Wittmann fehlten dahinter nur 0,073 Sekunden auf die Pole, Lawson war nur eine Hundertstelsekunde langsamer. Die Top-6 waren durch weniger als zwei Zehntel getrennt.

Feuer bei Ellis - van der Linde verzichtet

Bei den ersten Runs ließen es die Fahrer eher ruhig angehen, ein Großteil dürfte auf alten Reifen unterwegs gewesen sein. Arjun Maini führte die Zeitenliste mit einer 1:33.243 an und hatte knapp zwei Zehntelsekunden Vorsprung auf Marco Wittmann. Maxi Buhk, Timo Glock und Nico Müller folgten auf den weiteren Plätzen.

Kelvin van der Linde verzichtete als einziger Fahrer auf eine schnelle Runde. Der Abt-Pilot nahm das Qualifying erst in der zweiten Hälfte der 20 Minuten in Angriff. Auch Philip Ellis beendete den Quali-Auftakt ohne eine gezeitete Runde. Bei seinem Mercedes war am Boxenplatz links hinten ein kleines Feuer im Bereich der Bremse zu sehen.

DTM 2021: Die bisherigen Pole-Setter

RennenFahrerTeam
Monza IVincent AbrilHRT-Mercedes-AMG
Monza IIKelvin van der LindeAbt-Audi
Lausitzring ISheldon van der LindeRowe-BMW
Lausitzring IIPhilip EllisWinward-Mercedes-AMG
Zolder IKelvin van der LindeAbt-Audi
Zolder IIMarco WittmannWalkenhorst-BMW
Nürburgring IKelvin van der LindeAbt-Audi
Nürburgring IIAlexander AlbonAF-Corse-Ferrari
Red Bull Ring ILiam LawsonAF-Corse-Ferrari
Red Bull Ring IIMarco WittmannWalkenhorst-BMW
Assen ILiam LawsonAF-Corse-Ferrari
Assen IILucas AuerWinward-Mercedes-AMG